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Verbraucherschutz Neues Modell einer privaten Altersvorsorge ohne Kapitalgarantie

Der Bund der Versicherten will die private Altersvorsorge unabhängig von den Lebensversicherungskonzernen machen. Sein neues Konzept soll dabei helfen.
11.03.2020 - 13:00 Uhr Kommentieren
Die fehlende Altersabsicherung vieler Menschen beschäftigt die Verbraucherschützer. Quelle: Stone/Getty Images
Rentnerpaar

Die fehlende Altersabsicherung vieler Menschen beschäftigt die Verbraucherschützer.

(Foto: Stone/Getty Images)

Frankfurt Dass die gesetzliche Rente künftig nicht mehr ausreichen wird, um den aktuellen Lebensstandard zu sichern, ist vielen Verbrauchern zwar bewusst. Doch trotz der Möglichkeiten, die betriebliche und private Altersvorsorge bieten, sind weite Teile der Bevölkerung nicht ausreichend für das Alter abgesichert. Vor allem die Riester-Rente, als Form der privaten Altersvorsorge mit staatlicher Förderung, wird als teuer, starr und renditeschwach kritisiert. Der Bund der Versicherten (BdV) stellt daher nun das Konzept der Basisdepot-Vorsorge vor. Das Ziel der Verbraucherschützer: Die private Altersvorsorge soll unabhängig von den Lebensversicherungskonzernen werden.

Politisch steht allerdings aktuell eine Reform der Riester-Rente auf der Agenda. Die geförderte private Vorsorge hat bisher nicht die gewünschte Verbreitung erreicht mit ihren gut 16 Millionen Verträgen. Der Großteil der Förderrente entfällt auf Versicherungen. Vor allem bei diesen werden hohe Kosten und niedrige Renditen angeprangert.

Außerdem gelten die Förderbedingungen als zu kompliziert. Wie die CDU im Dezember beschlossen hat, sollen die Anbieter die Produkte verbessern und die Zahl der Verträge so in den nächsten drei Jahren um 30 Prozent steigern. Dazu läuft derzeit eine Konsultation der Bundesregierung unter anderem mit den Riester-Anbietern: Versicherern, Fondshäusern und Bausparkassen.

Kernbestandteil vieler Lebensversicherungsverträge und auch der Riester-Rente ist eine Garantie der eingezahlten Beiträge bei Beginn der Auszahlung. Das Problem daran: Die Garantien gehen zulasten der Rendite. Der Branchenverband GDV fordert daher die Absenkung der Beitragsgarantie auf 80 Prozent bei neuen Riester-Verträgen.

Hier kommt der BdV ins Spiel: Sollte die Politik entscheiden, dass eine zusätzliche kapitalgedeckte Altersvorsorge auch ohne Garantien möglich ist, empfiehlt der Verband das Modell der Basisdepot-Vorsorge. In diesem Depot könnten neben den Riester-Verträgen unter anderem auch Sparkonten, Wertpapiere und Genossenschaftsanteile verwahrt werden. Möglich seien dann Finanzprodukte mit und ohne Beitragsgarantie. Der komplette Depotbestand soll nach den Regeln, die bisher für Riester- und Rürup-Verträge gelten, förderfähig sein.

Transparenter Kostenausweis wichtig

Wenn der Beitragserhalt nicht mehr verpflichtend ist, darf es dem BdV zufolge auch keinen Verrentungszwang geben, wie er heute bei Riester- und Rürup-Verträgen vorgeschrieben ist. Anleger sollen für die Kapitalauszahlung zwischen einer Rente und einer Einmalzahlung wählen können. Bestehende Riester- oder Rürup-Verträge oder bislang ungeförderte private Altersvorsorgeprodukte sollen nachträglich ein Kapitalwahlrecht erhalten.

„Die Basisdepot-Vorsorge ermöglicht selbstbestimmte Altersvorsorge ohne Verrentungszwang und ist damit unabhängig vom System der deutschen Lebensversicherer“, sagt BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. Damit würde der Wettbewerb zwischen den Produktanbietern geschärft, was auch zu kostengünstigeren Riester-Produkten führen könnte.

Ab dem Zeitpunkt, ab dem ein Finanzprodukt einen „Sticker Basisdepot-Vorsorge“ erhalte, könne das Kapital aus einem solchen Vertrag erst ab dem 62. Lebensjahr kommen, erklärt Kleinlein. Nur in sozialen Notlagen seien – förderschädliche – Teilentnahmen möglich. Der Depotbestand sei zudem vererbbar.

Wichtig ist den Verbraucherschützern ein transparenter Kostenausweis. Die Verrentung sei bei vielen Versicherungsverträgen sehr teuer, erklärt Kleinlein. Darüber hinaus fordert Michael Ortmann von der Beuth Hochschule für Technik Berlin Angaben zur Nachhaltigkeit der Produkte. „Lebensversicherer müssen alle ihre Kapitalanlagen nachhaltig gestalten, damit eine Police als nachhaltig deklariert werden kann“, betont der Professor. Bisher schaffe das kein einziger deutscher Versicherer

Ob eine solche Basisdepot-Vorsorge seitens der Politik möglich werden könnte, ist offen. Bislang droht die Bundesregierung den Produktanbietern, eine staatlich organisierte Altersvorsorge einzuführen – sollte es nicht gelingen, mehr Bürger für die Riester-Rente zu begeistern.

Vorschläge, wie ein solches Produkt aussehen könnte, gibt es mehrere, wie etwa die Extrarente der Verbraucherzentralen und die Deutschlandrente der hessischen Landesregierung. All diese Produkte könnten Kleinlein zufolge Bestandteil der Basisdepot-Vorsorge sein. Für den Fall, dass die Politik weiterhin Garantien in Altersvorsorgeverträgen vorsieht, hat der BdV mit Partnern das Vorsorgekonto entwickelt, eine kostengünstige Kapitalanlage, die breit gestreut in Aktien- und Rentenfonds investiert.

Mehr: Kunden zahlen Milliarden in Lebensversicherungen ein

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