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Zava Telemediziner stellt elektronische AU für Kassenpatienten aus

Ärzte stellen in einer Videosprechstunde häufig Krankenscheine aus. Bei dem Teleanbieter Zava gibt es jetzt auch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für Kassenpatienten.
11.09.2022 - 14:33 Uhr Kommentieren
Ärzte dürfen den Schein nach einer Videosprechstunde austellen. Quelle: dpa
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Ärzte dürfen den Schein nach einer Videosprechstunde austellen.

(Foto: dpa)

Köln Für den Hausarzt Claudio Del Prete ist die Videosprechstunde längst in den Arbeitsalltag integriert. Hierfür hat er sich täglich Zeitfenster reserviert. Rund zehn Prozent seines Umsatzes macht er mit der Teleberatung, schätzt er. In der Regel stellt Del Petre in jeder Sitzung ein Rezept oder eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus, unabhängig davon, ob er Patienten in seiner Praxis behandelt oder am Bildschirm berät.

Bislang konnte er über die Videosprechstunde allerdings nur private Krankenscheine ausstellen. Diese können Patienten zwar bei ihrem Arbeitgeber einreichen, die gesetzliche Krankenkasse akzeptiert sie jedoch nicht. Zudem steht auf dem privaten Krankenschein nicht der Name der Krankenkasse. Dies führt zu umständlichen Nachfragen vom Arbeitgeber. Seit vergangener Woche ermöglicht der Hamburger Telemedizinanbieter Zava nun die Ausstellung von elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU) für Kassenpatienten.

Mit einem Klick landet die elektronische Krankschreibung in der Zava-App

Del Prete hat mit der Zava-Software bereits die ersten eAU verschickt. „Die Ausstellung ist einfach“, sagt er. „Ich erstelle ein Dokument, das ich digital signiere. Mit einem Klick landet es im Postfach der Zava-App des Patienten.“ Gleichzeitig würde es an die Kasse übermittelt.

Ein monetärer Mehrwert würde sich für ihn durch die neue Funktion nicht ergeben, sagt Del Prete. Er werde als niedergelassener Arzt nach Patientenkontakten und Untersuchungen und nicht nach der Ausstellung von Krankenscheinen bezahlt. Allerdings vereinfache die neue Funktion seinen Praxisalltag.

Gesetzlich vorgesehen ist, dass die Krankschreibung ab 2023 komplett digital abläuft. Derzeit muss der Patient seinem Arbeitgeber die eAU noch schicken. Im nächsten Jahr schickt der Arzt die eAU direkt an die Krankenkasse, die die entsprechenden AU-Daten dann zum Abruf für Arbeitgeber bereitstellt. „Es wird für uns eine große Erleichterung, wenn der ganze Papierkram wegfällt“, sagt Del Prete.

Meinertz ist der Zava-Gründer. Quelle: Zava
David Meinertz

Meinertz ist der Zava-Gründer.

(Foto: Zava)

Zwei andere in Deutschland tätige Telemedizinanbieter geben gegenüber Handelsblatt Inside an, dass über ihre Software keine eAU für Kassenpatienten ausgestellt werden können. Zava ist hier also Vorreiter. Gegründet wurde das Unternehmen von dem Hamburger Juristen David Meinertz und dem britischen Literaturwissenschaftler Amit Khutti im Jahr 2011.

Im Frühjahr 2019 erhielten die Gründer 28 Millionen Euro in einer A-Finanzierungsrunde. Inzwischen würden rund 4500 Healthcare Professionals in Deutschland Zava nutzen, darunter seien Ärzte, aber auch Logopäden und Psychotherapeuten, erklärt Meinertz. Der Hauptsitz von Zava ist in Dublin, Unternehmensstandorte gibt es in Deutschland, Irland, Frankreich und England.

Die Entwicklung der eAU-Funktion hätte mehrere Monate gedauert. „Nichts, was mit der Telematikinfrastruktur zu tun hat, ist trivial“, sagt Meinertz. Die Telematikinfrastruktur ist das Datennetz des deutschen Gesundheitswesens. Sie ist die Umgebung für andere Anwendungen wie die elektronische Patientenakte oder das elektronische Rezept.

Noventi prüft Geschäftsfelder

Auch elektronische Rezepte für die gesetzliche Krankenkasse können Ärzte bei einer Zava-Videosprechstunde versenden. Dies ist schon länger möglich. Zava kooperiert hier mit dem Apotheken-IT-Anbieter Noventi, der zusammen mit Partnern die Apothekenplattform Gesund.de betreibt. Patienten finden über Gesund.de eine Apotheke in der Nähe, bei der sie das Zava-Rezept einlösen können.

Das Pikante: Noventi-Chef Frank Steimel hatte letzte Woche erklärt, dass sich das Unternehmen zukünftig auf das Kerngeschäft konzentriere. Themen, die nicht dazu zählen, würden wegfallen. So würden zum Beispiel keine weiteren Investments in die Entwicklung von Abrechnungssoftware für Ärzte- und Zahnärzte getätigt.

Ob der IT-Service für Telemediziner rund um den Versand des E-Rezepts zum Kerngeschäft gehöre oder die Investitionen hier ebenfalls eingestellt werden, ist unklar. Noventi wollte sich hierzu gegenüber Handelsblatt Inside nicht äußern. Nicht nur für Zava, sondern auch für die beiden Telemedizinunternehmen Kry und Fernarzt bietet Noventi IT-Dienstleistungen rund um das E-Rezept an.

Mehr: Der Druck des gelben Scheins, mit dem Ärzte die Arbeitsunfähigkeit bisher bescheinigten, wird eingestellt

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