Eines ihrer wichtigsten Ziele, nämlich die Banken zu einer großzügigeren Kreditvergabe an die Wirtschaft zu bewegen, hat die EZB bislang nicht erreicht. Zum anderen erreichen die europäischen Aktienmärkte - insbesondere der Dax - befeuert durch die niedrigen Zinsen Woche für Woche neue Höchststände. Diese Entwicklung ist jedoch nicht durch die konjunkturelle Entwicklung in Europa unterlegt. Insbesondere für europäische Aktien sehe ich daher die Gefahr für eine Blasenbildung. Last but not least existiert derzeit auch keine wirkliche Deflationsgefahr, die extreme Maßnahmen rechtfertigen würde. Die heutige Entscheidung der EZB geht daher zu weit.
Die EZB hat die Markterwartungen mit der Zinssenkung erst einmal erfüllt. Große Überraschungen gab es nicht, von daher wundert es mich, dass der Euro jetzt nachgibt. Nun richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Pressekonferenz mit EZB-Chef Mario Draghi, da wird sicherlich noch einiges kommen.
Die Zinssenkung war keine Überraschung. Aber es gibt den Hinweis der EZB, dass noch mehr kommt. Der Markt setzt offensichtlich darauf, dass eine starke Liquiditätsmaßnahme in hohem Umfang kommen könnte oder eine deutliche Andeutung, dass es QE durch die EZB geben könnte - deshalb fällt der Euro. Ich empfinde das allerdings als mutig, denn es könnten ja auch lediglich relativ schwache Maßnahmen verkündet werden.
Für sich betrachtet sind die Zinssenkungen und der negative Einlagezins eher symbolische Maßnahmen: Sie werden weder die Kreditvergabe in den Krisenländern maßgeblich verbessern noch das Deflationsrisiko deutlich mindern. Ich interpretiere sie aber als Startsignal und Anfang einer neuen EZB-Strategie einer stärkeren geldpolitischen Expansion. Als erste Schritte in einer Reihe von weiteren Maßnahmen in den kommenden Monaten sind sie bedeutungsvoll. Die EZB-Maßnahmen bergen große Risiken: Sie könnten die Blasenbildung und das riskante Verhalten von Banken noch verstärken. Allerdings wäre es noch riskanter und eine deutlich schlechtere Option, wenn die EZB nichts täte.
Ein negativer Zins auf die Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB wird kaum zur gewünschten Belebung der Kreditvergabe und des Interbankenmarktes führen. An Liquidität zur Kreditvergabe mangelt es im Eurosystem nicht. Es sind eher überschuldete Unternehmen beziehungsweise hohe Kreditrisiken, die in den Peripherieländern eine Ausweitung der Kreditvergabe verhindern. Die Banken werden daher vermutlich entweder ihre Überschussliquidität weiter abbauen oder lieber Verluste durch den negativen Einlagenzins in Kauf nehmen, als zu hohe Risiken an anderer Stelle einzugehen - etwa durch zusätzliche Interbankenkredite.
Die EZB hat ihren Hauptrefinanzierungssatz nur um 10 Basispunkte auf 0,15 Prozent gesenkt und nicht wie von den meisten Beobachtern erwartet um 15 Basispunkte. Wenn die EZB ihre Politik in den kommenden Monaten noch einmal lockern wollte, könnte sie ihre Leitzinsen also noch einmal senken und müsste nicht direkt zum Hammer der Staatsanleihenkäufe greifen. Der negative Einlagenzins führt nicht dazu, dass die Banken in den Krisenländern mehr Kredite an die Unternehmen ausreichen. Denn die Banken leiden nicht unter vermeintlich zu hohen Notenbankzinsen, sondern unter dem hohen Bestand fauler Kredite, an dem Negativzinsen nichts ändern. Die wahren Nutznießer des negativen Leitzinses sind die Finanzminister der hoch verschuldeten Krisenländer.
