Handelsblatt testet Vorsprung für die Kleinen: Das sind die besten Fondsgesellschaften für Lebensversicherungen

Fondsanbieter behaupten sich in der Coronakrise.
Köln Swisscanto und Ökoworld haben eines gemeinsam. Sie gehören zu den Investmentgesellschaften, bei denen das Thema Nachhaltigkeit schon seit einigen Jahren eine gewichtige Rolle spielt. Früher als andere und vor allem als die größten Anbieter der Szene haben sie das Feld entdeckt, teilweise sogar noch vor der Jahrtausendwende.
In den Anfangszeiten wurden die Pioniere fast belächelt für diesen Ansatz. Inzwischen ist das Gegenteil der Fall. Private und institutionelle Anleger verlangen nachhaltige Fondsprodukte. Die beiden Anbieter liefern auch heute – sie schafften im Assekurata-Rating der Fondsgesellschaften ein hervorragendes Ergebnis mit mehr als 70 Punkten.
Zum zweiten Mal hat Assekurata 2021 neben den Versicherern auch die Portfolios der Fondsgesellschaften bewertet. Dazu wurden alle von den Versicherern in ihren Policen verwendeten Fonds den entsprechenden Anbietern zugeordnet. Die Punktzahl für jede Gesellschaft ergibt sich als Mittel aus den einzelnen Fondsbewertungen. Rankings gibt es für die Gesamtheit der Fonds, aber auch für einzelne Peergroups – etwa „Aktien Deutschland“ oder „Mischfonds ertragsorientiert“.
„Die Fondsgesellschaften haben seit Beginn der Coronavirus-Pandemie überzeugt“, resümiert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata: 66 Fondsgesellschaften erreichten mindestens 60 von 100 Durchschnittspunkten und damit die Note „sehr gut“ – 13 mehr als im Jahr 2020 und mehr als die Hälfte aller Teilnehmer.
Daneben schnitten 33 mit „gut“ (50 bis 59 Punkte) und 14 mit „befriedigend“ (40 bis 49 Punkte) ab. Nur zehn Gesellschaften mussten sich mit einem „Ausreichend“ begnügen. Insgesamt lag die Durchschnittsnote damit besser als im Vorjahr.
Die ersten und auch die letzten Plätze belegten wie im Vorjahr Fondsgesellschaften, die in Deutschland außerhalb der Insiderszene kaum jemand kennt. Nummer eins ist die angloamerikanische Brown Advisory, deren Geschichte bis ins Jahr 1800 zurückgeht. Sie punktete mit einem einzigen bewerteten Fonds, der sich auf US-amerikanische Wachstumswerte spezialisiert hat.
Auch die Nummer zwei, NN Investment Partners, und die Nummer drei, Mirova, gingen mit nur jeweils einem Fondsprodukt in die Wertung ein. „Kleinere Vermögensverwalter konzentrieren sich auf wenige Produkte und zeigen dort oft hervorragende Leistungen. Deshalb erreichen sie oft die Spitzenplätze im Ranking“, sagt Heermann.
Umso höher einzuschätzen ist die Leistung der Fondsgesellschaften, die auch mit sechs bis 15 Fonds Spitzendurchschnittsnoten von über 70 Punkten erzielten. Als beste schaffte Morgan Stanley mit sechs Fonds und durchschnittlich 80 Punkten den vierten Platz in der Gesamtwertung.
Die US-Gesellschaft beeindruckte ebenso mit der Performance ihrer Aktienfonds wie die britische Columbia Threadneedle. Ihre zehn bewerteten Fonds erreichten durchschnittlich 75 Punkte. Sie stammen aus allen Anlagesegmenten.

Zum zweiten Mal hat Assekurata 2021 neben den Versicherern auch die Portfolios der Fondsgesellschaften bewertet.
Nur einen Punkt weniger erzielte im Durchschnitt Flossbach von Storch. Die Kölner haben sich im vergangenen Jahrzehnt zur bei Weitem größten Vermögensverwaltung Deutschlands außerhalb des Großbankensektors entwickelt. Besonders stark sind sie in offensiven, flexiblen Mischfonds – der Multiple Opportunities ist mit inzwischen rund 35 Milliarden Euro Anlagevermögen in verschiedenen Tranchen der größte deutsche Publikumsfonds.
Die Pariser Investmentboutique Comgest dagegen steht für Aktienfonds pur und ist seit Jahrzehnten auf die Auswahl von Qualitätswerten mit überdurchschnittlichem Wachstum spezialisiert. Dieser Anlagestil wird konsequent durchgehalten und macht sich zum Beispiel in der Performance des Comgest European Growth, aber auch bei verschiedenen Emerging-Markets-Fonds bemerkbar.
Die allergrößten Fondsgesellschaften können mit solch hohen Durchschnittsnoten nicht aufwarten. Das ist für Heermann auch nicht erstaunlich. „Bei den Big Playern gehen zwischen 20 und über 100 Fonds in die Wertung ein. Nicht in allen Gebieten können die Gesellschaften Topergebnisse erzielen.“
Immerhin schafften die großen angloamerikanischen Fondsgesellschaften wie Fidelity, Vanguard und JP Morgan mit jeweils 61 Durchschnittspunkten noch die Note „sehr gut“. Das gelang auch der deutschen Allianz Global Investors mit 60 Punkten bei 35 benoteten Fonds.
Kleinere Vermögensverwalter konzentrieren sich auf wenige Produkte und zeigen oft hervorragende Leistungen. Lars Heermann, Assekurata
Knapp an der Hürde zum „Sehr gut“ scheiterten die DWS, die börsennotierte Fondsgesellschaft der Deutschen Bank und der weltweit größte Geldanleger Blackrock, der mit der Maximalzahl von 123 Fonds und ETFs immerhin einen respektablen Durchschnittswert von 56 Punkten erreichte.
Eher schwach fielen die Ergebnisse mit 43 Durchschnittspunkten bei der ehemals so renommierten Franklin Templeton aus. Noch schwächer schnitt Warburg Invest ab. Die neun Fonds der Hamburger Privatbank erreichten im Mittel 35 Punkte. Das reichte nur für die Gesamtnote „ausreichend“. Hinter Warburg platzierten sich lediglich Fondsgesellschaften mit maximal zwei Fonds, die besonders enttäuschten.
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