Premium Gesundheits-Start-up Mentale Gesundheit für Mitarbeiter: Nilo Health sammelt 7,5 Millionen Euro ein

Ines Räth, Catalina Turlea und Jonas Keil (v.l.).
Köln Das Berliner Gesundheits-Start-up Nilo Health hat 7,5 Millionen Euro von Investoren eingesammelt und will damit das internationale Wachstum vorantreiben. Angeführt wird die Seed-Finanzierungsrunde vom österreichischen Frühphaseninvestor Speedinvest. Die Kapitalgeber Profounders aus London sowie Vorwerk Ventures und Atlantic Labs, beide aus Berlin, investierten ebenfalls.
Hanno Renner und Jonas Rieke, Gründer des Personalsoftware-Start-ups Personio, beteiligten sich als Business-Angels, ebenso wie Oliver Manojlovic, Vertriebschef bei Personio, und Michael Wax, Gründer des Logistik-Start-ups Forto.
Die beiden Betriebswirtschaftler Ines Räth und Jonas Keil und die Softwareentwicklerin Catalina Turlea haben Nilo im Jahr 2020 gegründet. Die Firma bietet den derzeit 120 Geschäftskunden ein digitales Programm für die Stärkung der mentalen Gesundheit an.
Damit bewegt sich Nilo Health in einem heiß umkämpften Markt. Andere Berliner Start-ups wie Selfapy oder Hello Better bieten ihre Psychotherapie-Apps Patienten und Unternehmen an. Die US-Meditations-App Headspace gibt es seit einigen Jahren auch für deutsche Nutzer und Unternehmenskunden. Hinzu kommen Unternehmen wie Fitbase, die sich mit ihren Online-Präventionskursen auf die betriebliche Gesundheitsförderung spezialisiert haben.
Gründerin Ines Räth sieht aber einen Unterschied im Vergleich zu den Wettbewerbern: „Wir bieten Angestellten eine ganzheitliche Plattform, um an ihrer mentalen Gesundheit zu arbeiten“, sagt sie.
Das Programm von Nilo Health passe sich an die Bedürfnisse der Nutzerinnen an und bestehe aus mehreren Teilen: Von Video-Beratungen mit Psychotherapeuten oder Psychologen für einzelne Angestellte, über Gruppensessions zu diversen Themen bis hin zu digitalen Programmen und Trainings. Angestellte könnten die App-Inhalte von Nilo Health nutzen, um an Themen wie Stress, Angst oder Schlafstörungen zu arbeiten.
In 25 Sprachen ist die App bereits verfügbar, berichtet Räth. Nilo Health würde mit Psychotherapeuten auf allen Kontinenten arbeiten. „Mit unserem Angebot unterstützen wir globale Unternehmen mit Büros in verschiedenen Zeitzonen“, sagt sie.
Mehr Krankschreibungen wegen psychischer Probleme
Angestellte melden sich wegen psychischer Probleme immer häufiger krank. Das zeigt der aktuelle Psychoreport der Krankenkasse DAK. Demnach hat es von 2011 bis 2021 einen Anstieg von Fehltagen bei Angestellten wegen psychischer Erkrankungen um 41 Prozent gegeben.
Volker Nürnberg, Spezialist für das Gesundheitsmanagement bei der Beratung BDO und Berater des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), überraschen die Zahlen im Gespräch mit Handelsblatt Inside nicht: „Die Fehltage von Angestellten aufgrund psychischer Probleme sind in der Pandemie angestiegen.“
Nürnberg sieht im Marktsegment der digitalen, betrieblichen Gesundheitsförderung große Wachstumschancen. „Wir brauchen zunehmend digitale Lösungen, weil die Leute häufiger zu Hause arbeiten.“ Zudem warten Betroffene in großen Städten sechs bis neun Monate auf einen Termin beim Psychotherapeuten oder Psychologen. „Diese Mitarbeiter sind dann krankgeschrieben oder leisten weniger. Eine digitale Lösung als Überbrückung ist sinnvoll.“
Bei sogenannten Employee Asistance Programs (EAP), also Programmen zur Mitarbeiterberatung durch ein externes Unternehmen, lägen die Ausgaben der Firmen für die psychologische Begleitung bei jährlich rund 120 Euro pro Angestellten, sagt Nürnberg. Nilo-Health-Gründer Keil hält diese Zahl für realistisch, merkt aber an, dass der Bezahlschlüssel je nach Unternehmen variiert. „Wir berechnen Kunden eine Pauschale, die von der zu erwarteten Nutzung abhängt“, sagt er.
Internationale Ambitionen überzeugen Speedinvest
Mathias Ockenfels, General Partner bei Speedinvest, hat die Finanzierung betreut. „Das Alleinstellungsmerkmal von Nilo Health ist, dass Mitarbeiter einen eigenen Therapeuten zur Seite gestellt bekommen“, sagt er. Auch die Ambition des Teams, ein internationales Geschäft aufzubauen, hätte überzeugt.
Das weltweite Wachstum von Nilo Health, mit Büros in Berlin und München, wollen Räth und Keil mit dem Geld nun vorantreiben. Dafür benötigen sie mehr Personal. „Wir sind knapp 60 Mitarbeiter und werden in den nächsten Wochen auf 100 wachsen“, sagt Keil.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.