Uniklinik Essen Neue HNO-Klinik kostet 64 Millionen Euro

Das digitale Operationszentrum im Ruhrgebiet
Düsseldorf Um einen Tumor mitten im Kopf aus der Nase zu entfernen, ist ein scharfer Blick gefragt. „Durch Technologien können wir Patienten noch präziser operieren“, sagt Stephan Lang, der Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) der Uniklinik Essen.
In den dreigeschossigen Neubau mit vier Operationssälen und einer Ambulanz wurden 63 Millionen Euro investiert. Gestartet ist das Bauprojekt im Jahr 2015 und wurde aus dem Medizinischen Modernisierungsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert. Für laufende und geplante Umbauten der HNO-Klinik sind weitere 28 Millionen Euro veranschlagt.
Durch mehr Patienten könnte der Umsatz nun gesteigert werden, glaubt Lang: „Neben dem Aspekt einer besseren Patientenversorgung schaffen wir auch eine gesteigerte Effizienz, da wir durch die neuen Technologien anstatt 4000 zukünftig bis zu 6000 Patienten im Jahr behandeln können.“ Schwarze Nullen schreibe man während der Corona-Pandemie ohnehin nicht, da man als eine der größten COVID-versorgenden Kliniken einen überregionalen Versorgungsauftrag erfüllt.
7000 Quadratmeter ist der Neubau insgesamt groß, die Fläche ist vollklimatisiert. Drei von vier OP-Sälen zählen 50 Quadratmeter, einer 70 Quadratmeter. Letzterer soll vor allem für internationale Telekonsultationen und die Lehre eingesetzt werden. Die Klinik ist zudem Teil des Westdeutschen Tumorzentrums und erforscht neue Verfahren wie zum Beispiel die minimalinvasive Nasennebenhöhlen-Chirurgie. Ebenfalls neu ist eine Ambulanz.

Leiter des HNO-Operationszentrums der Uniklinik Essen
Dank der neuen High-Tech-Säle ist die Behandlung des Patienten komplett durchdigitalisiert, von der Vorbereitung der Operation bis zu dessen Abschluss. Kommt beispielsweise ein Patient mit einem Nasennebenhöhlentumor, planen Ärzte mit einer Virtual-Reality-Brille zuvor die OP. „Dabei können wir uns die Lage des Tumors in Relation zu wichtigen Gefäß- und Nervenstrukturen genau anschauen“, sagt Lang.
Navigationssystem meldet Halsschlagader
Beim späteren Eingriff warnt ein Navigationssystem, wenn der Operateur wichtigen anatomischen Strukturen zu nahekommt. „Für diese Operationen tauchen wir den OP-Saal in blaues Licht, weil Tumorgewebe durch spezifische Gefäßstrukturen gekennzeichnet und somit besser sichtbar für uns ist“, erklärt Lang. Das rote Farbspektrum wird also gezielt herausgefiltert, damit die Mediziner zum Beispiel kleine Blutgefäße sehen können.
OP-Kameras helfen dabei, den Überblick zu behalten und unterstützen gleichzeitig durch Ausleuchtung mit speziellem Licht zusätzlich bei der Unterscheidung zwischen Tumor und gesundem Gewebe. „Mithilfe von Robotersystemen können wir außerdem tief in die Atemwege schauen“, ergänzt Lang. Die Innovationen rechtfertigen in Summe den Namen der neuen Säle der Uniklinik: Hightech-OP.
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