Wie stark die Prämie in der privaten Krankenversicherung steigen, ist heftig umstritten. Die Angaben von Analysten, öffentlichen Stellen und der Branche schwanken zwischen drei und neun Prozent pro Jahr. Das jeweilige Ergebnis hängt dabei stark vom Betrachter und der Rechenmethode ab.
Quelle: AOK-Studie „Krankenversicherungsmarkt der Zukunft“
Die Finanzaufsicht Bafin führt seit über einem Jahrzehnt eine Statistik über die Beitragsentwicklung der gut 40 privaten Krankenversicherer. Grundlage sind Angaben der Unternehmen. Bisher war diese Statistik unbekannt. Auf eine Anfrage der Linken im Bundestag ergab sich im April 2012: 5,2 Prozent Steigerung pro Jahr im Zeitraum 2000 bis 2010.
Die Branche ist mit Angaben über die Beitragsentwicklung sehr zurückhaltend. Gemeinhin beziehen sich die Manager auf Berechnungen von Analysten. In der PKV-Publik Ausgabe 03/2012 ist ein Wert von 3,3 Prozent pro Jahr genannt.
In der Branche stark beachtet wird der Map-Report. Dessen Berechnungen beruhen aber nur auf einem Teil der Branche, und zwar jenen Unternehmen, die an den Analysten Daten liefern. 5,3 Prozent pro Jahr berechnete der Map-Report für den Zeitraum 1997 bis 2008. Für den Zeitraum 1994 bis 2007 sind es 5,1 Prozent. Als Quelle dafür nennt die AOK-Studie das IGES Gutachten.
Die Analysten von Morgen & Morgen kommen auf 4,2 bis 5,0 Prozent pro Jahr. Die Basis für diese Berechnung sind einzelne Tarifsteigerungen gerechnet für alle Tarife im Zeitraum 1998 bis 2007. Als Quelle nennt die AOK-Studie das IGES Gutachten.
Die AOK-Studie „Krankenversicherungsmarkt der Zukunft“ berechnet die Steigerung der Prämie je Versicherter zwischen 1997 und 2007 auf 4,1 Prozent. Dabei wurden neue Tarife,
Selbstbehalte, Leistungskatalogänderungen nicht berücksichtigt. Quelle dafür: PKV-Zahlenbericht sowie eigene Berechnungen der Studienschreiber
Für einen männlichen Angestellten, 32 Jahre alt und die Ehefrau, 28 Jahre, versichert ab 1993, berechnete der Map-Report eine Beitragssteigerung von 4,1 - 7,5 Prozent pro Jahr. Quelle: IGES Gutachten
Für einen männlichen Angestellten, 32 Jahre alt und die Ehefrau, 28 Jahre, versichert ab 1993, berechnete der Map-Report in den Neukundentarifen eine Beitragssteigerung von 6,1 bis 8,9 Prozent pro Jahr.
Quelle: IGES Gutachten
Die Analysten von Morgen & Morgen haben für die günstigsten Tarife im Zeitraum von 1998 bis 2007 folgende Beitragssteigerung pro Jahr errechnet: 2,5 bis 3,3 Prozent
Quelle: IGES Gutachten
Die Analysten von Morgen & Morgen haben für die günstigsten Tarife im Zeitraum von 1998 bis 2007 folgende Beitragssteigerung pro Jahr errechnet: 4,9 - 5,3 Prozent
Quelle: IGES Gutachten
GKV: alle 32 Jahre, Steigerungsrate 2,2 Prozent pro Jahr
PKV: alle 17 Jahre, Steigerungsrate 4,1 Prozent pro Jahr
Zum Vergleich das BIP: alle 29 Jahre, bei einer Steigerungsrate von 2,4 Prozent
Quelle: Prognose in der AOK-Faktensammlung
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Genau. Man sollte darüber nachdenken ob man nicht die Pflichtgrenze wieder runtersetzt, damit mehr Menschen die Möglichkeit erhalten, sich Privat zu versichern.Mehr Menschen könnten dann selber für Ihre Zukunft vorsorgen. Eine qualifizierte und faire Beratung und die Wahl des richtigen Versicherers ist sehr wichtig. So können die immer wieder genannten Fälle von "unbezahlbaren Beiträgen" im Alter weitestgehend vermieden werden.
