
Schlange vor einem Geldautomaten der Laiki Bank in Larnaka.
Jahrelang haben Zyperns Banken viel riskiert. Sie investierten mit Vorliebe in hochverzinste Anleihen, unter anderem aus Griechenland. Das Geschäftsmodell schien zu funktionieren, zumindest zeitweise. Die Bilanzsumme der Banken wuchs auf das Siebenfache der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes. In Nikosia errichteten die prosperierenden Geldinstitute repräsentative Hauptverwaltungen. Auch die Kunden profitierten, sie erhielten üppige Zinsen für ihr Geld, zudem profitierten sie von niedrigen Steuern. Macher Kleinsparer wird von den Gefahren nichts geahnt haben, andere wiederum legten ihr Geld ganz gezielt in Zypern an.
Ein Konto bei einer zyprischen Bank hat über die vergangenen fünf Jahre mehr als 24 Prozent eingebracht. Ein Bankkunde, der 10.000 Euro im Januar 2008 – dem Jahr, in dem Zypern den Euro einführte – auf ein Sparkonto in Zypern anlegte, verdiente bis heute 2.420 Euro. Das ist fast das Doppelte dessen, was ein vergleichbares Konto in Deutschland bescherte. In dem Fall lag das Plus bei etwa 1.300 Euro, wie Daten der Bundesbank belegen.
„Banken in Ländern wie Zypern und Griechenland konnten höhere Zinsen zahlen, weil sie auch mehr an Krediten verdienten“, sagte Dirk Becker, Bankenanalyst bei Kepler Capital Markets, gegenüber Bloomberg News. „Hinzu kommt, dass zyprische Banken in der Vergangenheit eine ganze Menge in hochverzinste griechische Anleihen investiert haben.“
„Hilfe steht nicht auf der Tagesordnung, denn Griechenland sagt selbst, dass es im Augenblick keine Hilfe braucht."
Bundeskanzlerin Angela Merkel am 21. März 2010
Ende April beantragt Griechenland offiziell Finanzhilfe, im Mai beschließen die EU, die Europäische Zentralbank (EZB) und der Internationale Währungsfonds (IWF) das erste Griechenlandpaket.
„Die Rettungsschirme laufen aus. Das haben wir klar vereinbart."
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am 24. Juli 2010
Die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (ESFS) ist zwar zeitlich befristet, aber die Euro-Finanzminister einigen sich Anfang 2012 auf den dauerhaften Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM).
„Ich werde langsam müde, diese Gerüchte immer wieder zu dementieren."
Griechenlands früherer Finanzminister Giorgos Papakonstantinou am 18. April 2011
Im Oktober beschließen die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone einen Schuldenschnitt für Griechenland: Private Gläubiger und Banken verzichten auf 50 Prozent ihrer Forderungen.
„Wir haben jetzt ein Land unter dem Schirm, das ist Irland. Und damit ist das Volumen noch weit davon entfernt, ausgeschöpft zu sein."
Bundeskanzlerin Angela Merkel am 12. Januar 2011
Im April 2011 stellt Portugal Antrag auf Hilfe. Es wird klar, dass die bisher hinterlegten Bürgschaften nicht ausreichen, um die Kredite zu den gewünschten Zinskonditionen zu beschaffen. Im Juni beschließt die Euro-Zone, den EFSF auf 780 Milliarden Euro aufzustocken, durch den sogenannten Hebel wird das Volumen im Oktober auf mehr als 1000 Milliarden Euro erhöht.
„Eine gesamtschuldnerische Haftung wird es nicht geben, solange ich lebe."
Bundeskanzlerin Angela Merkel am 26. Juni 2012
Im Oktober 2012 schlägt die Troika aus EU, EZB und IWF den Finanzministern der Euro-Zone einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland vor: Auch die öffentlichen Gläubiger sollen Athen nun einen Teil ihrer Forderungen erlassen. Damit würde die Rettung Griechenlands erstmals die deutschen Steuerzahler wirklich Geld kosten. Schäuble lehnt ab und schlägt vor, Griechenland mehr Zeit zu geben.
Die Europäische Union garantiert, dass Ersparnisse bis zu 100.000 Euro innerhalb der Währungsunion sicher sind.
Im Fall Zyperns war die Politik kurz davor, gegen ihre eigenen Zusagen zu verstoßen. Zunächst war geplant, Kleinsparer an der Bankenrettung zu beteiligen. Nach empörten Protesten wurde die Zwangsabgabe überarbeitet. Nun müssen nur noch zyprische Sparer mit einem Vermögen über 100.000 Euro haften.
