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Fachlicher Austausch Notfallmediziner vernetzen sich mit Whatsapp-Alternative Siilo

In der Pandemie tauschen sich Ärzte verstärkt über Messenger aus. Die Gematik wird solche Dienste bald zertifizieren.
30.07.2021 - 18:53 Uhr Kommentieren
Quelle: IMAGO / photothek
Notfallmediziner im Einsatz
(Foto: IMAGO / photothek)

Berlin Über Diagnosen und Therapien austauschen – der Bedarf dazu ist bei Ärzten in der Corona-Pandemie gestiegen. Auf dem Markt gibt es vielfältige Messenger-Dienste für Ärzte und medizinisches Personal.

Sie funktionieren wie Whatsapp, versprechen aber eine sicherere Kommunikation. Die Fachgesellschaft der Notfallmediziner hat zuletzt nach einem solchen Messenger-Dienst für ihre Mitglieder gesucht.

„Wir brauchten eine Möglichkeit, damit sich unsere Mitglieder schnell austauschen und vernetzen können“, sagt Martin Pin, Präsident der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA). Die DGINA entschied sich für den niederländischen Dienst Siilo.

Weitere Ärzte-Messenger sind etwa Join, Famedly und Medlfex. Siilo ist nach eigenen Angaben der größte Messenger für medizinisches Personal in Europa. In Deutschland habe er rund 60.000 aktive Nutzer.

Bei der DGINA meldeten sich innerhalb von drei Wochen knapp ein Drittel der Notärzte bei Siilo in dem für sie geschaffenen Netzwerk an. Den raschen Zulauf von 500 der insgesamt 1800 Notfallmediziner und Notfallpflegenden förderte auch ein gezieltes Vorgehen.

Zum Vergleich: Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die größte fachmedizinische Gesellschaft Europas, ist ebenso Kunde von Siilo. Dort nutzen aber nur etwa 300 der 28.000 Mitglieder die App.

Festgelegte Themen pro Wochentag

„Wir haben uns gefragt: Wie bauen wir das auf? Was sind unsere Ziele?“, sagt DGINA-Präsident Pin. In Siilo werden nun Themen nach einem festen Schema diskutiert.

Montags wird ein aktueller Fall vorgestellt, dienstags eine wissenschaftliche Studie, und mittwochs werden Neuigkeiten aus der Geschäftsstelle oder Politik verkündet. An Donnerstagen stehen allgemeine Themen im Mittelpunkt, und an Freitagen wird ein Foto zu einem wichtigen Fall besprochen.

Die Gesellschaft ist zudem in einzelnen Schritten vorgegangen. Zunächst wurden Inhalte für eine Diskussion zu einem medizinischen Fall gepostet. Erst dann kam die Werbung dafür im Newsletter.

„Ich verspreche mir viel davon“, sagt Pin. Das Ziel sei, Wissenschaft, Fortbildung und wichtige Informationen unkompliziert zu vermitteln. Die App ermögliche, die Schwarmintelligenz der Ärzte zu nutzen.

Auch der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Maximilian Guido Broglie, hebt den Nutzen hervor. „Der Messenger ist eine Möglichkeit, auf dem kurzen Dienstweg an Ratschläge zu Diagnostik und Therapie zu kommen.“ Die Mitglieder der DGIM sind zwar zögerlich, die Arbeitsgruppe der Hausärzte sei aber bereits sehr aktiv.

Die DGINA entschied sich auch wegen des Datenschutzes für den Anbieter Siilo. Die Datenschutzgrundverordnung hebt hervor, dass Gesundheitsdaten einen besonderen Schutz genießen.

Siilo will alle datenschutzrechtlichen Vorgaben des Bundes und der Länder erfüllt haben. Ein Sprecher des Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber teilte auf Anfrage von Handelsblatt Inside mit, dass noch keine Prüfung Siilos erfolgt sei.

Erste TI-Messenger sollen im Frühjahr kommen

Die Bundesregierung hat die Bedeutung von Echtzeit-Kommunikation im Gesundheitswesen erkannt. Sie hat die Gematik deshalb beauftragt, Standards für Messenger-Anbieter festzulegen.

Unternehmen können auf Basis des Standards eigene Messenger entwickeln, die dann von der Gematik geprüft und zugelassen werden. Solche sogenannten TI-Messenger sollen ab dem kommenden Frühjahr verfügbar sein.

Mit ihnen sollen Ärzte und Institutionen schnell und sicher kommunizieren können. Durch den einheitlichen Standard werden sich auch Nutzer unterschiedlicher Messenger über Schnittstellen austauschen können.

Messenger-Dienste, die schon jetzt auf dem Markt aktiv sind, können dafür ab Oktober bei der Gematik eine Zulassung beantragen. Siilo hat auf Anfrage von Handelsblatt Inside mitgeteilt, die Zulassung zu beantragen.

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