Abgesehen von hilfreichen systematischen Aussagen halte ich die sogenannte Studie für eine Imagebroschüre der Premiumcircle Deutschland GmbH. Die Schlussfolgerung, dass komplexe Sachverhalte eines qualifizierten Beraters bedürfen – und dass eben dieses gut geschulte Personal schlecher als bislang bezahlt werden soll, leuchtet mir nicht ein. Im Detail ist das auf finanzdiskurs.de nachzulesen: http://www.finanzdiskurs.de/?p=327
Egal was auch noch über PKV an negativen Feststellungen kommt. Die Lobby ist so stark, dass jegliche Kritik abprallt. PKV sollte sich der Konkurenz GKV stellen müssen, dann würde sich das Problem schnell von selbst lösen. Unmöglich das Versicherte in einem System bleiben müssen, dass von den PKV Gesellschaften nicht mehr handelbar ist.
Das PKV-System ist absolut wettbewerbsfeindlich. Ab einem gewissen Alter ist ein Wechsel der PKV praktisch nicht mehr möglich, man ist dann "seiner" PKV komplett ausgeliefert und muß jedes Jahr die Beitragserhöhungen schlucken. Mein Rekord liegt bei 30%. Leider haben die privat Versicherten keine Lobby. Und wenn du mit 56 deinen Arbeitsplatz verlierst zahlst du (anders als in der Gesetzlichen) immer noch die hohen Beiträge. Ich kann nur vor der PKV warnen. Lieber in jungen Jahren in der gesetzlichen mehr bezahlt und dafür im Alter bezahlbare Beiträge.
Und gesetzlich Versicherte müssen sich von der Ärzteschaft immer noch anhören, dass sie ohne die Privatversicherten nicht über die Runden kämen. Dabei wird das Gesundheitssystem zu 95% von den GKVs und deren Versicherten getragen.
Es wird Zeit, dass die PKVs und die div. GKVs zu einer Krankenkasse zusammengelegt werden. Bis heute verstehe ich nicht, wie man sich mit Organisationen, die letztlich nur der Weiterleitung der Beitragsgelder an die Leistungerbringer dienen, Konkurrenz machen will.
Tatsächlich hat jede Krankenkasse Vorstände & Manager, Dienstwagen und Pensionszusagen etc. Niemand wird wohl behaupten, dass die Vielzahl der Kassen dem Wohle der Versicherten dient.
Es war absehbar, das die PKV irgendwann unbezahlbar wird.
manch Schnäppchen stellt sich als Fass ohne Boden raus.
Überhaupt, eine auf Gewinn ausgerichtete Krankenversicherung ist doch abnormal.
[+++ Beitrag von der Redaktion gelöscht +++]
Liebes Handelsblatt, wie wäre es mal mit konkreten Fragen zum geschlossenen Hilfsmittelkatalog. Die Antworten der Versicherungswirtschaft blenden diesen Skandal gekonnt aus.
Ich kann das nur bestätigen. Meine PKV, die Hallesche, leistet nicht besonders gut. Machen ständig rum, Gutachten, Vertrauensarzt. Überhaupt, blasen sich auf und sind doch Versicherten-feindlich. Lange bin ich dort nicht mehr versichert...
die Central: ein Abzockerverein, schon immer gewesen. Ich bin siet etlichen Jahren bei der LKH. Den grössten Beitragsanstieg gab es durch die staatlich verordnete Bereitstellung eines Billigtarifs und das unbegrenzte Wechselrecht. Aus meiner Sicht arbeitet die PKV, zumindest bei meiner Versicherung, deutlich effektiver als die GKV. Wenn die Ausschlüsse, Zuzahlungen und versicherungsfremden Leistungen der GKV in einen solchen kompletten Vergleich einfliessen, zudem die unberechtigten Einnahmen aus Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld etc, dann möchte ich diesen Vergleich noch einmal sehen und zwar direkt: je Leistung PKV/GKV gegenübergestellt. Nur so ein Papier kann als Vergleich dienen.