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Türkische Währung So profitieren Verbraucher vom Lira-Verfall – die 5 wichtigsten Antworten

Die türkische Lira gibt deutlich nach – und Ausländer können davon profitieren: beim Urlaub, bei Ferienimmobilien und sogar bei Bankgeschäften.
21.08.2018 - 16:07 Uhr 1 Kommentar
Lira: So profitieren Verbraucher vom Verfall der türkischen Währung Quelle: gms
Bosporus

Viele Pauschalurlauber spüren den Kursverfall der Türkischen Lira nur vor Ort.

(Foto: gms)

Frankfurt Die Türkei kämpft gegen den wirtschaftlichen Abstieg. Die Landeswährung Lira hat seit Jahresbeginn gegenüber dem Euro über 50 Prozent an Wert verloren und notierte am Dienstag nahe ihrem Rekordtief bei rund sieben Lira pro Euro. Auch die Deutschen spüren erste Auswirkungen des Währungsverfalls. Das Handelsblatt gibt einen Überblick, wie Verbraucher jetzt oder in Zukunft von der Lira-Schwäche profitieren können – und wo Risiken lauern.

Wie können Türkei-Urlauber profitieren?
Die überwiegende Mehrheit der deutschen Reisenden bucht ihren Türkei-Urlaub als Pauschalreise einige Monate im Voraus. „Die Hotelpreise sind längerfristig vereinbart und nicht vom aktuellen Wechselkurs bestimmt“, erklärt eine Thomas-Cook-Sprecherin. Diese Urlauber spüren den Verfall der Lira vor Ort also nur, wenn sie ein Eis, das Taxi oder Souvenirs bezahlen.

Mittelfristig könnten Türkei-Reisen jedoch durchaus günstiger werden. „Dafür bleibt abzuwarten, wie sich der Wechselkurs und auch die Vertragsgestaltungen zwischen türkischen Hoteliers und deutschen Veranstaltern entwickeln“, meint Tourismusforscher Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule Wilhelmshaven.

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Wer ab dem 1. Juli seinen Türkei-Urlaub gebucht hat, kann auch noch auf einen Preisnachlass hoffen. Der Hintergrund: Das neue EU-Reiserecht sieht vor, dass nicht nur Kostensteigerungen bis zur Obergrenze von acht Prozent des Reisepreises an die Kunden weitergegeben werden können, sondern auch Kostensenkungen.

„TUI und Thomas Cook haben diese Klausel zum Beispiel gestrichen. Alltours dagegen hat sie noch in den Reiseverträgen und müsste den Kostenvorteil meiner Meinung nach auch an den Kunden auf dessen Anfrage hin weitergeben“, meint Kirstges. Der Veranstalter könne allerdings Verwaltungskosten gegenrechnen.

Wie sicher ist Tages- und Festgeld bei türkischen Banken?
Türkische Banken buhlen seit Jahren um deutsche Sparer. Aktuell bieten laut dem Vergleichsportal Biallo die Ziraatbank 1,1 Prozent und die Denizbank 1,0 Prozent denjenigen an, die 5.000 Euro für zwei Jahre fest anlegen wollen. Damit liegen beide unter den Top-4-Angeboten der Vergleichsseite.

Auf dieses Niveau wollte jüngst auch die Oyak-Anker-Bank ihre Zinsen anheben, zog die Offerte dann aber zurück. „Die Bank fürchtet wohl negative Schlagzeilen, dass eine türkische Bank Geld braucht“, meint Max Herbst von der FMH-Finanzberatung.

Fakt ist: Die türkischen Banktöchter in Deutschland sind rechtlich eigenständig von ihren Muttergesellschaften. Bei Ziraatbank, Akbank, Oyak-Anker-Bank und Isbank sind die ersten 100.000 Euro durch die deutsche Einlagensicherung geschützt. Bei der Denizbank greift der Schutz der österreichischen, bei der Garantiebank der der niederländischen Einlagensicherung. Kunden könne das türkische Mutterhaus hier völlig egal sein, meint Herbst.

Verbraucherschützer raten jedoch, nur Institute mit deutscher Einlagensicherung auszuwählen. Denn „die Verlässlichkeit einer nationalen Einlagensicherung hängt stets auch von politischem Willen und finanziellen Mitteln des jeweiligen Landes ab“, sagt Nils Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg

Werden Waren aus der Türkei billiger?
Vorerst nicht. Die Preise vieler türkischer Produkte hat der deutsche Einzelhandel mit türkischen Exporteuren vertraglich festgelegt, erklärt Jürgen Matthes, Ökonom am IW Köln. „Kurzfristig dürften sich diese Preise für den Endkunden daher nicht verändern.“

Doch es gibt Hoffnung. „Sollte sich die Lira bis zum Abschluss neuer Verträge nicht deutlich erholen, dann werden die Preise für türkische Waren in Deutschland durchaus sinken“, so Matthes' Ausblick.

