Sparbuch und Co. werfen wegen der Zinsflaute kaum noch etwas ab, zugleich nagen die Niedrigzinsen an der Rendite von privaten Renten- und Lebensversicherungen. Dennoch liegt das Geld vor allem auf Girokonten, es steckt in Sparbüchern oder Lebensversicherung. Der größte Posten waren der Bundesbank zufolge Ende vergangenen Jahres Bargeld, Geld auf Girokonten oder Spareinlagen mit insgesamt 2.200 Milliarden Euro. Weitere 2.113 Milliarden Euro steckten in Versicherungen und Pensionseinrichtungen. 2016 hatten einer GfK-Umfrage zufolge 40 Prozent der Bundesbürger ihr Geld auf einem Sparbuch angelegt – wohlwissend, dass es sich um eine unattraktive Form der Geldanlage handelt.
Die meisten Menschen in Deutschland meiden Aktien nach wie vor. Die Zahl der Aktienbesitzer in Deutschland sank im vergangenen Jahr sogar wieder unter die Marke von neun Millionen. „Die Deutschen sind eben leider immer noch kein Volk der Anleger, sondern ein Volk der Sparer - daran hat selbst die anhaltende Niedrigzinsphase bis heute nichts ändern können“, meint der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler.
Sparer verzichten nicht nur auf Gewinne durch steigende Börsenkurse, sondern auch auf Dividenden. Nach Berechnungen von Aktionärsvertretern schütten allein die 30 Börsenschwergewichte im Leitindex Dax in diesem Jahr die Rekordsumme von 31,6 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus. Die Gewinnbeteiligung bei 640 untersuchten Aktiengesellschaften steigt im Vergleich zum Vorjahr um rund 9 Prozent auf die Bestmarke von insgesamt 46,3 Milliarden Euro.
Nicht unbedingt. Zwar gelten die Anteilsscheine langfristig als lukrative Geldanlage. Wer beispielsweise Ende 1995 Aktien kaufte und bis Ende 2010 hielt, habe in diesem Zeitraum im Schnitt 7,8 Prozent Rendite pro Jahr erzielt, rechnet das Deutsche Aktieninstitut (DAI) vor. Doch nicht jede Aktie zahlt sich aus - wie die DSW-Liste der 50 „größten Kapitalvernichter“ zeigt. Wer dort investierte, musste herbe Kursverluste hinnehmen, „die durch die Dividendenzahlungen meist nicht ansatzweise kompensiert werden konnten“, wie Tüngler erläutert.
Darüber gibt die Analyse der Bundesbank keine Auskunft. Der aktuelle Armut- und Reichtumsbericht der Bundesregierung kommt aber zu dem Ergebnis, dass die reichsten zehn Prozent der Haushalte mehr als die Hälfte des gesamten Netto-Vermögens besitzen. „Die untere Hälfte nur ein Prozent“, erläuterte Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) jüngst. Von dem seit Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland profitieren danach vor allem die Reichen. „Die unteren 40 Prozent der Beschäftigten haben 2015 real weniger verdient als Mitte der 90er Jahre“, so die Ministerin.
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Champagnerlaune für Schäuble: Die öffentlichen Finanzen quellen geradezu über. Zeit also, dem Bürger wieder etwas zurück zu geben. Ihn wollen die Parteien deshalb um 15 bis 40 Milliarden Euro entlasten. Bei den Sparern, die maßgeblichen Anteil an Schäubles guter Laune haben, kommt gleichwohl keine Freude auf. Von 2010 bis 2017 hat ihnen die Nullzinspolitik weit über 400 Milliarden Euro gekostet. Wenn das Maximalversprechen von 40 Milliarden Euro Steuerentlastungen ausschließlich den Sparern zugutekäme, dann würden diese in etwa für ihre Verluste entschädigt. Doch davon ist keine Rede. Die Politik will alle Steuerzahler entlasten, also etwa auch die Schuldner. So leiden die Sparer weiterhin, still und leise.
Was aber wäre, wenn Sparer ihre Stimme lautstark erheben und das Politikversagen anprangern würden? Ganz einfach: Sie bekämen endlich die ihnen zustehende politische Beachtung! Und das wäre der entscheidende Schritt auf dem Weg zur wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich dringend gebotenen Kurskorrektur in der Geld-, Euro- und Europapolitik! Der Finanzminister kann aber beruhigt sein: Das Leiden der Sparer wird wohl weiterhin unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
Geben ist seliger als Nehmen, man muß sich dem Projekt Europa auch finanziel hingeben. Nur so bleibt der Friede erhalten.
@Edelgard Kah 23.05.2017, 15:00 Uhr
Das ist die freundlich formulierte Variante meines Kommentars ...;-)
Eigentlich ist es eine Banalität: Wenn die EZB die Zinsen abschafft, dann gibt es keine Zinsen mehr. Dann gehen die Sparer leer aus. Aber Staat und Unternehmen sparen hohe Milliardenbeträge an Zinsen. Des einen Leid ist des anderen Freud.
Eine andere Frage ist, ob die Sparer ihre unverzinsten Guthaben in andere Anlageformen umschichten sollen. Das würde bedeuten, dass unvorstellbar hohe Beträge in den Aktien- und Immobilienmarkt fließen. Aber auf diesen Märkten gibt es wegen der Null-Zins-Politik der EZB schon heute Preisblasen, die ohnehin irgendwann platzen müssen. Werden die Preisblasen durch Zufluß weiterer gigantischer Beträge noch mehr überdehnt, brauchen wir auf ihr platzen nicht lange zu warten.
Wieder ein tendenziöser "Kauft Aktien um jeden Preis"- Artikel, diesmal etwas subtiler verpackt und mit einer Prise Panikmache gewürzt.
Das HB ist zur Drückerkolonne der Banken-Lobby verkommen.
Ich habe meine Aktien verkauft, denn ich meine, daß die Party bald vorbei ist.