Betreuungsangebote Mit diesen sieben Tipps klappt es mit dem Kita-Platz

Vor allem Eltern, die eine Betreuung für ihr erstes Kind suchen, stehen oft vor unerwarteten Hürden.
Frankfurt, Berlin Nahezu jeder kennt die entmutigenden Geschichten: von Freunden, die ihre Kinder bei zahllosen Kindertagesstätten (kurz: Kitas) anmeldeten und an den langen Wartelisten verzweifelten.
Von Nachbarn, die mit den Kindern morgens durch die halbe Stadt fahren, um sie in die Betreuung zu bringen. Und von Bekannten, die auf Tageseltern ausweichen müssen, weil keine Kita die Tochter aufnehmen kann.
Zwar haben Kleinkinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Das heißt aber nicht, dass jedes Kind auch untergebracht wird. Vielerorts stehen immer noch nicht genügend Plätze zur Verfügung.
Doch Eltern können ihre Chancen auf einen der begehrten Plätze verbessern. Über besonders dramatische Erlebnisse bei der Betreuungssuche können Familien in Bremen und Hessen berichten.
Dort ist die Lücke zwischen Bedarf und tatsächlicher Betreuung von unter Dreijährigen mit knapp 19 Prozent beziehungsweise 16 Prozent bundesweit am höchsten. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) vom vergangenen Oktober hervor. Auch wenn die Zahl zuletzt leicht rückläufig war, fehlen in Deutschland für die Jüngsten rund 273.000 Kita-Plätze.
Das entspricht einer Betreuungslücke von knapp zwölf Prozent. „Diese dürfte sich auch in diesem Jahr kaum verringern“, schätzt Wido Geis-Thöne, IW-Experte für Familienpolitik. 2016 und 2017 seien erneut mehr Kinder auf die Welt gekommen als in den Vorjahren, und der Ausbau an Kita-Plätzen komme nur langsam voran. „Aus unserer Sicht ist das ein unhaltbarer Zustand“, betont er.
Zwei Punkte verhindern seiner Ansicht nach einen schnelleren Kitaplatzausbau: In den Städten gebe es oft zu wenig Immobilien, die sich als Kindertagesstätte eigneten. Zudem „fürchten sich manche Kommunen vor einem zu starken Ausbau, falls die Geburtenraten wieder sinken“, sagt der Experte. Zumindest was die Qualität der frühen Bildung anbelangt, soll das „Gute-Kita-Gesetz“ deutliche Verbesserungen bringen, das Anfang des Jahres beschlossen wurde und dessen Verträge derzeit zwischen Bund und den einzelnen Ländern ausgehandelt werden.
Eltern stehen oft vor unerwarteten Hürden
Insgesamt 5,5 Milliarden Euro fließen von 2019 bis 2022 in die Kitas zwischen Kiel und München. Damit sollen Kita-Öffnungszeiten ausgeweitet oder der Betreuungsschlüssel verbessert werden. Auch sprachliche Bildung, gesunde Ernährung oder besondere Raumkonzepte lassen sich fördern. Hinsichtlich des Ausbaus von Kita-Plätzen bewirkt das aber nichts.
Den Rechtsanspruch auf Betreuung ab dem zweiten Lebensjahr gibt es jedoch bereits seit 2013: Unabhängig davon, ob die Eltern berufstätig sind oder nicht, können Kinder ab ihrem ersten Geburtstag bis zur Einschulung in einer Kita oder Tagespflege untergebracht werden. Die Betreuungszeit beträgt mindestens 20 Stunden pro Woche. Ein Anspruch auf einen Ganztagsplatz besteht, wenn die Eltern arbeiten, eine Ausbildung machen oder studieren.
Vor allem Eltern, die eine Betreuung für ihr erstes Kind suchen, stehen oft vor unerwarteten Hürden. Bei weiteren Kindern läuft es dann einfacher, da Geschwisterkinder oft Vorrang haben. Doch schon die Anmeldung kann sich als Herausforderung entpuppen, da sie nicht bundesweit einheitlich ist. Viele Städte bieten Onlineportale, auf denen Eltern ihre Kinder eintragen können.
In einigen Städten wie Berlin und Hamburg gibt es einen Kita-Gutschein: Eltern erhalten diesen Bon, wenn dem Kind nach einer Antragsprüfung eine Betreuung zusteht, und sie können ihn in einer Kita einlösen. Viele Einrichtungen haben aber lange Wartezeiten. Wenn die Plätze in der Nähe des Wohnorts nicht ausreichen, müssen Eltern längere Wege in Kauf nehmen.
Als zumutbar gilt eine etwa halbstündige Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wie etwa das Verwaltungsgericht München bereits 2013 entschieden hat. Häufig nehmen Kitas neue Kinder nur im Herbst auf, wenn die älteren in den Kindergarten oder in die Schule wechseln. Auch die Anforderungen der Kitas an die Eltern unterscheiden sich. Neben städtischen, kirchlichen und privaten Kitas gibt es auch Elterninitiativen. Dort ist häufig gärtnern, Wäsche waschen oder kochen angesagt. Wer berufstätig ist, kann das aber oft zeitlich nicht leisten.
