Studie Abwickler von Lebensversicherungen bringen keine ökonomischen Nachteile für die Versicherten

Denn das Geschäft mit den Lebensversicherungen, das jahrzehntelang ein stabiler Ertragsbringer war, wird wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase zunehmend zum Problem.
Berlin Wenn laufende Lebensversicherungsverträge zur Abwicklung an ein anderes Unternehmen übertragen werden, entstehen den Versicherten nicht unbedingt Nachteile. Das ist das Fazit einer Studie, die das Deutsche Aktieninstitut für Altersvorsorge bei der Leipziger V.E.R.S. GmbH in Auftrag gegeben hat. Vorteile konnte die Studie allerdings auch nicht belegen. Demnach bleibe die ökonomische Situation für die Abwickler „herausfordernd“.
Dennoch verkaufen einige Versicherer mittlerweile ihre gesamten Lebensversicherungsbestände an solche Abwickler. Für Aufsehen sorgte etwa der Verkauf von gut vier Millionen Lebensversicherungen von Generali an den Abwickler Viridium im vergangenen Jahr.
Denn das Geschäft mit den Lebensversicherungen, das jahrzehntelang ein stabiler Ertragsbringer war, wird wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase zunehmend zum Problem: Das Geschäft bindet viel Kapital, die regulatorischen Anforderungen wachsen und immer mehr Versicherer haben Probleme, die Renditeversprechen aus der Vergangenheit einzulösen.
Die Abwickler nehmen für sich in Anspruch, den Bestand effizienter und kostengünstiger auszurichten. Zudem müssen keine Vertriebskosten gedeckt werden. Dass die Verwaltungskosten noch nicht gesunken sind, könnte daran liegen, dass die Verschiebung des Versicherungsbestandes auf neue Plattformen länger als erwartet dauert, mutmaßen die Studienautoren.
„Wir schauen auf diese Entwicklung entspannter als noch vor Jahren“, sagt Lars Gatschke, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Bundesverband, in Bezug auf die vielen Abwicklungen. Anfangs wären Investoren aufgetreten, die unrealistische Rendite-Erwartungen hatten. „Aber die Finanzaufsicht Bafin hat hier eine segensreiche Arbeit geleistet und diesen Anbietern die Zähne gezogen.“
Kritisch wird allerdings gesehen, wenn sich Versicherer lediglich von problematischen Beständen trennen wollen, ohne selbst das Lebensversicherungsgeschäft aufzugeben.
In Deutschland sind derzeit drei spezialisierte, sogenannte Run-Off-Plattformen zur aktiv, die für insgesamt sieben Gesellschaften die externe Abwicklung durchführen. Neben Viridium sind das die Athora-Gruppe und die Frankfurter Leben Gruppe.
„Natürlich sind die Kunden erst einmal überrascht und auch verärgert“, wenn sie über den Anbieterwechsel informiert werden, räumt der Vorsitzende der Geschäftsführer der Athora Deutschland Gruppe, Christian Thiemann ein. Aber zum einen sei die Regulierung durch die Bafin für alle gleich. Zudem „sind die Kunden die Quelle unseres Vermögens“.
Wenn man weitere Bestände erwerben wolle, brauche man zufriedene Kunden. Athora sei es gelungen, die Stornoquote von vier auf drei Prozent zu drücken. Das ist ein Trend, den die Studie bestätigt. Die Stornoquote sei bei den Run-Off-Unternehmen mit 2,45 Prozent deutlich niedriger als bei den restlichen Versicherern (3,13 Prozent). Thimann weist darauf hin, dass Athora im vergangenen Jahr die Überschussbeteiligung erhöht habe.
Die Übertragung von Lebensversicherungspolicen ist alles andere als trivial, da die Finanzaufsicht Bafin hohe Anforderungen an das aufnehmende Unternehmen stellt. „Sowohl ein interner als auch ein externer Run-Off findet stets in Versicherungsunternehmen statt, für die alle gesetzlichen Anforderungen gelten und die der Versicherungsaufsicht unterliegen“, heißt es bei der Bafin. Die Bafin achtet darauf, dass die Belange der Versicherten gewahrt bleibt.
Durch den Run-Off ändere sich nichts an den vertraglichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Kunden, heißt es in der Studie des Deutschen Aktieninstituts. Etwaige Garantien müssen weiterhin erfüllt werden und auch die Überschussbeteiligung habe bei den Risiko- und Kapitalanlageüberschüssen mindestens eine Höhe von 90 Prozent sowie bei den anderen Überschüssen (Kostengewinnen) mindestens 50 Prozent.
Angesichts der absoluten Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Erträgen der Versicherer sei keine Benachteiligung der Kunden nach einem Verkauf zu erkennen, heißt es in der Studie. Bei der Verwendung der erzielten Überschüsse, die wesentlich darüber entscheidet, was für die Versicherten unter dem Strich bei ihrem Vertrag herauskommt, fallen die Run-Off-Versicherer durch eine höhere Zuwendung zu den Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen auf.
Allerdings, so hält die Studie fest, werden bei den Run-Off-Versicherern mehr realisierte Gewinne an die Anteilseigner ausgeschüttet. Die durchschnittliche Gewinnabführungsquote liegt bei ihnen bei 57 Prozent, bei den klassischen Lebensversicherern liegt die Quote lediglich bei 33 Prozent – sie lassen also mehr Geld im Unternehmen.
Unterm Strich sieht der CDU-Finanzpolitiker Carsten Brodesser keinen akuten Handlungsbedarf bei der Übertragung von Lebensversicherungsbeständen an externe Abwickler. „Das lief bislang mustergültig, ich sehe zufriedene Gesichter“, so Brodesser. Aber natürlich werde der Prozess weiter beobachtet.
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