„Zypern war nun ein ganz besonderer Fall, das wusste jeder.“
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am 28. März 2013
Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem hatte zuvor in Interviews die Einbeziehung von wohlhabenden Kunden zyprischer Banken in die Maßnahmen zur Zypern-Rettung als richtungsweisend hingestellt. Er bezeichnete sie als „Blaupause“ für andere Länder, relativierte die Aussagen dann später wieder.
Der Schuldenschnitt in Griechenland brachte das Kartenhaus der zyprischen Banken zum Einsturz. So hatte allein die Laiki Bank, die zweitgrößte des Landes, rund drei Milliarden Euro in griechische Papiere investiert. Das entsprach fast dem gesamten Eigenkapital. Nach Schuldenschnitt und Anleiherückkauf blieben davon nur 330 Millionen übrig – ein Verlust von 90 Prozent.
„Die Banken saßen auf riesigen Einlagen, und es war viel leichter, mit Bondgeschäften am Jahresende Gewinne auszuweisen als mühsam Kredite zu vergeben. Das war eine große Versuchung für die Manager, die damit ihre Boni verdienten“, kritisierte Michael Sarris. Der Ökonom, Banker und Finanzminister der Republik Zypern warf den Bankern Leichtsinn vor: „Ein guter Chairman hätte seinen Managern gesagt: nehmt 100 Millionen in die Hand, investiert einen kleinen Teil unseres Kapitals – aber riskiert nicht alles. Doch genau das haben sie getan.“
Die in Schieflage geratenen Banken drohen die gesamte Insel in die Pleite zu stürzen – und die Sparer sind mit dran. Ein Hilfspaket ist nötig, um das Schlimmste zu verhindern. Europäische Union, Europäische Zentralbank (EZB) und der Internationale Währungsfonds (IWF) wollen Zypern ein Hilfspaket in Höhe von zehn Milliarden Euro gewähren. Doch die Geberländer knüpfen ihre Zusagen an harte Bedingungen. Weitere sieben Milliarden Euro muss das Land selbst aufbringen – über Steuererhöhungen und eine Zwangsabgabe auf Bankeinlagen. Damit müssen auch Sparer und Anleger ihren Beitrag leisten.

145 Kommentare zu "Zypern: Viel riskiert, kalt erwischt"
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wo ist diese Alternative ?
Schäuble sitzt ja jetzt schon in den Startlöchern und starrt wegen des angekündigten Rückgangs der Nettoneuverschuldung bis 2015 auf die Ansprüche der Menschen dieses Landes in Form der Forderungen der Sozialkassen an den Staat; zunächst die Rücklagen der GKV von 18 Mrd. Euro, die die GKV – als Sparkassen ihrer politischen Auftraggeber - ihren Mitgliedern im Namen dieses gesetzgebenden Leviathan, der offensichtlich jeden Bezug auf persönliches Schicksal längst verloren hat, ohne irgendwelche Gegenleistung abgeknöpft hat; eine Steuererhöhung durch die Hintertür; und wenn´s nicht reicht, dann werden auch die rd. 5 Bio. Euro Forderungen der Sozialkassen aus Pensionen, Renten, Krankheit und Pflege kassiert, blickt doch hier zu Lande, wo Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit ein Fremdwort geworden ist, außer Bernd Raffelhüschen ohnehin niemand mehr durch. Typen wie Schäuble & Co aus den farbentragenden Parteien (rot-rot-grün-gelb-schwarz) machen sich kein Gewissen draus, den Menschen auch noch den Notgroschen von der Bank zu holen, wenn sie damit ihre perversen politischen Albträume verwirklichen können oder Erpressungsversuchen gesetzter Eurokraten bzw. Internationaler Apparatschicks wie Obama, Putin, Schröder und Medwedjew hoffnungslos unterliegen:
Meine lieben Landsleute, passt gut auf: Zypern und Griechenland ist überall – wählt endlich eine „Alternative für Deutschland“
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Peter Kraa
@Rechner - echt? gibt es Banken in Deutschland wo die Anleihegläubiger vor den Sparern bei einem Bankrott ausbezahlt werden? Welche denn? ich möchte sicher sein, daß mein Geld nicht dort ist.
Ich sehe es wie kit_fisto !! (bzw. der von mir hoch geschätzte Rechner) >>> hört sich zwar schleimig an, ist aber so.
