Wie die Deutschen zu Geld stehen: Nation der Geldglucken
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Wie die Deutschen zu Geld stehenNation der Geldglucken
Wie stehen die Deutschen zum Geld? Neue Umfragen zeigen, wie groß die Angst vor Armut ist und wie paradox ihr Verhalten ist. Und wie viele bereit wären, für eine Million Euro ein Jahr lang auf Sex zu verzichten.
Frankfurt In Sachen Geld sind die Deutschen ängstlich und misstrauisch. Jeder zweite fürchtet sich davor, zu verarmen. Drei Viertel glauben, dass „die Banken versuchen, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen“. Und zwei Dritteln gefällt die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens. Wobei die Hälfte der Deutschen trotz Grundeinkommens weiterarbeiten würde, wie bisher.
Die Zahlen stammen von dem Meinungsforschungsinstitut Yougov, das an diesem Montag das Buch „Wir Deutschen und das Geld“ herausbringt. Nicht nur diese Fakten vermitteln das Gefühl, dass den Deutschen das Thema Geld wichtig ist. Das Allensbach Institut fand kürzlich heraus, dass es nicht die Flüchtlinge oder die Terrorangst sind, die die Deutschen zwischen 30 und 59 Jahren am meisten beschäftigt. Die Mehrheit hält die Unterschiede zwischen Arm und Reich für das größte Problem in Deutschland.
Mit wem reden Sie über Ihr Geld?
Offen über die eigene finanzielle Situation zu reden, gilt für viele Deutsche als verpönt. Die Höhe des Gehalts geht niemanden etwas an – bis auf den eigenen Partner. Rund 59 Prozent geben in einer Umfrage von „Yougov“ an, dass sie mit ihrer besseren Hälfte über das eigene Geld reden.
Doch schon bei Mama und Papa hört es für die meisten auf. 29 Prozent sagen, dass die eigenen Eltern über die finanzielle Situation Bescheid wissen dürfen.
Ähnlich verhält es sich bei den engeren Vertrauten. 28 Prozent der Befragten tauschen sich mit ihren Freunden über Gehälter aus.
Der größere Familienkreis darf nur für weniger als ein Viertel der Befragten über das eigene Geld Bescheid wissen – 23 Prozent.
Brisant wird es bei den eigenen Arbeitskollegen. Gehälter vergleichen nur rund sieben Prozent der Befragten.
Ebenfalls sieben Prozent befinden, dass man die eigene finanzielle Situation auch mit flüchtig Bekannten teilen kann.
Jeder Siebte hat laut der Befragung niemanden, dem man sich in der Frage des Geldes anvertrauen kann. 14 Prozent behalten ihr Gehalt für sich.
Dabei scheint das Land bereits auf dem Weg der Besserung zu sein. Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln zeigen, dass im Zeitraum 2009 bis 2013 das reale Bruttoeinkommen der zehn Prozent mit dem niedrigsten Einkommen deutlich stärker gestiegen ist als das der anderen Einkommensgruppen.
Auch in Sachen Verarmung im Alter beruhigt das Institut. Zwar lag demnach im Jahr 2014 etwa die Hälfte der gesetzlichen Renten im Bereich des Grundsicherungsanspruchs eines Singles oder darunter. Doch die Grundsicherung sei im Alter trotzdem wesentlich seltener beansprucht worden als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die Absicherung im Alter gelinge zumeist durch eine Kombination aus gesetzlicher Rente, privater Vorsorge und Hilfe durch den Partner.
Trotzdem: „Schulden machen uns Bauchschmerzen und Sorgen“, so Holger Geißler, Herausgeber des neuen Buches. Das ist in anderen Länder sicherlich ganz anders, wo man Konsum viel stärker auf Pump finanziert.“ Beim Thema Altersvorsorge sieht Autor Christoph Drösser eine Schere. Denn nach der Studie glauben zwar 50 Prozent, dass sie womöglich im Alter arm werden. „Aber weniger als die Hälfte zieht die Konsequenz, privat vorzusorgen. Abgesehen davon wissen die wenigsten, wie viel sie überhaupt an Rente bekommen.“
Wie häufig reden Sie mit einem Bankberater?
In einer von „Yougov“ durchgeführten Umfrage gaben nur drei Prozent an, dass sie mindestens einmal im Monat den Gang zum Bankberater unternehmen.
Für zwölf Prozent gehört das Gespräch mit dem Bankberater zum halbjährlichen Ritual.
Zumindest ein Mal pro Jahr lassen sich exakt ein Viertel der Befragten in der Bank ihres Vertrauens blicken.
Rund 13 Prozent gaben an, dass sie sich einmal alle zwei bis drei Jahre beim Bankberater blicken lassen.
Für vier Prozent findet das Gespräch alle vier bis fünf Jahre statt.
Für fast ein Viertel der Befragten – 24 Prozent – findet die Besprechung mit dem Bankberater noch seltener statt.
Eine Beratung über die eigenen Finanzen nehmen rund ein Fünftel nicht in Anspruch. 19 Prozent der Befragten haben noch nie mit einem Bankberater gesprochen.