Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“.
Quelle: Rede zur Verleihung des Helmut-Schmidt-Journalistenpreises für den Film „Versicherungsvertreter“. Der Film ist von Klaus Stern aus Kassel gedreht worden.
„In der Branche gebe es nur vereinzelt schwarze Schafe, möchten uns viele Versicherungsunternehmen gern weismachen. Lustreisen nach Budapest seien wirklich die Ausnahme. Klaus Sterns Verdienst ist es, mit diesem Film über den bankrotten Versicherungsguru Mehmet Göker und seine Kasseler Firma MEG dieses Bild der Branche zu korrigieren.“
„Stern zeigt ganze schwarze Herden, präsentiert einen besonders eindrucksvollen schwarzen Leithammel und zeigt uns die dazugehörigen Schäfer aus den Vorstandsetagen der Assekuranz. Der Preisträger portraitiert einen jungen Versicherungsverkäufer ganz aus der Nähe und zeichnet dabei ein eindrucksvolles Bild der Mechanik der Branche. Der Film über das Kasseler Vertriebsgenie macht unbefangene Zuschauer - selbst uns in der Jury - baff.“
„Göker will reich werden, vor allem aber will er anerkannt werden, wie sein Vorbild Maschmeyer. Der 30jährige handelt so, wie Versicherungsvermittler sich das Agieren eines erfolgreichen Chefs vorstellen: Termine mit Günter Netzer, die spontane Reise der Vertriebstruppe im Ferrari nach Monaco.“
„Klaus Stern filmt unaufgeregt, nicht moralisch, er ist nah dran an seinem Protagonisten, zeigt dessen Kinderstube und auch den Fluchtort nach dem Scheitern, einen türkischen Badeort. Stern hat uns in der Jury überzeugt. Stern ist so nah dran, dass sich auch die Arbeitenden der Branche wieder erkennen.“
„Meine gegelten Versicherungskaufleute folgten gebannt dem Film, vor allem als ihre Vertriebsvorstände Göker, das Genie von Kassel, als den besten Verkäufer privater Krankenversicherungspolicen feiern und Göker viel mehr Geld für die gleiche Arbeit versprechen als sie selbst an der Basis je bekamen. Es geht um etliche tausend Euro für jede vermittelte Krankenversicherung.“
„In den Monaten Mai und Juni dieses Jahres waren die wichtigsten Lobbyisten der Versicherungsbranche oft damit beschäftigt, Mehmets Gökers Geschichte in die Vergangenheit zu verbannen. Klaus Sterns in jahrelanger Kleinarbeit entstandener Film hatte mitten ins Schwarze getroffen, so etwas dürfe nicht wieder vorkommen, so die Standardansage auf den Kongressen.“
„Hätte es noch eines Beweises für die Relevanz des Films bedurft, hatte ihn zuvor der Gesetzgeber selbst geliefert. Tatsächlich musste der Bundestag im Herbst 2011 neue Regeln für die Vermittlung privater Krankenversicherungen verabschieden. Das Gesetz soll die Kunden vor exzessiven Vertriebsprovisionen, vor - darf man sowas sagen? - durchgeknallten Vertriebsvorständen und letztlich auch die Vertriebsfirmen voreinander schützen. Nach dem Gesetzgeber gerufen hatte die Branche selbst.“
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das würde mir auch sehr am Herzen liegen!
Dieser Film hat mich lebhaft an meine Erfahrungen mit der DVAG erinnert! Eine Erfahrung die finanziell und persönlich dauerhaft "negativ prägend" bleiben wird !
21 Mio sind doch für die Versicherer ein Klacks. Dieses Empörungs-Geschwafel der Foristen zeigt, wie sie willig den Strippen-Ziehern auf den Leim gehen, die von den großen Skandalen ablenken wollen. Warum sonst sollte die betroffenen Versicherer so brav ruhig halten?
Was wäre wirklich berichtenswert und wird nicht in den Medien (oder von unartigen Dokumentaristen) aufgearbeitet/illustriert?
!!!--- Die Lüge des "Generationenvertrags" ---!!!
!!!--- Die Illusion der Schuldenwirtschaft ---!!!
mit den entsprechenden individuellen und gesellschaftlichen Folgen, Verwerfungen und Perversionen.
Zum Glück haben wir ja eine Medienszene mit den entsprechenden Entscheidungsträgern, Beratern und weiteren Eliten, die uns vor diesen Themen und den unangenehmen Fragen dazu schützen. Sie haben unser Geld verdient.
Ich habe die Efahrung gemacht, dass man umgekehrt leider auch den Kunden den Schuh anziehen muss !
Ich habe einmal (ist nun schon lange her) für einen Vermittler gearbeitet,
der wirklich unabhängug war (Verträge mit fast allen Namhaften Unternehmen).
