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Versicherer Talanx hebt Prognose an – Historisch hohe durchschnittliche Schadensummen bei Flutkatastrophe

Trotz der hohen Belastungen durch Pandemie und Naturkatastrophen laufen die Geschäfte des Versicherers gut. Drei Gründe sind dafür ausschlaggebend.
11.08.2021 Update: 11.08.2021 - 12:54 Uhr Kommentieren
Der Versicherer hat trotz hoher Schäden ein gutes Jahr hinter sich. Quelle: dpa
Talanx

Der Versicherer hat trotz hoher Schäden ein gutes Jahr hinter sich.

(Foto: dpa)

München Die verheerende Flutkatastrophe im Juli durch Sturmtief „Bernd“ zeichnet sich mehr und mehr in den Bilanzen der Versicherer ab. Die Talanx rechnet nun mit einer Summe von mindestens 600 Millionen Euro, die sie an betroffene Kunden auszahlen wird.

Weil aber zwei Drittel davon auf die Tochter Hannover Rück entfallen, dürfte sich die Gesamtbelastung auf das Konzernergebnis im dritten Quartal auf rund 150 Millionen Euro belaufen. Das gab der Konzern am Mittwoch bekannt.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte die Munich Re von einer Schadenbelastung im mittleren dreistelligen Millionenbereich gesprochen, die Allianz ging davor schon von Auswirkungen in ähnlicher Höhe aus. Beim Branchenverband GDV rechnen die Experten mit einer Gesamtbelastung von 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro für die Branche durch die Flutkatastrophe.

Dabei unterscheiden sich nicht nur die hohen Summen von früheren Ereignissen. „Die durchschnittlichen Schadensummen übersteigen alles, was wir in Deutschland bisher hatten“, sagt Jan Wicke. Der Finanzvorstand der Talanx macht vor allem das hohe Maß an Dekontamination von Häusern, Grundstücken, Leitungen und Rohren dafür verantwortlich, dass sich Objekte nach genauer Begutachtung als Totalschaden herausstellen und abgerissen werden müssen.

Die Nachfrage nach sogenannten Elementarschadenversicherungen, in denen auch Schäden durch Überschwemmungen und Hochwasser abgedeckt sind, ist seither bei Talanx deutlich gestiegen. In den besonders betroffenen Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren zuvor weit weniger als die Hälfte der Häuser gegen Elementarschäden versichert.

Kosten für Pandemie sinken

Neben den Aufwendungen durch Naturkatastrophen belasten die Versicherer noch immer die Auswirkungen der Pandemie, wenn auch sehr viel weniger als im Vorjahreszeitraum. Im ersten Halbjahr lag die Schadensumme bei 278 Millionen Euro und damit nur noch auf einem Drittel des Niveaus aus dem ersten Halbjahr 2020.

Auch die Art der Schäden hat sich verändert. Während vor einem Jahr Veranstaltungsausfälle, Betriebsschließungen und Kreditversicherungen den Großteil ausmachten, sind es nun die vielen Todesfälle durch Covid-19. Besonders die Länder in Lateinamerika sowie Südafrika und Polen sind betroffen.

Dagegen ist in den USA die hohe Sterblichkeit aus dem ersten Quartal inzwischen spürbar zurückgegangen. Wicke sieht hier einen klaren Zusammenhang mit dem Politikwechsel in den USA. „Auslöser der hohen Sterblichkeit war Donald Trumps Corona-Politik, Joe Bidens Impfkampagne scheint dagegen erfolgreich zu sein.“ Generell sei die Korrelation zwischen hoher Impfquote und niedriger Todesfallquote „eindeutig“, sagte Wicke.

Trotz der hohen Belastungen durch die Pandemie und Naturkatastrophen laufen die Geschäfte bei Talanx sehr gut. Deswegen hat der Konzern am Mittwoch seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr auf 900 bis 950 Millionen Euro angehoben. Bislang standen an dieser Stelle 800 bis 900 Millionen Euro.

Im ersten Halbjahr hat der Konzern dafür bereits das Fundament bereitet. Der Konzerngewinn stieg von Januar bis Juni auf 546 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum standen lediglich 325 Millionen Euro an dieser Stelle.

Drei Gründe sind dafür entscheidend: Zum einen wachsen die Hannoveraner in allen Segmenten, das Prämienaufkommen dürfte nun im oberen einstelligen Prozentbereich wachsen statt wie bisher erwartet bei fünf Prozent. Zum anderen hatte die Coronakrise auch positive Effekte in Form von geringeren Schäden.

Industrieversicherung schreibt wieder Gewinne

Den dauerhaft größten Effekt dürfte jedoch die Rückkehr des Industriegeschäfts in die schwarzen Zahlen auslösen. Jahrelang schrieb die Sparte, aus der einst der heutige Talanx-Konzern erwachsen ist, Verluste. Auch noch im Vorjahreszeitraum, als die Restrukturierung bereits eingeleitet war, dann aber die Corona-Pandemie zu hohen Aufwendungen geführt hatte.

Inzwischen liegt die Schaden-Kosten-Quote bei 98,4 Prozent. Werte unter 100 Prozent zeigen, dass ein Segment Geld verdient. „Mittelfristig wollen wir 95 Prozent erreichen, auch wenn uns bewusst ist, dass die Natur des Geschäfts in der Industrieversicherung volatil ist“, sagt Wicke.

In diesem Zusammenhang nannte er auch die Explosion im Leverkusener Chempark vor wenigen Wochen. Belastungen im mittleren zweistelligen Bereich dürften hieraus in den kommenden Monaten auf die Talanx zukommen.

Mehr: Munich Re erwartet höhere Schäden – und höhere Beiträge

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