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Strategie für 2021 Übernahmen, mehr Ärzte: Telemedizin-Anbieter wollen Angebote weiter ausbauen

Telemedizin-Anbieter stehen vor einem entscheidenden Jahr, nachdem sie 2020 stark gewachsen sind. Es geht um die Frage, wie sie möglichst viele Nutzer auch nach der Coronapandemie binden.
22.01.2021 - 15:57 Uhr Kommentieren
Videosprechstunden werden vor allem von bessergestellten Patienten in der Corona-Pandemie genutzt. Quelle: dpa
Telemedizin

Videosprechstunden werden vor allem von bessergestellten Patienten in der Corona-Pandemie genutzt.

(Foto: dpa)

Berlin Für Teleclinic-CEO Katharina Jünger war es ein „unglaubliches Jahr“, wie sie sagt. Die Übernahme durch den niederländischen Versandapotheken-Dienst Doc Morris, ein großer Nutzerzuwachs in der Coronapandemie und der Start eines DiGa-Portals seien im vergangenen Jahr die Meilensteine für das Münchner Telemedizin-Start-up gewesen. „Nun geht es darum, den Schwung ins neue Jahr mitzunehmen“, sagt Jünger.

Dieses Ziel hat nicht nur Teleclinic, sondern die gesamte Telemedizin-Branche in Deutschland. Für sie wird 2021 ein entscheidendes Jahr: Der für Mitte des Jahres geplante Start des E-Rezepts ermöglicht es Ärzten, Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente in einer Videositzung an Kassenpatienten auszugeben. Mit dem in der vergangenen Woche vom Bundeskabinett beschlossenen „Digitale Versorgung und Pflege Modernisierungs-Gesetz“ sollen Ärzte 30 statt 20 Prozent ihrer Patienten telemedizinisch behandeln dürfen. Anbieter stellen sich die Frage, wie sie möglichst viele Nutzer auch nach der Coronapandemie an sich binden können.

Teleclinic-CEO Jünger etwa will die Zahl der Ärzte, die an das Netzwerk angeschlossen sind, in diesem Jahr von derzeit rund 300 auf 1000 ausbauen. Außerdem soll sich die Zahl der Behandlungen noch einmal mehr als vervielfachen. Genau Zahlen möchte das Start-up nicht nennen.

Teleclinic: Neue Tests

Ein Baustein in dieser Strategie sollen Speichel- und Bluttests werden, die andere Telemedizin-Anbieter bereits im Portfolio haben. „So erweitern sich die Behandlungsmöglichkeiten“, sagt Jünger. Mit ihnen lässt sich etwa auf Nahrungsunverträglichkeit und Sexualkrankheiten testen. Dafür arbeitet Teleclinic mit dem Anbieter Cerascreen zusammen. Die Tests sind allerdings eine Selbstzahlerleistung.

Darüber hinaus will Teleclinic das im Dezember gestartete DiGa-Portal weiter ausbauen, über das sich Patienten Apps auf Rezept telemedizinisch verschreiben lassen können. Das Projekt ist mit bislang mehreren hundert Verschreibungen „gut angelaufen“, wie Jünger sagt.

Für Christian Weiß, Geschäftsführer des Berliner Risikokapitalgebers Heal Capital, steht der Telemedizin-Markt vor großen Veränderungen. „2021 werden wir einerseits die erste Konsolidierungswelle im Bereich der Telemedizin erleben – teile davon deuteten sich ja bereits jetzt schon durch diverse Übernahmen an“, sagt er. Gleichzeitig entwickle sich gerade eine neue Generation von neuartigen Telemedizin-artigen Anbietern, die sich vertikal integriert auf bestimmte Indikationen fokussieren.

Zava: Übernahmen helfen beim Ausbau

Mit zwei Übernahmen ist Zava ins neue Jahr gestartet. „Sie sichern uns den Weg in die kassenärztliche Versorgung“, sagt Gründer und CEO David Meinertz. Im Januar gab der britisch-deutsche Telemedizinanbieter die Übernahme von „Sprechstunde Online“ bekannt. Den Dienst nutzen 12.500 Ärzte und Therapeuten. Über ihn können Patienten Kontrolltermine wahrnehmen und Zweitmeinungen einholen.

Der Dienst ist von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zertifiziert und kann damit von gesetzlichen Versicherten kostenlos genutzt werden. Bisher war Zava nur Selbstzahlern oder Privatpatienten vorbehalten. Wenige Tage zuvor gab Zava die Übernahme von Medlanes bekannt. Das Start-up bietet mit einem Netzwerk von rund 200 Ärzten in 20 Städten Hausbesuche für Privatpatienten an. Vor den Übernahmen beschränkte sich das Netzwerk auf 25 Ärzte.

„Unser Ziel ist, so möglichst viele Patienten zu erreichen“, sagt Meinertz. Kassenpatienten, die eine telemedizinische Beratung über Zava buchen wollen, werden in einem ersten Schritt auf „Sprechstunde Online“ weitergeleitet. Später soll die Plattform dann vollständig in Zava integriert werden.

Zudem soll das Ärzte-Netzwerk weiter wachsen, um weitere Fachrichtungen anbieten zu können, etwa für Atemwegserkrankungen oder Kindermedizin. „Wir streben eine Verbindung von Telemedizin- und Vor-Ort-Strukturen an“, sagt Meinertz. Bedeutet: Wer einen Arzt über die Plattform sucht, soll ihn notfalls auch in seiner Praxis besuchen können. „Dafür ist ein großes Netzwerk erforderlich.“

Arztkonsultation: Kooperation mit Notaufnahmen

Der Telemedizin-Anbieter Arztkonsultation, dessen Lösung rund 6.000 Ärzte nutzen, will sein Angebot hingegen über einen anderen Weg ausbauen. „Wir haben eine Teletriage für die zentrale Notaufnahme entwickelt, über die sich Patienten Termine buchen können“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Peter Zeggel.

Über einen Anamnesebogen können Patienten Symptome eintragen, anhand derer eine Vorselektion getroffen wird. „Notaufnahmen haben das Problem, dass sie viele Menschen aufsuchen, die eigentlich auch zu Hause behandelt werden können“, sagt Zeggel. „Deswegen vermuten wir einen großen Bedarf für unsere Lösung“, sagt er. Mit einem großen Klinikpartner zusammen wird das Projekt in den kommenden Wochen ausgerollt.

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