Private Altersvorsorge Lebensversicherung mal anders

Die Ve5rsicherer entwickeln neue Policen.
Frankfurt Reich werden Sparer mit Lebensversicherungen wohl kaum noch. Die laufende Verzinsung der sogenannten Lebenpolicen dürfte 2016 im Schnitt unter drei Prozent fallen. Das hat das Analysehaus Morgen & Morgen berechnet. Der Garantiezins beträgt 1,25 Prozent.
Garantien und Überschüsse werden aber nur auf den Sparanteil angerechnet, also auf den Anteil, der nach Kosten und Risikoanteil für die Verzinsung übrig bleibt. „Wegen der niedrigen Zinsen könnten Verträge von einigen Versicherern bei kurzen Laufzeiten von zehn oder 15 Jahren negative Beitragsrenditen aufweisen“, sagt Peter Schneider, Geschäftsführer von Morgen & Morgen.
Trotzdem bleiben Rentenpolicen wichtig, denn nur sie bieten eine lebenslange Absicherung. „In der Diskussion um höchstmögliche Renditen wird oft vernachlässigt, dass die Rentenversicherung kein reines Investmentprodukt ist“, erklärt Schneider, „sondern vor allem dafür sorgen soll, bis zum Tod eine verlässliche Rente zu leisten.“
Da die klassische kapitalbildende Lebenpolice immer schwerer zu verkaufen ist, entwickelt die Branche Alternativen. Morgen & Morgen hat jetzt fünf alternative Produkte untersucht (siehe Kästen). Diese neuen Lebenpolicen versprechen den Kunden vorab zwar weniger Garantien, sollen dafür aber mehr Rendite bringen. Das Problem bei den alten Policen: Um die Garantiegutschriften zu leisten, müssen Versicherer vor allem in Anleihen investieren. Die sind aber massiv vom Zinsverfall betroffen.
Neue Produkte haben dieses Problem so nicht. Ohne die garantierte Verzinsung sind Versicherer flexibler in der Anlage – die Policen bieten die Chance auf höhere Renditen. Und auch ansonsten sind die neuen Policen weniger starr als ihre klassischen Vorbilder: „Bei den neuen Produkten können Kunden individueller auf Lebensphasen reagieren“, weiß Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse beim Ratinghaus Assekurata. So könne man nun mitunter Kapital einzahlen oder entnehmen. Teils könnten Kunden individuell über Abstufungen der Garantie entscheiden.
Doch es gibt auch Kehrseiten. So warnt Schneider, dass größere Renditechancen mit einem entsprechend größeren Risiko „weniger als die Inflation zu erwirtschaften“, einhergehen. Je mehr Wahlmöglichkeiten Kunden haben, umso schwieriger wird der Vergleich der Policen. „Vielfalt bringt Chancen, aber auch Intransparenz mit sich. Der Beratungsbedarf der Kunden bleibt hoch“, sagt Schneider. Die Berater müssen die Produkte verstehen, um Tarife und Wirkungsweisen erklären zu können. Und komplexere Produkte sind häufig teurer. Auch bei den neuen Policen bleiben die Kosten deshalb laut Schneider „ein wichtiges Thema“. Es folgt eine Analyse von fünf neuen Policen von Anbietern mit einer großen Marktmacht:
Allianz Komfort Dynamik
Das Produkt des Marktführers aus Stuttgart strebt einen deutlich höheren Aktienanteil an als die klassischen kapitalbildende Lebenpolicen. Statt der von den alten Policen gewohnten Zinsgarantie auf den Sparanteil erhalten Kunden zum Laufzeitende mindestens ihre Beiträge zurück oder eine Mindestrente. Teile des Policenwerts fließen in das Sicherungskapital, Teile in ein individuell angepasstes Sondervermögen. Die Aufteilung wird während der Vertragslaufzeit börsentäglich durch einen Wertsicherungsmechanismus überprüft.
Auch bei der neuen Police gehen die Altersvorsorge-Sparer ein begrenztes Risiko ein. Denn das Produkt bietet eine endfällige Beitragsgarantie sowie eine Mindestrente. Dynamisch ist die „Komfort Dynamik“, weil die Garantien sich auch erhöhen können. Dies geschieht, wenn der Anlageertrag der Police die Summe der bislang gezahlten Beiträge um 30 Prozent übersteigt.
Die Simulation von Morgen & Morgen zeigt, dass das Produkt bei einer Laufzeit von 32 Jahren und einem durchschnittlichen Beitrag von 200 Euro im Monat im Schnitt eine mögliche monatliche Rente in Höhe von 452 Euro abwirft. Unterstellt ist eine Nettowertentwicklung der Fonds von fünf Prozent. Die Effektivkosten belaufen sich auf 1,35 Prozent. Die garantierte Rente, auf die Sparer in jedem Falle einen Anspruch haben, beträgt nach den Berechnungen des Analysehauses 246 Euro im Monat.
