Profi-Geldeintreiber Klamme Kommunen setzen auf Inkasso-Dienste

Die Probleme der Gemeinden und Städte könnten zu einem Arbeitsbeschaffungsprogramm für die Inkasso-Unternehmen werden.
Berlin Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) schlägt Alarm. „Die öffentliche Hand ist ein schlechter Zahler und ein großzügiger Gläubiger. Etwa jede zehnte Forderung der Städte und Gemeinden wird nicht zeitnah beglichen“, stellt BDIU-Präsident Wolfgang Spitz fest. Die Außenstände der Kommunen beliefen sich im vergangenen Jahr auf mehr als 20 Milliarden Euro.
Die Probleme der Gemeinden und Städte könnten zu einem Arbeitsbeschaffungsprogramm für die Inkasso-Unternehmen werden. So will künftig die Stadt Essen mit den Forderungsmanagern kooperieren, wenn ihre Bemühungen, das Geld einzutreiben, gescheitert sind. Nach misslungenen Mahnaktivitäten und Vollstreckungsversuchen könnten dann die Inkasso-Unternehmen ins Spiel gebracht werden. Andere finanzschwache Kommunen besonders in Nordrhein-Westfalen tun das bereits. Als Vorreiter dieser Entwicklung gilt Wiesbaden.
Im BDIU sind nach eigenen Angaben 560 der 750 in Deutschland aktiven Inkasso-Unternehmen organisiert. Sie zählen mehr als 500.000 Auftraggeber und sehen sich als „unverzichtbaren Partner der Wirtschaft“. Denn durch ihr Forderungsmanagement würden die Inkassounternehmen jährlich fünf bis zehn Milliarden Euro wieder der Wirtschaft zuführen. Jährlich würden 20 Millionen außergerichtliche Mahnungen bearbeitet.
Jahrelang haftete ihnen ein gewisses Schmuddel-Image an, das sie durch einen Code of Conduct, also verbindliche Verhaltensregeln, und die Einrichtung eines Ombudsmannes, an den man sich bei strittigen Fällen wenden kann, versuchen abzustreifen. Selbst meint der Verband, dass das Image des Berufsstandes auch durch die freiwillige Selbstkontrolle nachhaltig verbessert wurde.