Ahti Heinla Skype-Erfinder und Vorbild für estnische Unternehmer

In dem Fach transportiert der Roboter Medikamente und Coronatests für die Laboren der Asklepios-Labore.
Tallinn Beeindrucken muss Ahti Heinla niemanden. Im ungebügelten Pulli stellt er den Pressevertretern seine Lieferroboter vor dem Starship-Gebäude im estnischen Tallinn vor. Den Roboter steuert er per App. Mit 34 Jahren ist der heute 50-jährige Programmierer zum Multimillionär geworden und wird damit zum Vorbild für estnische Gründer.
Durch einen Klick in der App öffnet er das Fach des Roboters, in dem Schokolade liegt. „Das ist ein typisch estnisches Produkt, das ein bisschen gesünder schmeckt als herkömmliche Schokolade“, sagt er. Das liege an den Bohnen, die in die Tafel gestampft sind.
Heinla hat zusammen mit anderen Programmierern aus Estland, Schweden und Dänemark den Videodienst Skype auf den Markt gebracht und Telefonieren so kostenlos gemacht. Für 3,1 Milliarden US-Dollar hat Ebay die Skype-Software drei Jahre später gekauft und wiederum für stolze 8,5 Milliarden US-Dollar an Microsoft verkauft.
Nach dem erfolgreichen Unternehmensverkauf gründet Heinla gemeinsam mit Janus Friis Starship Technologies. Das Start-up baut und vertreibt Lieferroboter. Zurückzuführen ist seine Unternehmensgründung auf einen Ideen-Wettbewerb der Nasa, für den der Informatiker einen Marsroboter entwickelte. Sein Team hat den Wettbewerb zwar verloren, aber ein Geschäftsmodell gefunden.
Heinlas Roboter rollen auch durch Hamburg
Zunächst konzentrieren sich die Heinla-Roboter auf Rädern auf die Auslieferung von Lebensmitteln in Estland. Fahrstrecken von bis zu fünf Kilometern können damit zurückgelegt werden – in Schrittgeschwindigkeit. Über zehn Kameras werden Hindernisse wahrgenommen, die bis zu 1,5 Meter entfernt sind. Die Aufzeichnungen dienen auch dazu, Randalierer oder Diebe zu filmen und der Polizei zu melden. Navigiert wird der Roboter per GPS.
Ist dieser einmal da, wo er ankommen soll, bekommt der Empfänger eine Push-Benachrichtigung auf das Smartphone. Im Vergleich zu anderen Lieferrobotern soll das Starship-Modell Unternehmensangaben zufolge energiesparender sein. Der Lieferpreis liege bei einem Dollar.
Auch in Deutschland werden die Starship-Modelle seit 2020 eingesetzt. Die Asklepios-Kliniken nutzen die Roboter im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, um Coronatests von der Haustür des Getesteten zum Labor zu bringen. Das Testergebnis erhält der Kunde binnen 24 Stunden auf sein Smartphone. Seit Anfang des Jahres liefert er außerdem mehrmals täglich zwischen den Hamburger Klinikstandorten Ochsenzoll und Heidberg Blutproben, Covid-Tests und Medikamente für die Asklepios-Labore Medily aus.
Der Lieferrobotermarkt ist umkämpft
Heinla ist mit seiner Erfolgsgeschichte ein Vorbild für die estnische Gründer- und Tech-Szene. Madis Kaal gehört dieser an und lernt Heinla während seiner Tätigkeit bei Skype kennen. Dort arbeitet der ITler in Heinlas Abteilung. Noch nie habe er ihn live erlebt, bislang nur über den Videochat kennengelernt, berichtet er. Dennoch bezeichnet Kaal ihn als „brillant in dem, was er tut“. „Er war während seiner gesamten Karriere von klein auf an der Spitze der Softwareentwicklung in Estland“, sagt er.
Wie erfolgreich Heinla nun mit Lieferrobotern werden kann, weiß Kaal nicht. Denn der Wettbewerb sei härter als bei Skype, schließlich habe es keinen richtigen Konkurrenten auf dem Markt gegeben. „Amazon versucht nun ebenfalls, in das Geschäft einzusteigen“, sagt er. „Aus technologischer Sicht sind selbstfahrende Lieferroboter eine vergleichbar große Herausforderung wie Autos“, ergänzt Kaal.
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