Canada Life Generation private
Fondsgebunden Die Rentenversicherung „Generation Private“ legt Kundenbeiträge nach dem „Unitised-With-Profits-Prinzip“ anlegt. Diese Strategie bietet Renditechancen, gewährt aber auch eine Garantie: Erträge aus guten Börsenjahren werden Erträgen aus schlechten Börsenjahren gegengerechnet und so „geglättet“. So erreicht der Kunde durchschnittlich 1,5 Prozent jährliche Mindestwertentwicklung.
Sollten die Fonds zum Vertragsende besser dastehen als die „geglättete“ Rechnung, wird zum Rentenbeginn der höhere Wert ausgezahlt. Kunden können zuzahlen und sich Kapital auszahlen lassen. Nach 32 Jahren Laufzeit und einem monatlichen Sparbetrag von 200 Euro liegt die ermittelte garantierte Rente mit 208 Euro in dem Vergleich niedriger als bei Konkurrenzprodukten.
Die mögliche Rente ist mit 538 Euro jedoch höher. Die jährlichen Effektivkosten fallen mit 1,72 Prozent ins Gewicht. Canada Life wurde im 1847 in Hamilton, Ontario, gegründet und ist Kanadas ältester Lebensversicherer. Der Mutterkonzern Great-West Lifeco verwaltet ein Vermögen von insgesamt 760 Milliarden Euro.
Axa Relax Rente
Das Produkt setzt sich aus je einem Garantie-, Wertzuwachs- und Renditebaustein zusammen. Mit Garantie ist der Erhalt der eingezahlten Beiträge gemeint. Um Wertzuwachs zu erzielen, fließt ein anderer Teil der Beiträge in den Euro-Stoxx-50-Index. Rendite soll mit bis zu drei Investmentfonds erzielt werden. Kunden können jederzeit zwischen den drei Varianten Comfort, Classic und Chance wechseln.
Bei der Option Comfort wird das Index-‧Investment über die Vertragslaufzeit gleichmäßig bedient. Ist die Restlaufzeit noch lang, überwiegt das Fondsinvestment, später wird ins Sicherungsvermögen umgeschichtet. Die Option Chance verzichtet auf diese regelmäßige Umschichtung.
Die Effektivkosten sind mit 1,78 Prozent höher als beim Konkurrenzprodukt der Allianz. Altersvorsorge-Sparer hoffen daher auf eine höhere Rendite. Die mögliche Rente bei monatlich 200 Euro Sparsumme ist nach der 32-jährigen Laufzeit mit 517 Euro höher – wenn der Fonds eine Rendite von fünf Prozent jährlich erzielt. Die garantierte Rente liegt in der Morgen-&-Morgen-Simulation bei 242 Euro.
WWK Premium Fondsrente Protect
Bei dem Produkt handelt es sich um eine fondsgebundene Rentenversicherung. Die Beiträge werden garantiert, zusätzlich bestehen Ertragschancen. Das Portfolio wird abgesichert, indem börsentäglich die Aufteilung des Kundenguthabens auf den Deckungsstock und Fondsanteile geprüft und angepasst wird. 30 Fonds stehen den Sparern zur Verfügung.
Der Tausch von Fonds ist täglich möglich, Ausgabeaufschläge fallen nicht an. Kunden wählen bei Vertragsabschluss die Höhe ihrer Garantie selbst. Sie kann zwischen 50 und 100 Prozent der Beitragssumme liegen. Das Gesamtguthaben wird in einen konventionellen und einen fondsgebundenen Teil aufgespalten. Nach 32 Jahren Laufzeit kommt der Sparer nach der Analyse von Morgen & Morgen auf eine garantierte Rente von 243 Euro.
Die ermittelte mögliche Rente, die bei einer Fondsrendite von fünf Prozent erreichbar wäre, liegt mit 362 Euro deutlich hinter den Werten der Konkurrenz. Die Effektivkosten liegen mit 3,09 Prozent höher als bei den Produkten der Wettbewerber.
Swiss Life Maximo Privatrente Income
Das Vertragsguthaben wird in drei Investments (Töpfe) angelegt: in das Basis-Investment (klassischer Deckungsstock), in das zentrale Investment (Wahl zwischen drei Index-Fonds) und in das ergänzende Investment (freie Fonds). Ein anlageoptimierender Algorithmus überprüft täglich die Verteilung des Kundenkapitals auf die drei Töpfe.
Bis zum vereinbarten Rentenbeginn können Kunden wählen: In den letzten Jahren vor Rentenbeginn können sie sich ihr Guthaben zum Beispiel bis zu 100 Prozent absichern lassen. Oder sie schichten Teile in eine risikoärmere Anlagestrategie um. Kunden können Fonds auch verändern. Nach 32 Jahren garantiert Swiss Life eine Rente von 241 Euro. Die mögliche Rente liegt mit 402 Euro im Mittelfeld. Basis ist ein monatlicher Beitrag von 200 Euro, der 32 Jahre lang angespart wird. Die Effektivkosten betragen 2,02 Prozent. Der Vertrag ist flexibel: Ab dem vollendeten 62. Lebensjahr können Leistungen auch vor dem vereinbarten Rentenbeginn abgerufen werden. Man kann den vereinbarten Rentenbeginn auch hinausschieben.