Die Tipps für die Kitaplatz-Suche
Mit diesen Tipps stehen die Chancen jedoch ganz gut, dass es mit dem gewünschten Platz klappt:
Wartelisten: Für viele werdende Eltern mag es komisch klingen, ein ungeborenes Kind anzumelden. Wer jedoch zügig einen Kita-Platz bekommen möchte oder braucht, sollte sich bereits vor der Geburt des Nachwuchses auf Wartelisten setzen lassen. Schon jetzt sind Vormerkungen für Herbst 2020 möglich, auch wenn die Kitas oft noch Anträge für dieses Jahr abarbeiten.
Anmeldeprozedere: Eltern sollten prüfen, ob die Anmeldung über eine Datenbank im Internet möglich ist und ob sie ausreicht. Manche Einrichtungen führen trotzdem eine eigene Warteliste und kümmern sich kaum um die Inhalte im Onlineportal.
Platzkontingente: Arbeitnehmer sollten sich erkundigen, ob ihr Unternehmen über ein Kontingent an Plätzen in Kitas in der Nähe des Arbeitsplatzes verfügt. Dort sind die Aussichten, einen Platz zu bekommen, oftmals gar nicht so schlecht.
Besichtigungen: Einige Kitas bieten eine Besichtigung an. Massenbesichtigungen können schnell zu einem Wettlauf der Eltern werden. Besser ist es, wenn persönliche Besichtigungen möglich sind. Dann lässt sich im direkten Gespräch klären, wie gut die Einrichtung zu den eigenen Wünschen passt. Manche Kitas bieten eine Besichtigung jedoch erst an, wenn sie einen konkreten Platz vergeben können.
Nachhaken: Auch wenn die Kitas gerne auf bestimmte Stichtage verweisen, bis wann sie sich entscheiden, kann es sich lohnen, immer mal wieder nachzuhaken, wie es mit der Platzvergabe aussieht. Die Praxis zeigt, dass es helfen kann, wenn die Eltern zeigen, dass sie am Ball bleiben.
Alternativbetreuung: Generell sollten Eltern auch Tageseltern in Betracht ziehen. Die Betreuung ist familienähnlich und flexibel.
Widerspruch: Wer dennoch keinen Platz bekommen hat, kann sich dagegen wehren. So können Eltern innerhalb eines Monats zunächst Widerspruch gegen die Absage einlegen. Wenn sie auch dann keinen Platz bekommen, können sie ein Eilverfahren beim zuständigen Verwaltungsgericht beantragen. Richter entscheiden hier meist innerhalb weniger Wochen.
Ein Punkt, der Eltern oft kalt erwischt, sind die Kosten. Diese fallen regional sehr unterschiedlich aus. In einigen Bundesländern gibt es keine Kita-Gebühren. Nach einer IW-Auswertung können aber auch bis zu 630 Euro im Monat für ein eineinhalbjähriges Kind auf die Eltern zukommen. Laut Stiftung Warentest hängt die Höhe des Beitrags meist von mehreren Faktoren ab: vom Jahreseinkommen der Eltern, vom Alter des Kindes, der Betreuungszeit und davon, ob es Geschwisterkinder gibt.
Das Essen stellen die Kitas in der Regel separat in Rechnung. Bei Geringverdienern übernimmt häufig das Jugendamt auf Antrag die Kosten. Und für Familien, die einen Kinderzuschlag oder Wohngeld erhalten, ist der Platz kostenlos. Die Betreuungskosten können in der Steuererklärung als Sonderausgaben angesetzt werden. Das Finanzamt erkennt zwei Drittel der Gebühren an, maximal aber 4000 Euro pro Kind und Jahr.
Was Eltern finanziell freuen dürfte: Manche Länder wollen mit der zusätzlichen Finanzspritze des Bundes aus dem Gute-Kita-Gesetz die Elternbeiträge abschaffen. So rechnet das rot-rot-grüne Thüringen vor, dass Eltern durch ein beitragsfreies Kita-Jahr im Durchschnitt 1440 Euro sparen. Die rot-schwarze Koalition in Mecklenburg-Vorpommern plant, die Elternbeiträge für Tageseltern, Krippe, Kita und Hort ab 2020 abzuschaffen. Das hat einen Gegenwert von 130 Millionen Euro pro Jahr.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) plant zudem eine „Fachkräfteoffensive“, damit für die Kinder genügend Erzieher bereitstehen. Denn nach aktuellen Berechnungen wird die Personallücke in der frühen Bildung bis 2025 bei rund 190.000 Erziehern liegen. Ein guter Betreuungsschlüssel ließe sich so nicht erreichen. Darum sollen 300 Millionen Euro in eine attraktivere Ausbildung fließen.
Derzeit klagen alle Einrichtungen über Personalknappheit. So belegt eine aktuelle bundesweite Umfrage unter Kita-Leitungen, dass bei öffentlichen, kirchlichen oder privaten Kitas vergleichbar viele Stellen unbesetzt sind. Fachkräftemangel herrscht demnach vor allem in größeren Einrichtungen mit mehr als 100 Kindern. Es könnte also von Vorteil sein, wenn das Kind in eine kleinere Kita geht.
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