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Doku „Versicherungsvertreter“ Mehmet Göker und das Schweigen der Versicherer

Der Film „Versicherungsvertreter“ über Mehmet Göker erreicht ein Millionenpublikum. Doch auch fast vier Jahre nach der MEG-Pleite bleibt die Rolle der Versicherer unscharf. Was der preisgekrönte Film nicht erzählt.
22.02.2013 - 11:35 Uhr 17 Kommentare
Seine Häuser, seine Autos, seine Vorbilder
Wer ist Mehmet Göker ?
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Ein Mann, der es in jungen Jahren schaffte, einen riesigen Versicherungsvertrieb aufzubauen. Sein Unternehmen MEG wurde 2009 insolvent, doch Göker überstand die Pleite. Er ist wieder da und schart seine Anhänger um sich. Ganz nach seinem Motto, das er in Facebook verbreitet: "Ob privat oder beruflich: Die Tugenden, die mich mein Leben lang begleiten, sind Mut - Zielstrebigkeit - Ordnung - Fleiß - Disziplin - Risikobereitschaft. Und ich höre immer auf mein Herz - denn das hat mich noch nie im Stich gelassen!"

Fotoquelle: Sternfilm / Turbine Medien

Seine Kindheit
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Mehmet Göker sieht sich als Kämpfer. Auf Facebook erzählte er eine Anekdote aus seiner Kindheit. Die Hauptrolle spielt dabei die Comicfigur Donald Duck.

"Als ich mit fünf eingeschult wurde, konnte ich schlecht lesen und jedes Kind bekam von unserer Lehrerin ein kleines Taschenbuch für die Sommerferien zum Lesen. Nur ich nicht. Sie sagte, da ich sowieso der Schlechteste bin, macht es bei mir keinen Sinn (werde ich nie vergessen - kein Witz)! Meine Mutter kaufte mir einen Donald-Duck-Wälzer, und ich las es zwei Mal in den Ferien durch. Und gewann in der 5. Klasse den Lesewettbewerb meiner Klasse und den meiner Schule! Diese Kraft in mir, der unerbittliche Ehrgeiz seit Kind an, immer der Jüngste gewesen zu sein, immer sich alles erkämpfen zu müssen - dieser Ehrgeiz hat sich immer mehr entwickelt.
Schon als kleines Kind habe ich gelernt: Wenn mir jemand sagt "Das geht nicht", dann will ich erst recht, dass es geht !"

(Foto: ap)
Seine Firma
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Die MEG AG ist untergegangen. Sie hat von 2003 bis 2009 sechs Jahre lang den Markt für private Krankenversicherungen aufgemischt. Immer mehr Vermittler verkauften Krankenversicherungen unter dem Dach, das Göker in Kassel lieferte. Die MEG war 2009 der zweitgrößte Versicherungsmakler für private Krankenversicherungen in Deutschland. Bis zu 8000 Euro Provision verdiente die MEG AG für die Vermittlung eines Vertrags. Heute steht dieses Schild in der Türkei - der neuen Operationsbasis von Göker.

Im Film wird er von Klaus Stern gefragt, wie seine neue Firma heißt. Seine Antwort: "Ich weiß nicht, was Sie meinen, wie das Projekt heißt. Das Projekt heißt Arbeit. Wie soll das
denn heißen?"
Göker Consulting?
"Nein, nein, das hat ja nichts mit mir zu tun. Es heißt Göker Consulting, ja, und es die Firma
meiner Mutter, bei der ich Angestellter bin, und fertig."

Fotoquelle: Sternfilm / Turbine Medien

Seine Oase
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Malerisch wirkt sein neues Domizil in der Türkei. Im Internet heißt es, dass er mehrere Häuser zur Verfügung hat. Mit Sonne, Wasser und Spaß lockt er Vermittler oder jene, die es werden wollen, zu sich in die Türkei. Um ihnen dort zu erklären, wie Verkaufen richtig geht. Göker sagt: "Wenn Du das tust, was Du willst, wirst Du am Ende immer glücklich sein - Lass andere nicht Dein Leben entscheiden !"

Fotoquelle: Sternfilm / Turbine Medien

Sein Pool
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Mehmet Göker ist gerade ins Wasser gesprungen. Der Filmemacher Klaus Stern hat die Szene in der Türkei gefilmt. Göker machte bereitwillig mit und zeigt, wie gut ihm sein neues Leben in der Sonne gefällt.

Fotoquelle: Sternfilm / Turbine Medien

Seine Marke
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Natürlich darf das Logo seiner Firma nicht fehlen im Pool. Es ist gut sichtbar auf dem Boden zu sehen. Zwar hat er die MEG AG für einen Euro verkauft, er selbst leitet offiziell auch nicht die neue Firma in der Türkei. Doch die Zeichen im Pool belegen: MEG lebt. Die drei Buchstaben MEG sind übrigens von seinem Namen hergeleitet: Mehmet Ercan Göker. Für eine Werbekampagne wollte er dies ändern in "Menschlich, Ehrlich, Gut".

