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Private Krankenversicherung Prämienerhöhungen: Warum sich Klagen häufig nicht lohnen

Bei steigenden Prämien bei der PKV lohnen sich Klagen nur sehr selten. Wem der PKV-Beitrag zu hoch ist, sollte über andere Alternativen nachdenken.
14.04.2021 - 11:30 Uhr 4 Kommentare
Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung sind für die Versicherten oft ein Ärgernis. Quelle: action press
Gesundheit und Finanzen

Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung sind für die Versicherten oft ein Ärgernis.

(Foto: action press)

Frankfurt Die Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung (PKV) führen immer wieder zu Streitfällen, die auch vor Gericht landen. Nicht selten bekommen die Versicherten dort recht und können sich über Rückzahlungen freuen.

Doch das lohne sich nicht immer, betont die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV): „Die vermeintliche Ersparnis wird schnell zum Bumerang, und die doppelte Lücke muss durch überproportional hohe Beitragssteigerungen mit der nächsten rechtswirksamen Prämienanpassung geschlossen werden“, sagt Wiltrud Pekarek, Vorsitzende des Ausschusses Krankenversicherung der DAV.

Rechtsanwälte, die Verbraucher bei der Rückforderung unterstützen, fokussieren sich der DAV zufolge vor allem auf die Frage, ob alle formalen Voraussetzungen bestanden haben – etwa ob die Beitragserhöhung ausreichend begründet wurde. Ob die Anpassung notwendig ist oder der neue Beitrag ordnungsgemäß kalkuliert wurde, werde dabei meist nicht diskutiert.

Prämienerhöhungen, die aus formalen Gründen rückabgewickelt werden, hätten aber mittel- bis langfristig gravierend negative Folgen für die Versicherten, warnt Pekarek. Zwar zahlen die PKV-Kunden dann über einen gewissen Zeitraum weniger Prämien. „Gleichzeitig steigen aber die Ausgaben beispielsweise infolge der medizinischen Inflation unaufhaltsam“, so Pekarek. Zudem könnten weniger Altersrückstellungen aufgebaut werden.

Langfristig sind höhere PKV-Beiträge möglich

Auf lange Sicht könnten Versicherte dann sogar höhere Beiträge zu zahlen haben als ohne Rückabwicklung. Hinzukommen könnten Steuernachforderungen, Rückforderungen von bereits gezahlten Beitragsrückerstattungen bei Leistungsfreiheit und gegebenenfalls auch Verfahrenskosten.

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Die auf die Beitragsrückabwicklung spezialisierten Anwälte wiederum betonen, dass das Argument, dass sich die Versicherer die Rückforderung mit der nächsten Beitragserhöhung zurückholen werden, reine Angstmache sei, um Verbraucher davon abzuhalten, auf ihre Rechte zu pochen.

Die DAV kritisiert auch, dass die Beitragsrückabwicklungen die Überschüsse der Krankenversicherer und damit auch das Versichertenkollektiv belasten. In der PKV sind damit Gruppen von Versicherten mit ähnlichem Risiko gemeint. Die Überschüsse müssen die Versicherer ihren Kunden größtenteils in Form der Überschussbeteiligung weitergeben. Unter anderem werden dadurch Beitragserhöhungen bei älteren Versicherten begrenzt.

Ob eine Rückforderung der Prämienerhöhung sinnvoll war, werden Versicherte wohl erst nach Jahren beurteilen können. Eine Klage sollte daher gut überlegt sein. Es gibt aber Alternativen, um einen Beitragssprung abzumildern: Grundsätzlich hat jeder Privatversicherte das Recht, bei seinem Versicherer in einen anderen Tarif mit gleichartigem Versicherungsschutz zu wechseln.

Die Prämie reduziert werden kann häufig durch abgespeckte Leistungen oder eine Erhöhung des Selbstbehalts. Ein Anbieterwechsel ergibt meist weniger Sinn, da ein Teil der Alterungsrückstellungen verloren gehen kann. Für Versicherte, die vor 2009 in die PKV gewechselt sind, besteht unter gewissen Umständen die Möglichkeit, in den Standardtarif zu wechseln. Für Hilfebedürftige kann der Basistarif eine Lösung sein. In manchen Fällen ist auch eine Rückkehr in eine gesetzliche Krankenkasse eine Option. Ab 55 Jahren ist das aber nahezu ausgeschlossen.

Mehr: BGH-Urteil zu PKV-Beiträgen: Privatversicherte können auf Rückzahlungen hoffen.

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4 Kommentare zu "Private Krankenversicherung: Prämienerhöhungen: Warum sich Klagen häufig nicht lohnen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Wenn der PKV Versicherte Rentner letztendlich verarmt ist und seine Prämie nicht mehr zahlen kann setzt die Versicherung Ihn in den Notlagentarif.

    Den Notlagentarif kann kein PKV Versicherter wählen, in den wird man von der Versicherung gesteckt wenn man Zahlungsunfähig ist.

    Kosten tut der aber auch über 100,- monatlich.

    Und im Notlagentarif bekommt man nur eine NOTFALLVERSORGUNG, da wird man schneller sterben als einem lieb ist, und zurück in einen normalen PKV Tarif wird wohl keiner mehr finanziell schaffen.

