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Zunehmende Schwierigkeiten BaFin ruft Versicherer zu Protest gegen niedrige Zinsen auf

Für den BaFin-Exekutivdirektor ist bei der Zinspolitik offenbar eine Schmerzgrenze überschritten. Außerdem nimmt die BaFin Cyber-Risiken ins Visier.
29.10.2019 Update: 29.10.2019 - 15:02 Uhr Kommentieren
BaFin ruft Versicherer zu Protest gegen niedrige Zinsen auf Quelle: Reuters
BaFin

„Die Situation von Lebensversicherern und Pensionskassen erfordert in diesen Jahren, dass wir unsere Kontrolle verstärken“, sagt der Exekutivdirektor der Finanzaufsicht.

(Foto: Reuters)

Bonn Die Finanzaufsicht BaFin ruft die deutschen Versicherer zum Protest gegen die niedrigen Leitzinsen in der Euro-Zone auf. „Es ist ein Punkt erreicht, an dem die Marktteilnehmer sehr deutlich machen sollten, wie stark die niedrigen Zinsen mittlerweile ihr Geschäftsmodell und damit ihren Beitrag zur kapitalgedeckten Altersversorgung gefährden“, sagte BaFin-Exekutivdirektor Frank Grund auf einer Tagung der Aufsichtsbehörde am Dienstag in Bonn.

Die jüngste Senkung der negativen Einlagezinsen durch die Europäische Zentralbank habe den Druck auf die Branche nochmals erhöht. „Bisher habe ich die Betroffenen immer angehalten, nicht zu lamentieren, sondern die Realität zu akzeptieren“, sagte Grund. Das hätten die Lebensversicherer auch getan, etwa durch eine Senkung der Ausschüttungen an die Versicherten.

Die niedrigen Zinsen belasten vor allem Lebensversicherer, die zu den größten Kapitalanlegern gehören. Einigen drohen schon Schwierigkeiten. Die Aufseher beobachten nach Angaben von August deshalb 20 Lebensversicherer genauer, die ihre Verpflichtungen gegenüber den Kunden womöglich auf längere Sicht nicht erfüllen können. „Die Situation von Lebensversicherern und Pensionskassen erfordert in diesen Jahren, dass wir unsere Kontrolle verstärken“, sagte Grund.

Grund äußerte sich außerdem zum Thema Cyber-Risiken: Die BaFin will sich im kommenden Jahr mit dem Einstieg der Versicherer ins Geschäft mit dem Schutz vor Hacker-Angriffen und Computer-Kriminalität beschäftigen. Der Umgang der Branche mit Cyber-Policen sei einer der Schwerpunkte der Aufsicht 2020, sagte er. Versicherer setzen große Hoffnungen in das Geschäft, das milliardenschwere Prämien verspricht. Grund ist skeptischer. „Das ist ein langsam wachsender Markt“, sagte er am Rande einer Tagung der Behörde und das begrüße er auch. „Ich finde gut, dass nicht mehr Kapazität zur Verfügung steht.“

Die meisten Versicherer nähmen keine großen Einzelrisiken auf sich. Großkonzerne, die sich gegen Cyber-Angriffe schützen wollten, könnten europaweit eine Deckungssumme von 500 bis 700 Millionen Euro erhalten von allen Anbietern zusammen, sagte Grund. „Sie sind auch gut beraten, das vorsichtig zu machen.“ Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück hatte zuletzt prognostiziert, dass das Brutto-Prämienvolumen in der Cyber-Versicherung in Europa sich bis 2025 auf fünf Milliarden Dollar versechsfachen werde. Bisher entfallen 80 Prozent der Prämien auf Nordamerika. „Aber der Rest der Welt holt richtig auf“, sagte Vorstandsmitglied Doris Höpke.

Stärkeres Augenmerk auf Immobiliendarlehen

Zuletzt hatte die BaFin untersucht, ob sich in den Policen der Sachversicherer versteckte Cyber-Risiken verbergen („Silent Cyber“), etwa in üblichen Versicherungen gegen den Stillstand ganzer Fabriken. Grund gab hierzu vorläufig Entwarnung: „Da ist nicht so viel Sorge angebracht.“

Auch auf Investments in Immobiliendarlehen und Anleihen von Unternehmen will die BaFin 2020 ein verstärktes Augenmerk haben. Diese Kapitalanlagen spielen bei den Versicherern auf der Suche nach Rendite eine immer größere Rolle. Denn die traditionellen Anlagen wie Staatsanleihen werfen wegen der Dauer-Niedrigzinsen kaum mehr etwas ab.

Die BaFin gehe in ihren langfristigen Prognoserechnungen für die Versicherer inzwischen von einer Wiederanlagerendite von 0,5 Prozent aus, sagte Abteilungsleiter Kay-Uwe Schaumlöffel, der bei der BaFin für die Lebensversicherung und Kapitalanlagen zuständig ist. Er sprach sich gegen eine weitere Lockerung der Zinszusatzreserve (ZZR) aus, mit der die Branche Milliarden zurückgelegt hat, um ihre Zinsgarantien langfristig erfüllen zu können. „Weiter abändern darf man die Methodik nicht mehr würden wir nicht gut finden.“

Grund sagte, die Aufsichtsbehörde habe derzeit 15 der knapp 90 Lebensversicherer und 31 von rund 135 Pensionskassen unter verschärfter Beobachtung, die ihre Verpflichtungen gegenüber den Kunden aus heutiger Sicht in den nächsten 15 Jahren nicht mehr erfüllen können. Die Solvenzquoten dürften im Branchenschnitt im dritten Quartal weiter gesunken sein.

Mehr: Ein Strategiepapier zeigt, wie intensiv sich wegen der EZB-Politik die Volksbanken darauf vorbereiten, Minuszinsen von Privatkunden zu erheben. Die Dummen sind die Kunden.

  • rtr
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