Die Zinssenkung von heute gibt wenig neue Impulse für richtiges Wachstum. Die EZB muss daher vielleicht sogar noch mehr tun. Für die Sparer ändert sich mit dem heutigen Schritt wenig. Die wichtigste Einkommensquelle für die überwältigende Mehrheit aller Europäer ist ohnehin das Gehalt, der Lohn oder die beitragsfinanzierte Rente. Das alles steigt nur, wenn die Wirtschaft wächst. Dann steigen auch die Zinsen an den Finanzmärkten - übrigens auch ohne die EZB - wieder, denn es wird mehr investiert und die Nachfrage nach Kredit steigt. Wie wir das schaffen, darüber sollten wir derzeit vor allem nachdenken.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Die Pläne von Bazooka und dicker Berta von Draghi dienen ja dem einzigen Ziel und die Botschaft ist klar: Die „strengen Haushaltsregeln“- das heisst insbesondere Begrenzung der Schuldenzuwächse – sollen gelockert werden, damit Geld frei wird für dringend benötigte Wachstumsimpulse, und zwar nicht nur in Frankreich, wo gerade die Schlüsselindustrie zusammenbricht und Südeuropa, wo die Wirtschaft in 13 Jahren Euro kaputtgemacht worden ist, sondern auch in Nordeuropa, weil bisher weder das Securities Markets Programme (SMP) von 2009 noch die Folgeprogramme ESFS, ESM und „Outright Monetary Transactions“ (OMT)-Programm der EZB, über die bereits Milliarden oder vielleicht sogar Billionen – wieviel weiß vielleicht nicht mal der EU-Politiker Draghi selbst – in den Sand gesetzt worden sind. Die Pferde können zwar zur Tränke geführt werden, aber saufen müssen sie selbst, sagt Keynes; das ist nicht nur das Problem von Draghi, sondern seit dessen Einsetzung als Übervater von Kommission, Ministerrat und Parlament auch das Problem Europas, und zwar vor allem seiner Menschen. Denn das Volk büßt immer, was die Könige tun, sagt Horaz. Und gerade die Deutschen wissen ja aus eigener leidvoller Geschichte, wohin das führt; zum Beispiel durch Studium des Programms „Mofa (Metall-Forschungs-GmbH)-Wechsel“ und seiner Folgen des ehemaligen Reichsbank-Diktators Hjalmar Schacht: eine Erholung der Wirtschaft durch Rüstung zu erweitern und durch extensive Schuldausweitung die bestehende Sozialordnung in einer diktatorischen Weise zu zerstören oder zu Gunsten neokapitalistischer Dynastien umzugestalten: Auf diesem Wege ist ja Europa schon seit 2000 (siehe – ILO-Bericht) Dies ist die Alternativlosigkeit, die Marionette Merkel immer so fest betont; und da soll mir einer sagen, Geschichte wiederholt sich nicht: In seinen negativen Merkmalen immer!!! Und immer sind auch die Menschen dabei und stimmen mit zu, damals dem Hitler und heute Mutti Mainstream von der CDU/CSU.
Mit Mitleid mit den Deutschen und der nun folgenden, schnell rotierenden Enteignungsspirale dagegen hält sich in Grenzen. (Siehe Europawahl) Die Deutschen wollen zahlen, zahlen, zahlen sonst hätten Sie anders gewält damit die Party in den Südländern weiter gehen kann. Nun, dieser Wunsch ist ihnen erfüllt worden...aber meine lieben Landsleute wollten es so. Also dann blecht mal schön, liebe Deutsche!
Ach,du Schande. Jetzt kommen wieder die Goldheinis und alle, die einen Einstieg in Atien verpasst hatten (obwohl sie hier alle so scheinschlau daher reden).
Interessant wird das Ganze, wenn wir die Perspektive wechseln und unter Berücksichtigung der Artikels "Ein Herz für schlechte Schuldner" einmal die Konsequenzen der Banken daraus bewerten:
Die Tendenz den Kunden mit günstigen Krediten hinterherzulaufen um möglichst noch ein bisschen Profit mit diesen zu machen steigt bei vielen Geldhäusern. Der Markt verändert sich, Anstatt auf hohe Margen im Anlagegeschäft zu setzen kommt es zu einem revival eines Trends, der seinen Uraprung auf dem US-Immobilienmarkt hatte, Credit Default Swaps. Die Banken werden also in absehbarer Zukunft die Kriterien für Kreditwürdigkeit heruntersetzen und auch an Kunden mit schlechter Bonität Kredite vergeben, da die Risiken auf der einen Seite veräußerbar auf der anderen Seite versicherbar sind. Dieses Szenario kennt der ein oder ander und was die Konsequenz davon ist bedarf an der Stelle auch nur bedingter Erklärung; es wiederholt sich ein fröhlicher HAndel von Kreditrisiken und der Knall lässt nicht mehr lange auf sich warten, wobei dieser wohl eher den Kollaps des Euro einführt.. Super Perspektive!!!