>>> Habe mir das Zitat gesern auch raus kopiert, weil mir klar war,dass es die HB-Online Redaktion nicht stehen lassen wird...
Liebe Redaktion,
warum wird im Forum eigentlich mit zweierlei Maß gemessen, wenn es um die Zensur vo Kommentaren geht? Manche "Diskussionsteilnehmer" gehen andere massiv persönlich an, ohne etwas zum Thema beizusteuern, trotzdem stehen deren "Kommentare" z.B. von gestern immer noch online.
Was mich etwas wundert: Über Poltiker, Beamte, Rechtsanwälte, Bankmitarbeiter usw. darf hier jeder Querulant und Verschwörungstheoretiker schreiben was er will (persönliche Beleidigungen z.B. über Merkel, Schäuble, genauso Steinbrück oder Trittin stehen zu fast jedem Bericht der Onlineausgabe) und das ist dann okay? Darf ich die nicht gelöschten Beiträge dann als Meinung der Redaktion ansehen, oder wie??
Rechner stellt seine , wenn auch kontroverse, Aussage online und kurz darauf ist sie gelöscht.
Wobei der größere Teil der Aussage einfach geschichtlich belegt- wenn auch drastisch ausgedrückt- ist.
1. Anstatt direkt (aus Bequemlichkeit, oder weil die Meinung Ihnen nicht passt?) alles zu löschen, könnten Sie auch nur die wirklich von Ihren Richtlinien verbotenen Textpassagen löschen!
2. Sie könnten eine Berwertungsfunktion einstellen. Damit werden falsche Aussagen zwar nicht richtiger, aber der Kommentator bekommt ein Feedback der anderen Leser.
Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen Kommentar als konstruktive Kritik ansehen, denn so ist er gemeint!
Ich finde es grob fahrlässig von der Wirtschaftspresse, von Enteignung zu sprechen. Was sollen wir da erst in Deutschland sagen, wo uns via Abgeltungssteuer + Solidaritätszuschlag einfach 26,375% von jedem € Zinsen und Dividenden abgezogen werden (nach dem persönlichen Freibetrag von lächerlichen 801 € im Jahr). SPD und Grüne wollen diese Steuer auf über 1/3 erhöhen, falls sie gewinnen. Und die Anleger in Zypern sind sauer über diesen lächerlichen Abschlag? Vermutlich eher nicht. Vermutlich sind sie sauer, weil es nicht alle gleichmäßig trifft? Warum läßt man die zypriotischen Banken, da null systemisch, nicht einfach friedlich pleitegehen???
Sie sollten besser nicht von sich auf andere schließen...
"private FED als Weltwährungsreserve der eigentliche Monopoly-Spielgeld-Schurke ist! Ihr gewünschtes Euro-Ende würde doch nur bedeuten, dass die Markt-Manipulations- und Kreigstreiber-Maschine der Wallstreet gewänne."
@ kit_fisto, im ersten Satz stimme ich Ihnen zu, ist auch mein Eindruck. Die hauseigenen Rating-Agenturen assistieren gut, s. erst die zeitlich prima passende Abwertung italienischer Banken.
Ihrem zweiten Satz nicht unbedingt. Was spricht denn dagegen, klug zu verlieren? Die Außenwirkung? EINE Europa-Währung wird die von dort soo sehr gewünschte, transatlantische Freihandelszone deutlich bequemer erreichbar und ausbeutbar machen. Unsere Key-Account-Managerin global agierender Großkonzerne würde doch als Statthalterin sicher gerne dafür sorgen. Die schubst, schiebt und erpreßt andere EU-Mitgliedsstaaten schon jetzt massiv in die bestellte Richtung, nur zu einseitigen Absatzmärkten zu degenerieren. Vereinigung/Vereinnahmung allá DDR? Schon gesehen, danke. Fragen Sie Ex-Ossis, wie denen in ihrer Mehrheit diese Markt-Eroberung bekommen ist.
Dann wird man uns Alle mit ach so rechtstreuen Verkaufsmaschinen, Dauerwerbung, FastFood, Lizenzrechten auf Äpfel, Farben, Worte überschwemmen und zwangsbeglücken. Anpassungen unserer, eh schon weniger werdenden Verbraucherrechte an Übersee-"Rechte" erzwingen. Ich weiß nicht, ob ich mir das als Endkunde wünschen sollte? Nachdem ich mit ansehen durfte, wie es den inzwischen hoch verschuldeten Verbrauchern in Übersee inzwischen damit ergeht?
