Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Digital Radar Test-Messung dauert 20 Stunden bei den Asklepios-Kliniken

Wenn Kliniken Geld aus dem Krankenhauszukunftsfonds erhalten wollen, müssen sie ab Oktober ihre digitale Reife bewerten. Der Aufwand ist überschaubar.
24.09.2021 - 19:38 Uhr Kommentieren
(Foto: IMAGO/Shotshop)
Angestellte mit verschiedenen Zuständigkeiten bewerten die Digitalisierung in ihrer Abteilung.

(Foto: IMAGO/Shotshop)

Drei Milliarden Euro stellt der Bund für die Digitalisierung der Kliniken bereit. Die Auszahlung der Mittel wird von einer Evaluation begleitet. Im Jahr 2021 und im Jahr 2023 bewerten Kliniken ihren Digitalisierungsgrad. So kann der Gesetzgeber Rückschlüsse ziehen, ob das Geld sinnvoll investiert wurde.

Lange war unklar, wie umfangreich die Selbstbewertung für die Kliniken wird. Henning Schneider, CIO bei den Asklepios Kliniken, hat die Pilotierung des Messmodells mit zwei Krankenhäusern begleitet und berichtet: „Die größte Angst der Kliniken war, dass diese Befragung zu aufwendig ist. Diese Sorge ist unbegründet.“

Schneiders Kollege Mario Exnowski, zuständig für digitale Innovation bei den Asklepios Kliniken, ergänzt: „Wenn man die einzelnen Mitarbeiterstunden hochrechnet, waren wir in der Summe bei 20 Stunden.“

Der Online-Fragebogen wurde von dem Konsortium Digital Radar ausgearbeitet. Es wird von HIMSS Europe, dem deutschen Ableger der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS) angeführt. Zusammen mit Partnern hat HIMSS die Ausschreibung des Bundesgesundheitsministeriums zur Ausarbeitung eines digitalen Reifegradmessmodells gewonnen. Eine digitale Vermessung der Kliniken ist im Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) vorgeschrieben. Erhält ein Klinikum Geld aus dem KHZG-Topf, muss es seine Digitalisierung bewerten.

13,5 Stunden dauerte die Messung im Durchschnitt

Auf einer Veranstaltung am Freitag, den 24. September, sagte Jörg Studzinski von HIMSS Europe, dass in anderen Testkliniken der Aufwand ähnlich hoch war wie bei den Asklepios-Kliniken. Im Durchschnitt benötigten die elf Pilotkliniken, zu denen auch die beiden Asklepios-Häuser zählen, acht Stunden für die Vorbereitung der Umfrage, also um zu überlegen, wer in der Klinik welche Fragen beantworten kann, und um die Kollegen entsprechend vorzubereiten. Fünfeinhalb Stunden hätten die Testteilnehmer durchschnittlich gebraucht, um den Online-Fragebogen auszufüllen.

Die Charité hat ebenfalls an der Test-Messung teilgenommen. Iris Dalhaus, Datenwissenschaftlerin am dortigen Institut für Medizinische Informatik, kam auf der Veranstaltung ebenfalls zu Wort. Sie schätzt, dass auch in ihrem Haus der Aufwand mit den durchschnittlichen Werten vergleichbar ist. Die Anzahl von über zweihundert Fragen habe sie aber überrascht. Und im Gegensatz zu anderen sei sie mit dem Krankenhauszukunftsgesetz vertraut: „Ich könnte mir vorstellen, dass es schwierig ist, den Fragebogen zu beantworten, wenn man nicht so tief drinhängt und alle möglichen Leute dazu befragen muss.“

Auch bei den an der Messung beteiligten Personen präsentierte Studzinski Durchschnittszahlen: Acht Angestellte aus den verschiedenen Bereichen der Testkliniken waren an der Umfrage beteiligt. Ärztinnen und Pfleger aus der klinischen Versorgung sind ebenso einbezogen wie Angestellte aus der Verwaltung und den IT-Abteilungen.

