Coronavirus Digitale Terminportale für Schnelltests starten – einheitliches System fehlt

In vielen Apotheken kann getestet werden – sofern Bürger einen Termin bekommen.
Düsseldorf Die Ankündigung war vielversprechend: Alle sieben Tage hat jeder Bürger den Anspruch auf einen kostenlosen Corona-Schnelltest. Seit einer Woche ist diese Regelung nun in Kraft. Inzwischen kommen die Testmaterialien in den Testzentren, Apotheken und Arztpraxen an, die sich für die Durchführung bereit erklärt haben. Doch eine Übersicht, wo Tests möglich sind, fehlt.
Das will der Deutsche Apothekerverband (DAV) ändern und hat am Mittwoch ein digitales Portal gestartet. Unter mein-apothekenmanager.de können Bürger durch die Eingabe ihres Wohnortes beziehungsweise ihrer Postleitzahl testende Apotheken finden. Eine Terminbuchung direkt über das Portal ist allerdings noch nicht möglich, dafür werden Nutzer auf die jeweilige Seite der Apotheke weitergeleitet.
„Im Augenblick ist die Zahl an Apotheken, die testen und dort registriert sind, noch überschaubar. In Ballungsgebieten findet man leicht eine Apotheke, die testet, in ländlichen Regionen wird es etwas schwieriger“, sagt ein DAV-Sprecher. Allerdings würden sich laufend neue Pharmazeuten anmelden.
Offizine konnten sich bereits seit einigen Tagen dafür über mein-apothekenportal.de registrieren. Dafür ist ein individueller 16-stelliger Registrierungscode nötig, der über die Landesapothekerverbände Mitte Dezember 2020 an alle Apothekeninhaber versendet worden war.
Vorbereitung auf das E-Rezept
Die beiden Portale des DAV baut der Verband derzeit mit Blick auf die Einführung des E-Rezepts auf. Darin sollen Pharmazeuten die Möglichkeit erhalten, ihren Profilen Informationen wie die Adresse, Öffnungszeiten, gesprochene Sprachen und Leistungsschwerpunkte hinzuzufügen. Diese Informationen sollen unter anderem in der Apothekenliste der geplanten, staatlichen E-Rezept-App der Gematik einsehbar sein.
Das Portal des DAV ist nicht das einzige. Die pharmazeutische Beratungsagentur Konzept-A hat ein ähnliches Angebot bereits am vergangenen Wochenende gestartet. 130 Apotheken seien bislang angeschlossen, weitere würden zeitnah folgen, berichtet Geschäftsführer Jens Psczolla.
Im Gegensatz zur DAV ist die Terminbuchung gleich über das Portal möglich. Konzept-A arbeitet dafür mit dem Test-Dienstleister Covisa zusammen. Offizine können sich kostenlos listen lassen oder für 149 Euro neben den technischen Möglichkeiten zur Terminkoordination und Ergebnisübermittlung weitere Beratung, Anleitungen und Hilfen für die Durchführung von Schnelltests erhalten.
Durchweg komfortabel ist die Terminbuchung für testwillige Bürger trotzdem nicht. Viele Städte listen zwar Testorte auf einer zentralen Seite auf, von Testzentren über Arztpraxen bis hin zu Apotheken. Doch eine Terminbuchung mit wenigen Klicks ist trotzdem kaum darstellbar.
Und die Apothekenportale beinhalten eben bisher nur Apotheken. „Es wäre sinnvoll, wenn die Bürger so viele Möglichkeiten für Testtermine hätten wie möglich“, meint Psczolla. Daher sei eine einheitliche Plattform für Apotheken, Arztpraxen und Testzentren sicherlich sinnvoll: „Wir sind da für alle Gespräche offen.“
Zwar kann der Bund den Kommunen ein einheitliches Portal nicht vorschreiben. Doch er hätte die Möglichkeit, einen Auftrag zur Entwicklung dafür zu vergeben und in einem Beschluss zu empfehlen – ähnlich der Terminbuchungsplattform für Impfungen, entwickelt durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung.
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums wiegelte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz zwar ab: Pläne für ein solches Portal für Schnelltests seien ihm nicht bekannt. Zuspruch kommt aber vom Landkreistag: „Wenn es eine bundeseinheitliche Lösung gäbe beziehungsweise eine App eines privaten Anbieters, die alle nutzen könnten und die verschiedene Angebote verbindet, wäre das sicherlich gut.“
Allerdings stellt der kommunale Spitzenverband infrage, ob der Bund die richtige Institution für die Planung wäre. Zu schlecht seien die Erfahrungen mit der Corona-Warn-App oder der Software Sormas für die Gesundheitsämter: „Insofern sind bundeseinheitliche Lösungen staatlicherseits oft eben auch behäbig und brauchen einen großen zeitlichen Vorlauf, während man vor Ort agiler sein kann.“
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