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Corona-Pandemie Chroniker erleben digitale Unterversorgung

Eine Umfrage unter rund 5.000 Teilnehmern zeigt, dass vor allem gesunde Akademiker von der Digitalisierung des Gesundheitswesens profitieren.
30.04.2021 - 18:56 Uhr Kommentieren
Videosprechstunden werden vor allem von bessergestellten Patienten in der Corona-Pandemie genutzt. Quelle: dpa
Telemedizin

Videosprechstunden werden vor allem von bessergestellten Patienten in der Corona-Pandemie genutzt.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Chronisch Kranke im ländlichen Raum sind auf eine digitale Gesundheitsversorgung angewiesen. Die Arztpraxis ist kilometerweit entfernt, manchmal fährt der Bus nur stündlich. Die Digitalisierung soll ihre Versorgung verbessern. Eine Umfrage des Berliner Start-ups E-Patient Analytics zeigt, dass aber eher gesunde Großstädter von Gesundheits-Apps und digitalen Programmen profitieren.

Im Rahmen der Studie wurden im vierten Quartal 2020 5.112 Menschen rekrutiert und zu ihrer Nutzung digitaler Gesundheits- sowie Versorgungsanwendungen befragt. Davon waren 58 Prozent gesund, 35 Prozent Chroniker und sieben Prozent zum Zeitpunkt der Befragung akut erkrankt.

Der Lockdown hat laut den Umfrageergebnissen zu einer Kluft in der Bevölkerung geführt. Die Reduktion von Sprechzeiten um bis zu 50 Prozent hätten bessergestellte Gruppen mit Online-Angeboten kompensiert, zeigen die Ergebnisse. „Drei von vier Nutzern der Online-Arztsprechstunde sind zwischen 30 und 50 Jahre alt, sind unterdurchschnittliche Chroniker, leben eher in Ballungsgebieten und sind Akademiker“, sagt Alexander Schachinger, CEO von Patient Analytics. Chronisch Erkrankte ohne einen Uniabschluss erleben während der Corona-Pandemie hingegen eine Unterversorgung.

Insgesamt hat E-Patient Analytics 19 digitale Angebote betrachtet. Digitale Gesundheitsanwendungen, also Gesundheits-Apps, die von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden, weil sie einen Zulassungsprozess des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte durchlaufen haben, werden nicht von Apps unterschieden, die über Selektivverträge von den Kassen erstattet werden.

Im vergangenen halben Jahr gehen Online-Arztbuchungen um acht Prozent zurück, die Nutzung von Medikamenten-Apps sinkt um drei Prozent. Online-Konsultationen sowie Videosprechstunden verzeichnen hingegen ein starkes Wachstum. Digitale Anwendungen, die mit einem Arzt vor Ort verknüpft seien, hätten abgenommen, sagt CEO Schachinger.

Auf eine digitale Alternative greifen allerdings nicht alle Patienten zurück: Bildungsferne, chronisch kranke Patienten bleiben außen vor.
Nachdem der persönliche Austausch mit dem Arzt während des Lockdowns weggebrochen ist, werden auch die Informationskanäle der Krankenkassen für bessergestellte Mitglieder mit einem hohen Bildungsabschluss wichtiger.

2020 wurden 13 Prozent der Befragten von Krankenkassen über digitale Angebote informiert. Ein Jahr später steigt der Anteil um zehn Prozent auf insgesamt 23 Prozent. Bei der Beratung durch Ärzte ist das Gegenteil zu beobachten: Im Jahr 2016 wurden noch 14 Prozent aller Befragten von Ärzten informiert, im Jahr 2021 sind es nur noch zehn Prozent.

Digitale Prävention wird wichtiger

Die Nutzung digitaler Präventionsangebote ist im vergangenen Quartal beliebter geworden und nimmt von 2018 bis 2021 um insgesamt vier Prozent zu. Den größten Anteil mit 73 Prozent davon machen Sport- und Bewegungs-Apps aus, danach folgen mit 51 Prozent Anwendungen rund um das Thema Ernährung, 39 Prozent bieten Meditations- und Achtsamkeitsübungen an. Teilnehmer konnten mehrere Anwendungen ankreuzen.

Aus den Umfrageergebnissen leitet Schachinger ab, dass digitale Angebote nicht nur über die Webseiten der Krankenkassen oder den Arzt persönlich empfohlen werden sollten. „Apotheken und Drogeriemärkte könnten künftig als Vertriebs- und Touchpoints für Gesundheits-Apps dienen.“ 

Mehr: Bis 2022 werden für Apps auf Rezept Millionenbeträge prognostiziert, danach können die Leistungsausgaben für die gesetzlichen Krankenkassen sogar auf eine Milliarde Euro anwachsen. 

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