Insgesamt werden Fragen zu 234 verschiedenen Kriterien gestellt. Klinikangestellte müssen mindestens 95 Prozent des Fragebogens beantworten, damit er ausgewertet wird. Fünf Fragen dürfen maximal mit „ich weiß nicht“ beantwortet werden. Nach der Datenübermittlung schaut sich ein HIMSS-Mitarbeiter die Antworten an und macht eine Plausibilitätsprüfung, erklärt Studzinski und bittet um eine gewissenhafte Bearbeitung: „Wir behalten uns vor, falls wir die Datenqualität als zu niedrig erachten, dass kein Zugang zu den Ergebnis-Dashboards bereitgestellt wird und es auch kein Teilnahmezertifikat gibt, welches als Nachweis gegenüber dem Bundesamt für Soziale Sicherung benötigt wird.“

Kliniken müssen selbst aktiv werden

Ab dem 5. Oktober ist die Umfrage scharfgestellt. Um teilzunehmen, registrieren sich Kliniken auf der Website www.digitalradar-krankenhaus.de. Daraufhin wird jedem Krankenhaus ein Link zur Verfügung gestellt, über den Mitarbeiter Zugriff auf den Fragebogen bekommen. Es gibt nur ein Formular pro Klinik. Ein Hauptverantwortlicher kann einzelne Blöcke des Fragebogens an die entsprechenden Mitarbeiter aber per E-Mail übertragen.

Eigentlich sollte die Befragung zum 30. Juni starten. Die beteiligten Akteure hinken dem Zeitplan hinterher. Füllen Kliniken den Fragebogen erst im Oktober oder November aus, ist der Digitalisierungsgrad trotzdem rückwirkend bis zum 30. Juni zu bewerten. Nur so seien die Ergebnisse vergleichbar, sagt Studzinski.

Bis zum 17. Dezember können Kliniken ihre Ergebnisse per E-Mail übermitteln. Studzinski bittet aber um eine Abgabe bis zum 3. Dezember, sodass ein Zeitfenster für eventuelle Rückfragen von HIMSS-Mitarbeitern bleibt.

Beteiligt an der Ausarbeitung der Umfrage sind neben HIMSS die Universität Sankt Gallen, das Essener Leibniz-Institut für Wirtschaftsförderung, das private Berliner „Institut für angewandte Versorgungsforschung“ (INAV) und die auf Kliniken spezialisierte Unternehmensberatung Lohfert und Lohfert.

Die Ärztin und Ingenieurin Sylvia Thun ist Projektleiterin des Digital Radars. Sie ist Direktorin der Abteilung E-Health und Interoperabilität am Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) der Stiftung Charité. Ihr Stellvertreter ist der Wirtschaftsingenieur Alexander Geissler, der an der Universität Sankt Gallen Seminare zum Thema „Management im Gesundheitswesen“ hält. Henning Schneider von den Asklepios Kliniken gehört zum erweiterten HIMSS-Beraterstab (Board of Directors).

Wer bei der Beantwortung des Online-Fragebogens Nachfragen hat, kann sich per E-Mail oder per Telefon an den Kundensupport des Digital Radars wenden. „Man fühlt sich ein bisschen ausgehorcht, wenn man die Fragen beantwortet, aber es ist ja keine Schulklausur“, sagt Dalhaus von der Charité. Sie hält es für sinnvoll, die Fragen möglichst wahrheitsgetreu zu beantworten und sich nicht etwa digitaler darzustellen, als man in Wirklichkeit sei: „Der Fragebogen dient ja auch zur Eigenevaluation“, sagt sie. Im Sommer 2023 füllen Kliniken den Online-Fragebogen ein zweites Mal aus. „Ich bin gespannt, wie wir die Fragen in zwei Jahren beantworten“, sagt Dalhaus.

Mehr: Eine Milliarde für Krankenhaussoftware

0 Kommentare zu "Digital Radar: Test-Messung dauert 20 Stunden bei den Asklepios-Kliniken"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.