In Facebook schreibt er im Oktober 2012: "MEG ist keine Option. MEG ist eine Lebenseinstellung. MEG ist eine Philosophie. MEG ist eine Gemeinschaft von Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen und durch unseren Beruf zueinander gefunden haben. Durch diese Gemeinsamkeiten entstehen tiefe Freundschaften..."

Fotoquelle: Sternfilm / Turbine Medien

Seine Burg
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In Deutschland verfolgen ihn die Behörden, in der Türkei fühlt sich Göker sicher. Von außen wirkt sein Domizil wie eine Burg, in die nicht jeder hineingelangt. Links oben: Das alte MEG-Schild aus Kassel. Göker: „Hier stehen uns einige Häuser zur Verfügung. Hier können theoretisch 70 Menschen miteinander leben.“

Fotoquelle: Sternfilm / Turbine Medien

So viel Aufmerksamkeit hat noch kein Film über die Versicherungsbranche eingeheimst. Mehr als 20.000 Menschen haben den Streifen von Klaus Stern in bundesdeutschen Kinos angeschaut. Das ist für einen Dokumentarfilm ein hoher Wert.

Schon die Kurzversion des Films bestaunte ein Millionenpublikum im Fernsehen. Und auch die TV-Erstausstrahlung im WDR am Donnerstagabend dürfte im TV trotz der späten Sendezeit noch viele Zuschauer gefunden haben. 

Der Film von Stern hat das Bild einer Branche, mit der jeder Deutsche Geschäfte macht, grundlegend verändert. Bisher galt als Gemeingut, was die Versicherungen gerne betonen. Zweifelhafte Vertriebsmethoden, wie etwa Lustreisen nach Budapest, seien die Ausnahme.

Klaus Stern habe dieses Bild mit seinem Film korrigiert, urteilt der Chefredakteur von Finanztest, Hermann-Josef Tenhagen. „Stern zeigt ganze schwarze Herden, präsentiert einen besonders eindrucksvollen schwarzen Leithammel und zeigt uns die dazugehörigen Schäfer aus den Vorstandsetagen der Assekuranz.“

Im Film selbst kommen die betroffenen Unternehmen allerdings gar nicht direkt zu Wort. Gerne hätte der Zuschauer erfahren, was denn die großen Versicherer heute zu den Vertriebsmethoden des Mehmet Göker und der Pleite des großen Finanzvertriebs MEG sagen. Ob es ihnen leid tut, dass sie auf vielen Millionen Euro an Verlusten sitzen geblieben sind? Ob sie nun den Verkäufer Mehmet Göker für alle Zeiten ächten? Ob künftig weniger aggressiv um Kunden geworben wird?

Solche Fragen hätte Klaus Stern den Versicherern gerne vor laufender Kamera gestellt. Viele Anfragen stellte er an große Konzerne wie Axa, Central, Inter oder Alte Leipziger. Doch er erhielt nur freundliche Absagen. Geprüft worden sei sein Anliegen immer, doch dann hätten Sprecher schnell auf offene rechtliche Auseinandersetzungen mit Mehmet Göker verwiesen. Der Filmemacher Stern hält diese Absagen für vorgeschoben, wie er Handelsblatt Online sagte.

Unabhängig davon haben Manager, Mitarbeiter und Vermittler in der Versicherungswirtschaft seinen Film stark beachtet. Der Filmemacher erinnert sich noch gut an die ersten Reaktionen, die ihm zugetragen wurden. Mit dem Film habe er der Branche und dem Berufsstand der Vermittler sehr geschadet, hieß es.

Wirklich? Stern kann da nur den Kopf schütteln.

Mut zum Größenwahn
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17 Kommentare zu "Doku „Versicherungsvertreter“: Mehmet Göker und das Schweigen der Versicherer"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • das würde mir auch sehr am Herzen liegen!

  • Dieser Film hat mich lebhaft an meine Erfahrungen mit der DVAG erinnert! Eine Erfahrung die finanziell und persönlich dauerhaft "negativ prägend" bleiben wird !

  • 21 Mio sind doch für die Versicherer ein Klacks. Dieses Empörungs-Geschwafel der Foristen zeigt, wie sie willig den Strippen-Ziehern auf den Leim gehen, die von den großen Skandalen ablenken wollen. Warum sonst sollte die betroffenen Versicherer so brav ruhig halten?

    Was wäre wirklich berichtenswert und wird nicht in den Medien (oder von unartigen Dokumentaristen) aufgearbeitet/illustriert?

    !!!--- Die Lüge des "Generationenvertrags" ---!!!

    !!!--- Die Illusion der Schuldenwirtschaft ---!!!

    mit den entsprechenden individuellen und gesellschaftlichen Folgen, Verwerfungen und Perversionen.

    Zum Glück haben wir ja eine Medienszene mit den entsprechenden Entscheidungsträgern, Beratern und weiteren Eliten, die uns vor diesen Themen und den unangenehmen Fragen dazu schützen. Sie haben unser Geld verdient.

  • Ich habe die Efahrung gemacht, dass man umgekehrt leider auch den Kunden den Schuh anziehen muss !