  • „Für Versicherte, die vor 2009 in die PKV gewechselt sind, besteht unter gewissen Umständen die Möglichkeit, in den Standardtarif zu wechseln. Für Hilfebedürftige kann der Basistarif eine Lösung sein.“

    Standardtarif maximal 706,28 monatl.

    Basistarif maximal 769,16 + Zusatzbeitrag monatl.

    Diese Tarife nennt man dann Sozialtarife.

    Auch in diesen Tarifen werden die Prämien für die Versicherten laufend erhöht.

    Umstellungsmöglichkeit Standardtarif

    Angebot meiner Versicherung ab 1.1.18, und Angebot meiner Versicherung ab 1.1.2021 in den Standardtarif zu wechseln liegt vor.

    Der Standardtarif für mich hätte sich seit 1.1.18 bis heute um 28,5 % verteuert (4 Jahre), dies ist eine jährliche Steigerung um 7,12 %, diese Steigerung liegt weit über der Steigerung der Beitragsbemessungsgrenze, der jährl. Rentensteigerung und der Inflation.

    Hieran ist abzusehen wie schnell man im Standardtarif die Höchstbetragsgrenze erreichen kann.

  • Fortsetzung meines vorherigen Beitrages.

    Zum Vergleich Entwicklung der GKV :

    BBG : jährlich Beitragsbemessung der GKV 1980 = 19389,-€, GKV 2021 = 58050,-
    Erhöhung 38661,- Steigerung also um 199 % ,
    die Beitragsbemessungsgrenze ist im Zeitraum 1980 bis 2021 um 199% gestiegen. (in 41 Jahren 1,99 x verdoppelt).

    GKV Beitragssatz : 1980 11,4 %, heute 14,6 % zuzüglich Zusatzbeitrag (ca. 16% incl. Zusatzbeitrag). Steigerung in 41 Jahren um gerade mal 40 %, davon können PKV Versicherte nur träumen.

    In der GKV beitragsfrei mitversichert : beitragsfreie Familienversicherung, 19,5 Monate Krankengeld ab der 6. Woche, Kuren und Reha und noch einiges mehr. In der PKV müssen diese existenziellen Bausteine zusätzlich versichert werden, natürlich gegen entsprechende Prämienzahlungen.

    Fazit : Meine (und da bin ich ganz sicher nicht der Einzige im PKV Tariflabyrinth) PKV Beitragsentwicklung ist um ein Vielfaches mehr gestiegen als bei der GKV, die Leistungen in der PKV rechtfertigen auf keinen Fall diese Beitragsexplosion.

    Was ich nicht verstehe ist, dass Politiker der CDU, CSU, und FDP uns immer noch erzählen dass unser Versicherungssystem Weltklasse ist.

    Es ist eine SCHANDE dass es in unserem Sozialstaat eine Krankenversicherung gibt, die viele PKV Versicherte Rentner in die Verarmung treibt.

    Deshalb brauchen wir die Bürgerversicherung.

    Den PKV Versicherten über 55 bleibt doch letztendlich überhaupt nichts Anderes übrig als zu Prozessieren.


  • Viele PKV Versicherte Rentner werden wegen Ihrer PKV Prämienexplosionen verarmen.

    Seit 1979 PKV versichert ,jetzt Rente früher selbstständig. Anfangstarif : Zweibettz., Chefarzt, ohne Selbstbeh., Zahnbeh. 100 %, Zahners. 80 %.
    Tarif 2021 (letzter Tarifwechsel in 2006) : allgemeine Krankenhausleistung, 100% Zahn, 50 % Zahnersatz, 1000,- Selbstbehalt. (Selbstbehalt ist lediglich eine verdeckte Prämie)

    Meine PKV Beitragsentwicklung von 1979/1980 bis 2021 über alle Tarifwechsel hinweg.
    Trotz 41 Jahren Altersrückstellungen ist meine Prämie um sagenhafte 535 % gestiegen, auf Basis Anfangsprämie 1979. ( 5,35 X verdoppelt )
    (Beitragssteigerung um 535 % obwohl ich 2006 einen Tarifwechsel auf einen enorm abgespeckten Tarif hatte, sonst wäre mein Beitrag heute einen gewaltigen Betrag höher und trotz 41 Jahre Altersrückstellungen.)

    Hier mal noch einen Teilausschnitt meiner Prämienhistorie.
    2006 erneuter Tarifwechsel (Leistungsreduzierung) Prämienentwicklung ab 2006.
    1.1.08) + 29,97 %
    1.1.09) + 32,82%
    1.1.11) + 18,78%
    1.1.15) + 10%
    1.1.16) + 23,7%
    1.1.18) + 37,24%
    Zum 1.1.2021) + 23,73 %

    Meine PKV Prämie bezogen auf die Anfangsprämie 2006 ist um sagenhafte 373 % gestiegen.
    In 16 Jahren also 3,73 X verdoppelt, bezogen zur Anfangsprämie 2006.

    Die jährliche Rentenerhöhung gleicht die Prämienexplosion der PKV Prämie nicht aus, zusätzlich wird die Rente durch Inflation immer weniger Wert, hier ist ganz klar zu erkennen, dass zwangsläufig die PKV Versicherten Rentner, je älter Sie werden, verarmen müssen.

    Wir brauchen die Bürgerversicherung, hier wird die Prämie nach Einkommen berechnet, wer viel verdient zahlt viel, wer wenig verdient zahlt wenig. Das nenne ich mal gerecht.

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