Map-Report Diese Versicherer bieten langfristig stabilen Schutz bei Berufsunfähigkeit

Eine Berufsunfähigkeitspolice federt die finanziellen Folgen ab, wenn der Versicherte durch Krankheit oder Unfall dauerhaft nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann.
Frankfurt Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) gilt als eine der wichtigsten Policen überhaupt. Sie schützt vor den finanziellen Folgen, wenn der Kunde durch Krankheit oder Unfall dauerhaft nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann.
Da statistisch gesehen jeder Vierte im Laufe seines Berufslebens mindestens einmal berufsunfähig wird, ist es wichtig, dass sich die Betroffenen auf ihren Versicherer verlassen können – und dass dieser sein Geschäft langfristig stabil halten kann. Doch es sind längst nicht alle Anbieter krisenfest aufgestellt. Das zeigt das aktuelle BU-Stabilitätsrating von Map-Report, das vom Ratinghaus Franke & Bornberg herausgegeben wird.
Eine Herausforderung für die Branche ist vor allem der starke Wettbewerb: Da die Kapitallebensversicherung im Niedrigzinsumfeld unattraktiv geworden ist, konzentrieren sich viele Versicherer verstärkt auf Produkte wie Risikolebensversicherungen und eben Berufsunfähigkeitsversicherungen.
Im Neugeschäft können die Versicherer häufig vor allem mit sehr niedrigen Prämien punkten. Manchmal entscheiden Preisunterschiede im Cent-Bereich darüber, ob ein Versicherer mit seinem Tarif auf Vergleichsportalen weit vorne ausgewiesen wird und somit mehr Geschäft macht.
Auf lange Sicht ist es aber nicht von Vorteil, bei der Wahl der Police ausschließlich auf den Preis zu schauen. Denn es konnte bereits in der Vergangenheit passieren, dass Versicherer weniger Überschüsse als prognostiziert erwirtschafteten. Und das geht zulasten der Kunden: „Sie mussten eine höhere Prämie zahlen oder haben Leistungen eingebüßt“, sagt Reinhard Klages, Chefredakteur des Map-Reports. Die anfänglich niedrige Prämie hilft dann nicht mehr. Es habe einen gewissen Beigeschmack, dass diese Anpassungen in der Regel nicht auf das Neugeschäft durchgeschlagen sind, fügt er hinzu: Für Neukunden werden die Bedingungen möglicherweise geschönt.
Bei der Auswahl unterstützt das BU-Stabilitätsrating
Es sei daher zu empfehlen, nur Berufsunfähigkeitsversicherer zu wählen, die langfristig durch auskömmliche Kalkulation und eine starke Finanzausstattung sicherstellen können, dass die Zahlbeiträge und damit die Überschusssituation konstant bleiben und trotzdem eine faire Leistungsprüfung darstellbar ist, sagt Klages. Bei der Auswahl unterstützen kann das BU-Stabilitätsrating: Es liefert einen Einblick in die Leistungsfähigkeit der Versicherer und zeigt, welche für langfristig verlässliche Konditionen stehen.
Von 27 Gesellschaften, die eine Gesamtbewertung erhielten, erreichten nur sechs Versicherer die Höchstnote „mmm+“ für exzellente Leistungen. Das sind die LV 1871, Allianz, Swiss Life, Hannoversche, Continentale und Volkswohl Bund.
Vier weitere, nämlich die Ergo Vorsorge Lebensversicherung, Generali Deutschland Lebensversicherung, HDI Lebensversicherung und Nürnberger Lebensversicherung, unterzogen sich zudem einem umfassenden Prüfungsverfahren, dem BU-Unternehmensrating, und bekamen im Bereich BU-Stabilität die Höchstnote „FFF+“.
Die anderen Gesellschaften haben zum Teil deutlich schlechter abgeschnitten – oder es war nur eine Teilbewertung möglich.
Wichtig für die langfristige Stabilität ist eine bedarfsgerechte Kalkulation. Der Blick auf die Beiträge für das Jahr 2021 in verschiedenen Berufsgruppen zeigt jedoch: Die jeweilige Durchschnittsprämie des Markts wird von einigen Anbietern um bis zu 30 Prozent unterschritten. Ein solches Pricing sei nur schwer mit einer strengen Risikoselektion zu rechtfertigen, heißt es beim Map-Report.
Die niedrigen Prämien sind also wohl nicht allein dadurch zu erklären, dass diese Anbieter nur Kunden mit besonders niedrigem Risiko haben. Die Autoren des Map-Reports sind vielmehr überzeugt, dass sich deutliche Tendenzen zu einer unzureichenden Kalkulation der Prämien zeigen, um Kunden anzulocken.
Die Experten sehen in der aggressiven Preispolitik ein weiteres Problem: Die mit den Jahren immer weiter gestiegene Anzahl an Berufsgruppen sorge für Wanderbewegungen von Kunden. Wer noch gesund ist und bei einem Versichererwechsel Geld sparen kann, geht zu den günstigen Anbietern. Manche Versicherer bekommen durch Abgänge so einen schlechteren Risikomix, und das schwächt wiederum die Überschussbeteiligung.
Einschätzung des beruflichen Risikos hat große Bedeutung
Die Einschätzung des beruflichen Risikos hat neben der Gesundheitsprüfung eine große Bedeutung bei der Antragsprüfung in der BU-Versicherung. Um Verträge noch günstiger anbieten zu können, differenzieren viele Versicherer die Anteile der kaufmännischen und körperlichen Tätigkeiten ihrer Kunden noch feiner als früher.
Eine Gefahr sieht der Map-Report vor allem dann, wenn Verbraucher und Vermittler die Sprungstellen erkennen können, deren Überschreiten zu überproportionalen Steigerungen des Beitrags führt. „Es ist leicht nachvollziehbar, dass Angaben ,optimiert‘ werden, um eine möglichst günstige Einstufung zu erlangen“, sagt Michael Franke, Herausgeber des Map-Reports. Das berge das Risiko, dass der Beitrag unter der Bedarfsprämie bleibt – also unter der Prämie, die der Versicherer für ein langfristig stabiles Geschäft benötigen würde.
Viele Policen enthalten eine Dynamik. Dabei erhöhen sich die Beiträge sowie die vereinbarte BU-Rente jedes Jahr automatisch. Zum Problem werden kann das, wenn die Versicherer zu hohe Dynamiksätze ohne zusätzliche Gesundheitsprüfung bieten. Drei der untersuchten Versicherer seien bereit, zehn Prozent Dynamik ungeprüft in die Bücher zu nehmen.
Mögliche Missstände sind vor allem an den BU-Überschüssen der Versicherer zu erkennen. Sinkende Überschussanteile seien sicherlich der stärkste Indikator dafür, dass die Kalkulation schon in der Vergangenheit nur teilweise aufgegangen ist, heißt es. Daneben werden im BU-Stabilitätsrating aber auch die Schadenquote und diverse weitere Unternehmenskennzahlen berücksichtigt.
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