Bezüglich Gold finde ich die Berichterstattung erstaunlich.
Heute kostet eine Tonne Gold ungefähr 30 Millionen Euro.
Es gibt ca. 170.000 Tonnen geschürftes Gold weltweit.
Das gesamte Gold der Welt hat also grob beim jetzigen Preis einen Gegenwert von ca. 5 Billionen Euro. Würden tatsächlich alle Bundesbürger der HB-Empfehlung folgen und 15% ihres Nettovermögens in Gold tauschen müssten sie dafür 10% der Weltbestände erwerben.
Also entweder steigt der Goldpreis drastisch oder diese Handlungsalternative steht nur einem Bruchteil der Bürger offen.
Denn dass alle anderen Staaten und Privatpersonen diese Akkumulation zum heutigen Preis mitmachen ist unwahrscheinlich.
Das Golderwerbsfenster wird sich für die Masse schließen wenn diese tatsächlich dieser Empfehlung folgen würde. Das 1% findet für sein Vermögen dann schon Wege dieses über Firmentransaktionen in den Teil der Welt zu verschieben wo man noch Gold erwerben kann.
@ stefischer
Man wehrt sich besser wenn man sein Sparguthaben bei der Bank abhebt und im eigenen Umfeld Mikrokredite vergibt bzw. sich an Investitionen beteiligt.
Wer jetzt reagiert, kommt schon zu spät!
Denn der Wertverlust des Bargeldes relativ zu anderen Vermögenswerten (Aktien, Immobilien, Gold) kommt nicht erst langsam aufgrund Schwundzinsen, sondern bereits während des Senkens der Zinsen.
Denn Geld konkurriert als Anlageoption immer mit anderen Anlageformen, die statt Zinsen eben Dividenden oder Mieten abwerfen. Sinken die Zinsen, verliert das Geld relativ zu diesen an Wert. Dann stellt sich ein neues Gleichgewicht ein, bei dem Aktien, Immobilien, Gold, also generell Vermögenswerte, viel teurer sind, als vorher. Wer dann noch Geld hat, der kommt zu spät, dessen Verlust an Vermögenswert ist dann bereits eingetreten.
Sie wissen schon, dass sich die Mindestreserve proportional zu den Einlagen bestimmt? Will heißen, weniger (keine) Einlagen, weniger (keine) Mindestreserve,
Diesem "Voltaire´schen Wert" drohte sich übrigens die Indische Rupie vor einiger Zeit eklatant schnell anzunähern, weil - wie oben erwähnt - die Inder nun einmal ziemlich gut zwischen Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel unterscheiden können.
"Abbremsen" konnte man diese Naturgesetzmäßigkeit jeder ungedeckten Papiergeldwährung natürlich nur durch einen schweren Eingriff in den freien Markt, sprich: horrende Importsteuern auf Gold. Man hat die NACHFRAGE also künstlich reduziert. Langfristig muss so etwas natürlich immer scheitern, und auf kurze Frist war die Folge eine Explosion des Schwarzmarktes: so musste man Indern beispielsweise unverdauliches Metall, was ziemlich schwer auf dem Magen lag, herausoperieren... ;-)
Draghi und Konsorten konnte wohl nicht anders handeln. Das System steht definitiv mit dem Rücken zur Wand. Die Zentralbanker können nur das Blatt ausspielen, das sie in der Hand halten.
„Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null.“ Voltaire
"Gottes Mühlen mahlen langsam,
mahlen aber trefflich klein
Ob aus Langmut er sich säumet,
bringt mit Schärf' er alles ein."
Friedrich von Logau