Senken deutsche Hersteller, die in der Türkei produzieren, die Preise?
Die Türkei ist ein Textilproduktionsland: Hugo Boss etwa fertigt hier 18 Prozent seiner Ware, vor allem Anzüge. 80 Prozent der Kosten macht das Rohmaterial aus, das vor allem aus Italien stammt. Der Rest sind Arbeitskosten, die durch den Lira-Verfall tendenziell sinken. „Hugo Boss ist ein leichter Profiteur der Währungskrise“, meint Volker Bosse, Analyst bei der Baader-Bank.

Doch der Effekt wird gedämpft: „Weil die Lebenshaltungskosten durch die Inflation vor Ort steigen, wird das Unternehmen seine Löhne auch bald anheben müssen, um die Mitarbeiterzufriedenheit nicht zu gefährden.“ Den Aktienkurs dürfte die Türkei-Krise jedenfalls nicht nachhaltig beflügeln, meint Bosse.

Ob ein deutsches Unternehmen, das in der Türkei produziert und von dort exportiert, seine sinkenden Kosten an Kunden im Ausland weitergibt, hänge von der Unternehmensstrategie ab, sagt Ökonom Matthes. „Je preissensibler die Nachfrage ist, desto mehr werden sie geneigt sein, die Preise zu senken.“

Lohnt sich der Kauf einer Ferienimmobilie an der türkischen Riviera?
Die rapide Abwertung der Lira lockt auch Immobilienkäufer an. „In den letzten Wochen verzeichnen wir eine Verdopplung der Anfragen“, berichtet Philipp Förmer, Chef von Timondro.de, einem Vermittler für Immobilien in der Türkei. Eine stark gestiegene Nachfrage bestätigt auch Heike Tanbay, Geschäftsführerin und Lizenznehmerin von Engel & Völkers in Bodrum, „vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, Deutschland, Schweiz und Österreich, aber auch von Engländern und Kunden aus dem mittleren Osten.“

Kurzfristig könne man durchaus ein Schnäppchen machen – und zwar eher bei den Immobilien, die in Euro gelistet sind, was rund 70 bis 80 Prozent des Marktes ausmache, meint Förmer. „Doch auch die Euro-Preise werden bald steigen.“ Denn die Bauträger reagierten auf die steigende Nachfrage.

Außerdem würden sie ihre Verkaufspreise anhand der aktuellen Kosten kalkulieren – und diese schießen wegen der schwachen Lira in die Höhe. Tanbay sieht vor allem bei neuen Projekten attraktive Investitionsmöglichkeiten für ausländische Käufer, „da sie bis Ende des Jahres von der Mehrwertsteuer in Höhe von 18 Prozent befreit sind.“

Erste Experten warnen jedoch bereits vor einem Einbruch am türkischen Immobilienmarkt. „Zwischen 2008 und 2016 stiegen die Immobilienpreise kontinuierlich. Seit 2016 sind sie stabil“, berichtet Tanbay. Sie erwartet künftig ein etwas niedrigeres Preisniveau als 2016, als sie in ihrem Lizenzgebiet Spitzenpreise von bis zu 10.000 für den Quadratmeter sah.

Förmer ist optimistischer: „Immobilien sind ein Schlüsselsektor in der Türkei, der politisch stark gefördert wird. Wir erwarten in den Ferienregionen Antalya, Alanya und Bodrum sowie in Istanbul auch in den nächsten Jahren steigende Preise“, sagt er.

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1 Kommentar zu "Türkische Währung: So profitieren Verbraucher vom Lira-Verfall – die 5 wichtigsten Antworten"

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  • Doch es gibt Hoffnung. „Sollte sich die Lira bis zum Abschluss neuer Verträge nicht deutlich erholen, dann werden die Preise für türkische Waren in Deutschland durchaus sinken“, so Matthes' Ausblick.
    ...
    Ich finde Ihren Artikel moralisch verwerflich formuliert.
    Natürlich ist es ein " Vorteil", für in Euro verdienende Reisende, dass der Türkei Urlaub ( noch!) günstiger werden könnte... Aber die Formulierung, welche ich oben reinkopiert habe, ist schon an der Grenze.

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