27 Staaten sind viel schwerer als Absatzmärkte zu gewinnen, erobern und steuern als eine EU unter der einen diktatorisch veranlagten EU-Oberfuchtel. Kleine Gewerkschaften sind gefürchteter als die Großen, raten Sie warum? Man muss nur einmal bestechen, das wird deutlich billiger. Möglichst Einsatz-, Kosten- und leistungsloses Einkommen unter steter Gewinnmaximierung ist bereits importiertes Motto aus Übersee. Ist es der EU bekommen? Wollen wir Qualität oder schiere Maße?
"Also warum vermischt der Artikel bitte schön Privatkunden mit Banken?"
Der wirklich privaten, noch Verlust willigen Aktionäre und Verschuldungs-Abnehmer scheinen nicht (mehr) all zu viele zu sein. Deshalb jetzt Bankkunden zu "Anlegern" stilisiert? Kommt mir vor wie Zwangsvereinnahmung allá GEZ. "Anleger", meint man wohl, nach Umbenamung zur Bankenrettung leichter rupfen zu können?
Als Einkäuferin, die sich als KUNDEN halbwegs fair behandelt sehen möchte, kann ich ob der derzeitigen Darbietungen nur noch täglich den Kopf schütteln. Einkauf wird unter solchen Umständen nur noch lästig. Diese Aktionen aus der Perspektive eines immer fassungsloser werdenden, degradierten Konsumenten (des ehemals geschätzten, seine Geschäfte dafür noch redlich bezahlenden Kunden):
Geht mein Lieferant/Dienstleister in INSOLVENZ ehe ich vorab bezahlte Ware erhalten habe, tritt keine Versicherung (Einlagen-, oder im e-commerce z. B. PayPal) für meine Vorleistung ein, habe ich u. U. Pech gehabt. Aber nur DANN. Dann habe auch ich als Kunde mich u. U. mit einer Quote auf meine Forderungen ab zu finden.
Es sind also die Banken auf Zypern pleite? Alle? Insolvenzen eröffnet? Bestandsaufnahme eines externen Insolvenzverwalters erfolgt? Ausstehende Forderungen zugunsten des insolventen Unternehmens eingetrieben? Noch mögliche Auszahlungsquote errechnet? Aktionäre / Anteilseigner VOR mir als Kunde an der Abschreibung beteiligt? Evtl. Bürgschaften in Anspruch genommen?
Sich VOR den obigen Abläufen im Direktzugriff! an normalen KUNDEN-Konten zu vergreifen, ist nach meinem Rechtsempfinden das absolute NO GO.
Dass Anleger-Gelder round about the world vagabundieren war von Banken und Gesetzgebern bisher erlaubt/gewollt? Warum hat man keine Gesetze gegen die jetzt plötzlich reklamierten Schwarz- und Fluchtgelder geschaffen? Und nun wäscht man mit lächerlichen 10% Steuer auch noch 90% an Schwarzgeld weiß?
Nee, das ist nicht mehr zu fassen, eine feine "Wirtschafterei" haben wir da vor uns.
Wieso haften da nicht einfach die Aktionäre dieser maroden Banken? Ich denke da an einen ganz bestimmten Oligarchen, welcher Hauptaktionär ist.
Financial Times:
EZB hat mit Ende der Notkredite ("ELA") gedroht, falls es keine Einigung über Hilfspaket gibt:
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March 19, 2013 5:20 pm [18:20 MEZ]
Nicos Anastasiades, Cypriot president, revealed that the ECB had threatened to revoke approval for billions of “emergency liquidity assistance” provided by the national central bank, which would have led to “a complete collapse with a possible exit from the euro”.
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http://www.ft.com/cms/s/0/b790219a-909b-11e2-a456-00144feabdc0.html#axzz2O1y2OpGd
Heute (Mittwoch) sind die Banken in Zypern noch geschlossen.
Sollten Sie aber am Donnerstag wieder öffnen ohne daß das zypriotische Parlament ein Gesetz veranschiedet hat das den Eigenbeitrag Zyperns für seine Rettung erhebt, dann muß die EZB ihre Drohung in die Tat umsetzen.
Ansonsten hätte sie ihre Glaubwürdigkeit verspielt und wäre zum Selbstbedienungsladen für Kleptokraten verkommen.