Dax-Ausblick Anleger bleiben optimistisch: Die Leichtigkeit nach einem starken Börsenjahr

Der Dax ist nur noch 300 Punkte von seiner Bestmarke entfernt.
Frankfurt Zu guter Letzt scheint sich für dieses Börsenjahr alles zum Guten gewendet zu haben. Bei verschiedenen Konflikten sieht es nach Entspannung aus: Im Handelsstreit zwischen den USA und China deutet sich die Unterzeichnung eines Abkommens an, der Brexit scheint besiegelt, Italien als Problemfeld der Euro-Zone aktuell in den Hintergrund gerückt. So erreichten mehrere Indizes wie der deutsche Nebenwerteindex MDax und die führenden US-Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq in der Vorweihnachtswoche neue Rekorde.
Auch der deutsche Leitindex Dax ist nur noch rund 300 Punkte von seinem Allzeithoch entfernt. Das alles deutet auf einen ruhigen Jahreswechsel hin. Im kommenden Jahr könnten allerdings manche Konfliktherde doch wieder für Kursausschläge sorgen.
„Ein sehr starkes Aktienjahr neigt sich dem Ende zu“, konstatiert Michael Bissinger, Analyst der DZ Bank. „Der Börsenjahrgang 2019 war klar besser als erwartet“, bestätigt Robert Greil, Chefstratege der Bank Merck Finck. Nachdem die Stimmung der Anleger über das Jahr hinweg immer wieder durch die drei großen Risikofelder Handelskrieg, Brexit und Italien belastet worden war, zeigten sich ab Herbst Zeichen der Entspannung. Ab dem Zeitpunkt haben sich die führenden Notenbanken wie die US-Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) weiter expansiver ausrichtet. Außerdem kamen aus Washington Signale, dass eine Teileinigung im Handelsstreit mit China wahrscheinlicher wird.
Danach kühlte sich die Stimmung an der Börse zunächst mangels konkreter Nachrichten wieder etwas ab. Doch in der Vorweihnachtswoche hellten sich die Mienen der Investoren erneut auf: Der Wahlsieg der konservativen Partei des britischen Regierungschefs Boris Johnson ließ die Unsicherheit über den Brexit schwinden. Und die Ankündigung des US-Finanzministers Steven Mnuchin in Washington, dass die Teileinigung im Handelsstreit für Anfang Januar zur Unterschrift bereitliege, sorgte endgültig für Festtagslaune.
So legte der US-Leitindex in der abgelaufenen Woche um gut ein Prozent zu auf 28.455 Punkte zu und streifte kurz ein neues Rekordhoch bei 28.609 Zähler. Neue historische Höchstmarken meldeten auch der breite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100. Der S&P 500 rückte in der vergangenen Woche knapp 1,7 Prozent auf 3.221 Zähler vor, der Nasdaq sogar um gut zwei Prozent auf 8. 924 Punkte.
Beide Börsenbarometer sind nunmehr sieben Handelstage in Folge auf neue Rekordmarken geklettert. In Frankfurt lugte der Dax in der Woche bereits über die 13.400 Punkte-Marke und schloss mit einem leichten Wochenplus bei 13.319 Zählern. Bis zu seiner Bestmarke fehlten damit nur noch rund 300 Zähler.
Anleger werden zunehmend sorglos
Der M-Dax der mittelgroßen Werte gewann 2,4 Prozent auf ein neues Hoch bei 28.488 Punkten. In diesem Jahr erreichten die Indizes damit allesamt Gewinne von rund einem Viertel, teilweise sogar noch mehr.
Strategen sprechen nun bereits von einer „zunehmenden Sorglosigkeit“ der Anleger, wie Bissinger von der DZ Bank mahnt. Dies, zumal der Aktienmarkt so hoch bewertet sei wie seit vielen Jahren nicht mehr. Mit Blick nach vorn besteht für ihn ein nicht unerhebliches Risiko, dass sich die aktuell vorherrschende Sorglosigkeit bereits durch wenige enttäuschende Nachrichten wieder verflüchtigen wird und die Marktteilnehmer den Risiken wieder deutlich mehr Gewicht zugestehen.
So muss das aktuelle Handelsabkommen noch unterschrieben werden, außerdem stellt es nur eine Teileinigung dar. „Trump behält somit den Schlüssel für die Zollschraube in der Hand und kann diesen weiter in beide Richtungen bewegen“, meint Bissinger.
Auch der Brexit bleibt mit Unsicherheit behaftet. Großbritannien wird aller Voraussicht nach Ende Januar aus der EU austreten, es bleiben aber nur elf Monate, um ein Freihandelsabkommen auszuhandeln, wie auch Martin Lück, Chef-Anlagestratege bei Blackrock für Deutschland und Osteuropa sagt. Die Spekulationen, dass Johnson eine Verlängerung der Übergangsphase nach dem Brexit gesetzlich blockieren lassen will, zeigen nach Ansicht der Strategen, dass ein „Hard-Brexit“ ohne Abkommen nicht ganz aus der Welt ist.
Auch wenn Hoffnung besteht, dass die politischen Krisen nicht eskalieren werden und sich das Wirtschaftswachstum auf niedrigem Niveau stabilisiert: Die Gewinnerwartungen der Analysten gelten vor allem für europäische Firmen sehr ambitioniert. Da in den Aktienkursen bereits viel Positives stecke, rechnen die DZ-Bank-Analysten mit seitwärts schwankenden Kursen in den kommenden Monaten.
Auch für Lück von Blackrock dürften zwar Wachstumszweifel fortbestehen und auch die Geopolitik immer wieder für Unruhe sorgen. Doch unterm Strich blieben die Zentralbanken mit ihrer anhaltend expansiven Politik eine Absicherung, meint er.
Für die USA rechnet Greil von Merck Finck angesichts einer wieder stabileren Konjunktur auch für das kommende Jahr mit Kurssteigerungen an den Aktienmärkten. Vor allem den Technologie-Sektor und die Gesundheitsbranche hält er für attraktiv.
Bis zum Jahresende stehen nun nur noch wenige Wirtschaftsdaten aus: In Deutschland werden Einzelhandelsumsätze und Importpreisen für November veröffentlicht. In den USA stehen neben einigen Immobilienmarktdaten mit den Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter an sowie das viel beachtete Verbrauchervertrauen für Dezember am Silvestertag. In Japan werden noch der Arbeitsmarktbericht und die Industrieproduktion für November veröffentlicht, in China die Industriegewinne.
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