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3G am Arbeitsplatz Cocktailbar-Kette bietet digitalisierte Corona-Laientests an

Ab Mittwoch gilt die 3G-Regel am Arbeitsplatz, Millionen Mitarbeiter müssen täglich testen. Die Cocktailkette Sausalitos geht mit einer digitalen Lösung der Testnachverfolgung an den Start.
19.11.2021 - 20:43 Uhr Kommentieren
(Foto: Unternehmen)
Die Cocktailbar-Kette Sausalitas hat zusammen mit der Digitalagentur Mindnow eine digitale Schnelltest-Straße entwickelt.

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Köln Ab Mittwoch brauchen deutsche Betriebe Türsteher: Mit der beschlossenen 3G-Pflicht für Arbeitsstätten kommen ungewohnte Nachweispflichten auf die Werktätigen zu. Ohne einen negativen Antigen- oder PCR-Schnelltest darf nach der Neufassung des Infektionsschutzgesetzes niemand bei der Arbeit erscheinen, der nicht geimpft oder genesen ist. Den Nachweis zu erbringen, ist Sache des Arbeitnehmers. Und der Test zählt nicht zur Arbeitszeit.

(Foto: Unternehmen)
Sausalitos-Geschäftsführer Christoph Heidt

(Foto: Unternehmen)

Chaos ist da vorprogrammiert, glaubt Christoph Heidt, Geschäftsführer der Sausalitos Holding. „Bestehende Testzentren können einem solchen täglichen Ansturm nicht standhalten“, sagt der Chef der Cocktailbar-Kette. Er wüsste Rat: Zusammen mit der Schweizer Digitalagentur Mindnow will der Unternehmer in großem Stil Laientests digitalisieren.

Die Idee: Jeder macht daheim den Selbsttest, der zuvor über einen QR-Code-Aufkleber am Testkit individualisiert und so auch digital rückverfolgbar wird. „Dafür eignet sich jeder beliebige Selbsttest, den man im Supermarkt kauft oder vom Arbeitgeber gestellt bekommt“, sagt Heidt. Er veranschlagt die Zahl der ungeimpften Arbeitnehmer auf bis zu 13 Millionen in Deutschland – ein gewaltiges Potenzial, selbst bei einer hohen Homeoffice-Quote.

B2B-Lösung mit Klebecodes

Pass.me heißt der digitale Covid-Selbsttest. Man macht ein Handyfoto eines am Testkit aufgeklebten QR-Codes, ein Timer startet, das Ergebnis des Plastikträgers wird fotografiert, ausgewertet – und ein Beleg erscheint in der App. „Fertig ist der digitale Nachweis, den man am Eingang vorzeigen kann“, sagt Heidt. Erste Betriebe aus dem verarbeitenden Gewerbe hätten Interesse angemeldet.

Zehn Cent pro QR-Code und der damit zusammenhängenden Abwicklung werden veranschlagt. Die Mindestabnahmemenge beträgt 1000 Stück. „Der Arbeitgeber kann so ein entsprechendes Zertifikat ausstellen“, sagt Mindnow-Chef Jean-Paul Saija. „Die Daten des Supervisors sind auf der zentralen Datenbank hinterlegt. So ist zu 100 Prozent nachvollziehbar, wer den Selbsttest zusätzlich zur Testperson verifiziert.“

Ein Haken: Selbsttests sind politisch nicht vorgesehen – auch nicht im neuen 3G-Konzept für Betriebe, das am heutigen Freitag den Bundesrat passierte. „Eine Überwachung muss vor Ort durch den Arbeitgeber oder eine von ihm beauftragte Person erfolgen“, heißt es im Gesetz. Nur mit einem Vier-Augen-Prinzip könne man Tricksereien ausschließen, auch die Strafen für gefälschte Testergebnisse wurden erhöht.

„Bei einem begleiteten Selbsttest wird davon ausgegangen, dass die Aufsicht führende Person bei der Testung und während der Auswertezeit physisch anwesend ist“, teilt das Landesgesundheitsministerium NRW auf Anfrage mit. „Online durchgeführte Selbsttests“, also auch etwa die videoüberwachten Selbsttests, mit denen die Drogeriekette Rossmann jüngst vorpreschte, „erfüllen somit nicht die Anforderungen für die geplante 3G-Regelung für Beschäftigte“.

Eine Frage des Misstrauens

Ist es vernünftig, den Beschäftigten zu misstrauen? Anders als vielleicht im Freizeitbereich werde sich fast niemand künstlich gesund stellen, um ins Büro zu kommen, argumentiert Jean-Paul Saija, Geschäftsführer der Digitalagentur Mindnow. An der Ehrlichkeitsvermutung gibt es unter Brancheninsidern jedoch auch Zweifel.

In Deutschland zählt das Kölner Ticketingunternehmen Ticket.io zu den größten Anbietern von Software für Testzentren. In Spitzenzeiten arbeiteten 1600 Zentren mit der Kölner Lösung, die von der Terminvergabe bis hin zur Meldung an das Gesundheitsamt alles abdeckt. Derzeit sind 900 aktiv, „Tendenz wieder stark steigend“, sagt Geschäftsführer Jannusch Frontzek. Er glaubt, die Sicherung des Arbeitsplatzes habe solch hohe Bedeutung, dass auch kranke Mitarbeiter unter Umständen bei einem positiven Selbsttest betrügen würden – klassischer Präsentismus.

„Ein Testkit mit einem QR-Code zu verheiraten und zu digitalisieren, ist gut und clever – das ist auch in unserer Laborlogik nicht anders“, sagt Frontzek. „Aber bei Laientests digitalisiert man rein auf der Vertrauensebene. Durch die Verschriftlichung eines nicht verifizierbaren Ergebnisses schafft man erst recht trügerische Sicherheit.“

Klar ist: Die rasch beschlossene 3G-Pflicht inklusive Dokumentationsaufgaben stellt die gesamte Wirtschaft vor gewaltige Aufgaben. Ein Dax-Vorstand sagt: „Dann müssen wir wohl zu Kontrollettis werden.“ Bisher habe man der Belegschaft einfach unbegrenzt Tests mit nach Hause gegeben und auf Vernunft gebaut.

Mehr: Ansturm auf nicht anerkannte Online-Selbsttests

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