Nicht so wie AWD oder die DVAG die sogar nur Generali-Produkte vertreibt.
Aber zuerst :
Die Menschen vertrauten immer noch den großen Namen mehr,
auch wenn man ihnen dreimal erklärte, dass unsere Firma dreimal soviele Kooperationspartner hatte wie der AWD.
Und außerdem :
Die Menschen wollen leider nicht sachlich beraten werden !
Man muss sie bequatschen und zur Unterschrift drängen !!
Wer das nicht macht geht unter - So sieht die Wahrheit aus !!!
Beraten, informieren nicht drängeln, 3 statt nur einwm oder 2 Besuchen:
Jups, und dann macht die Kunde genau das, was man ihm gearten hatte,
aber dann doch bei seiner Hausbank oder einem anderen Anbieter.
Mein Chef hatte mich damals davor gewarnt und Recht behalten.
Berten und Verkaufen sind eben nicht das Gleiche
und nur sehr wenige schaffen es beides miteinander zu verbinden.
Das Problem ist aber dass auch die Einfirmenvertreter meistens kein Grundgehalt haben !
Also sind sie gezwungen Absclüsse zu machen
und mit dem wachsenden Druck wächst der Selbstbetrug.
Man redet sich ein, dass das schon gut sei für den Kunden,
hinterfragt weniger usw.
Und wer recherchiert mal über die "Vermögensaufbaupläne" der Deutschen Vermögensberatung AG???
Leider verwechselt man hier auch immer den Bergriff Versicherungsvertreter -mit Versicherungsmakler.
Makler kassieren derart riesige Provisionen das sich das Spiel für Sie lohnt, dies gehört mit Recht verboten.
Die Einfirmenvertreter haben solche Provisionen nie gesehen werden aber immer mit in den gleichen Topf geworfen.
Mal wieder eine klasse Recherche von tollen Reportern die ja so unfehlbar im Dreck wühlen und auf den Busch klopfen.
So ist es!
"Wenn Du alles dieser Firma Deinem Leben unterordnest..."
Im Grunde ist es garnicht so schwer Blender zu erkennen. Irgendwann verraten sie sich doch. Z.b. muss man diesen Satz nur zweimal lesen und überlegen was dieser Heini sagen wollte.
Dumm nur das man nicht vor Unterschrift eines Vertrages auf so eine Sektenveranstaltung gehen kann (denn dann wäre jedem klar das irgendwo schon die letzten Vorbereitungen für die Razzia getroffen werden).
Trotzdem es hat mir immer einen Riesenspaß gemacht früher irgendwelche Strukturvertriebler, Pyramidenspieler usw. aus dem Konzept zu bringen und Stück für Stück zu demontieren. Wenn ich besch... werden soll, ist mir auch die politische Korrektheit gegenüber einem ehemaligen Maurer oder Arbeitslosen egal - der mir, in einen Anzug gezwängt, gegenübersitzt und behauptet ich könnte wie er jetzt 15 Tsd. im Monat machen.
@Huni
genau dies ist der springende Punkt. Die MEG Vermittler hatten 1000ende Kunden "umgedeckt", in den Anträgen wurde gelogen oder weggelassen. Bei 12 Monaten Storno und teilweise 15-16 MB Provisionen war der Kunde halt wie so häufig "im Mittelpunkt und damit im Weg". Viele der Kunden sind daher heute finanziell ruiniert und haben natürlich oftmals auch aufgrund ihrer Einfältigkeit und Gutglaäubigkeit Ihren Versicherungsschutz bzw. ihre Altersrückstellungen verloren.
Ein weiterer negativer Effekt sind die zwischenzeitlich
5 Jahre Stornohaft. Dies wird mit Sicherheit zu einem Rückgang des Neugeschäfts und damit bei einigen PKV's zu extremen Problemen führen. Es gibt zwar nach wie vor sehr ordentliche PKV's mit strengen Aufnahmekriterien und solider Beitragskalkulation, aber der Branche insgesamt nutzt es relativ wenig wenn 30% ordentlich rechnen und der Rest nur Kunden anlockt und langfristig in den Ruin treibt. Nicht ein Göker allein ist schuld, sondern ganz wesentlich die masslose Gier der Vorstände nach immer mehr Geschäft (Erfolgsboni). Gerade in den Etagen wird gerne Umsatz mit Ertrag verwechselt. Bei Halbwertszeiten <3-4 Jahren und dem oligatorischen goldenen Handschlag interessiert es halt nur keinen der Herren. Für Aktionäre und Kunden sind 15-16 MB bei 12 Monaten Storno klare Untreuevergehen und für die Kunden sprich den Vermittler fast ein Aufruf zum Betrug. Hier sollte der Staatsanwalt ansetzen