    Ich habe einmal (ist nun schon lange her) für einen Vermittler gearbeitet,
    der wirklich unabhängug war (Verträge mit fast allen Namhaften Unternehmen).
    Nicht so wie AWD oder die DVAG die sogar nur Generali-Produkte vertreibt.

    Aber zuerst :
    Die Menschen vertrauten immer noch den großen Namen mehr,
    auch wenn man ihnen dreimal erklärte, dass unsere Firma dreimal soviele Kooperationspartner hatte wie der AWD.

    Und außerdem :
    Die Menschen wollen leider nicht sachlich beraten werden !
    Man muss sie bequatschen und zur Unterschrift drängen !!
    Wer das nicht macht geht unter - So sieht die Wahrheit aus !!!

    Beraten, informieren nicht drängeln, 3 statt nur einwm oder 2 Besuchen:
    Jups, und dann macht die Kunde genau das, was man ihm gearten hatte,
    aber dann doch bei seiner Hausbank oder einem anderen Anbieter.

    Mein Chef hatte mich damals davor gewarnt und Recht behalten.
    Berten und Verkaufen sind eben nicht das Gleiche
    und nur sehr wenige schaffen es beides miteinander zu verbinden.

  • Das Problem ist aber dass auch die Einfirmenvertreter meistens kein Grundgehalt haben !

    Also sind sie gezwungen Absclüsse zu machen
    und mit dem wachsenden Druck wächst der Selbstbetrug.
    Man redet sich ein, dass das schon gut sei für den Kunden,
    hinterfragt weniger usw.

  • Und wer recherchiert mal über die "Vermögensaufbaupläne" der Deutschen Vermögensberatung AG???

  • Leider verwechselt man hier auch immer den Bergriff Versicherungsvertreter -mit Versicherungsmakler.
    Makler kassieren derart riesige Provisionen das sich das Spiel für Sie lohnt, dies gehört mit Recht verboten.
    Die Einfirmenvertreter haben solche Provisionen nie gesehen werden aber immer mit in den gleichen Topf geworfen.
    Mal wieder eine klasse Recherche von tollen Reportern die ja so unfehlbar im Dreck wühlen und auf den Busch klopfen.

  • So ist es!

  • "Wenn Du alles dieser Firma Deinem Leben unterordnest..."

    Im Grunde ist es garnicht so schwer Blender zu erkennen. Irgendwann verraten sie sich doch. Z.b. muss man diesen Satz nur zweimal lesen und überlegen was dieser Heini sagen wollte.
    Dumm nur das man nicht vor Unterschrift eines Vertrages auf so eine Sektenveranstaltung gehen kann (denn dann wäre jedem klar das irgendwo schon die letzten Vorbereitungen für die Razzia getroffen werden).
    Trotzdem es hat mir immer einen Riesenspaß gemacht früher irgendwelche Strukturvertriebler, Pyramidenspieler usw. aus dem Konzept zu bringen und Stück für Stück zu demontieren. Wenn ich besch... werden soll, ist mir auch die politische Korrektheit gegenüber einem ehemaligen Maurer oder Arbeitslosen egal - der mir, in einen Anzug gezwängt, gegenübersitzt und behauptet ich könnte wie er jetzt 15 Tsd. im Monat machen.

  • @Huni
    genau dies ist der springende Punkt. Die MEG Vermittler hatten 1000ende Kunden "umgedeckt", in den Anträgen wurde gelogen oder weggelassen. Bei 12 Monaten Storno und teilweise 15-16 MB Provisionen war der Kunde halt wie so häufig "im Mittelpunkt und damit im Weg". Viele der Kunden sind daher heute finanziell ruiniert und haben natürlich oftmals auch aufgrund ihrer Einfältigkeit und Gutglaäubigkeit Ihren Versicherungsschutz bzw. ihre Altersrückstellungen verloren.
    Ein weiterer negativer Effekt sind die zwischenzeitlich
    5 Jahre Stornohaft. Dies wird mit Sicherheit zu einem Rückgang des Neugeschäfts und damit bei einigen PKV's zu extremen Problemen führen. Es gibt zwar nach wie vor sehr ordentliche PKV's mit strengen Aufnahmekriterien und solider Beitragskalkulation, aber der Branche insgesamt nutzt es relativ wenig wenn 30% ordentlich rechnen und der Rest nur Kunden anlockt und langfristig in den Ruin treibt. Nicht ein Göker allein ist schuld, sondern ganz wesentlich die masslose Gier der Vorstände nach immer mehr Geschäft (Erfolgsboni). Gerade in den Etagen wird gerne Umsatz mit Ertrag verwechselt. Bei Halbwertszeiten <3-4 Jahren und dem oligatorischen goldenen Handschlag interessiert es halt nur keinen der Herren. Für Aktionäre und Kunden sind 15-16 MB bei 12 Monaten Storno klare Untreuevergehen und für die Kunden sprich den Vermittler fast ein Aufruf zum Betrug. Hier sollte der Staatsanwalt ansetzen

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