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Finanzierung Immobilienbanken haben mit der Pandemie zu kämpfen

Die Risikovorsorge belastet die Bilanzen der deutschen Immobilienbanken. Beim Neugeschäft zeichnet sich ein versöhnlicher Jahresausklang ab.
19.11.2020 - 15:53 Uhr Kommentieren
Quelle: Aareal Bank
Aareal Bank

Quelle: Aareal Bank

Frankfurt
• Die Aareal Bank macht keinen Gewinn und senkt die Jahresprognose
• Laut pbb-Vorstand Arndt ist die Risikobewertung die „große Unbekannte“
• Berlin Hyp fühlt sich für kommende Kreditausfälle gewappnet

Bei der Aareal Bank laufen die Geschäfte schlechter als erwartet. Im dritten Quartal 2020 erzielte der börsennotierte Immobilienfinanzierer ein Betriebsergebnis von elf Millionen Euro. Das sind zwar immerhin neun Millionen Euro mehr als im zweiten Quartal, jedoch 53 Millionen Euro weniger als ein Jahr zuvor. Für die ersten neun Monate 2020 verzeichnet die Bank einen Ergebnisrückgang von 186 Millionen auf 24 Millionen Euro.

Nach Abzug von Steuern und Minderheitsanteilen sank das Betriebsergebnis im dritten Quartal sogar auf null Euro – eine „schwarze Null“, wie Finanzvorstand Marc Heß bei der Vorstellung des Zahlenwerks am Donnerstagvormittag betonte. Berücksichtigt man allerdings den Zinsdienst für eine Nachranganleihe (AT 1) in Höhe von vier Millionen Euro pro Quartal, rutscht das den Stammaktionären zurechenbare Ergebnis in den roten Bereich.

Ein negatives Quartalsergebnis ist bei der Aareal Bank eine Rarität. Selbst in der Finanzkrise erzielte die Immobilienbank stets positive Ergebnisse. Allerdings weist ein Sprecher darauf hin, dass die Bank seinerzeit auch keine AT-1-Anleihe zu bedienen hatte.

Dass das Aareal-Ergebnis im dritten Quartal an die Nulllinie herangerutscht ist, lag im Wesentlichen an einer gestiegenen Risikovorsorge. Infolge verschlechterter Konjunkturprognosen und erwarteter Veränderungen der Objektwerte wurden dem Risikoposten 61 Millionen Euro zugeführt. Für die ersten neun Monate summieren sich die Vorsorgemaßnahmen damit auf 167 Millionen Euro.

Beim Zinsüberschuss legte die Bank dagegen leicht auf 128 Millionen Euro zu. Das hat laut Marktvorstand Christof Winkelmann in erster Linie mit auf durchschnittlich 227 Basispunkte gestiegenen Neugeschäftsmargen zu tun. Im dritten Quartal schloss Aareal Neugeschäfte im Umfang von rund 1,5 Milliarden Euro ab, wovon etwa eine Milliarde Euro auf Prolongationen entfiel. Das ist etwas mehr als im zweiten Quartal, aber nur knapp die Hälfte des Vorjahres (2,8 Milliarden Euro). Auf Neunmonatsbasis summieren sich die Kreditzusagen auf 4,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,1 Milliarden Euro).

Bis Jahresende dürfte das Neugeschäft nach den Worten Winkelmanns deutlich zulegen. Er geht davon aus, dass das 26,1 Milliarden Euro schwere Kreditportfolio an das obere Ende des Zielkorridors in Höhe von 28 Milliarden Euro heranwachsen werde. Großvolumige Abschlüsse kündigte er insbesondere für das Logistiksegment an.

Für das Gesamtjahr senkt die Bank dennoch ihre Gewinnprognose. Das Betriebsergebnis werde sich im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich bewegen. Bislang hielt der Vorstand auch einen oberen zweistelligen Millionenbetrag für erreichbar.

Etwas besser verlief das Corona-Jahr 2020 bislang für die Aareal-Konkurrenten Deutsche Pfandbriefbank (pbb) und Berlin Hyp. Im dritten Quartal erzielte die pbb ein Vorsteuerergebnis in Höhe von 75 Millionen Euro und 48 Millionen Euro nach Steuern, deutlich mehr als in den anderen beiden Quartalen dieses Jahres, als zusammengerechnet gerade mal 31 Millionen Euro vor und 23 Millionen nach Steuern erzielt wurden.

Mit 14 Millionen Euro wurde die Risikovorsorge im dritten Quartal im Vergleich zu den Vorquartalen nur moderat aufgestockt. In den ersten neun Monaten wurden somit 84 Millionen Euro der Risikovorsorge zugeführt.

Auch die pbb erzielte Neugeschäftsmargen über Plan, die mit etwas über 180 Basispunkten allerdings deutlich geringer ausfielen als bei der Aareal Bank. Im dritten Quartal wurden Finanzierungen über 1,6 Milliarden Euro zugesagt, zusammen mit den ersten sechs Monaten ergibt sich somit ein Neugeschäftsvolumen in Höhe von 4,3 Milliarden Euro. Prolongationen hatten daran einen Anteil von etwa einem Drittel. Im Vorjahreszeitraum lag das Abschlussvolumen bei 6,9 Milliarden und die Prolongationsquote betrug etwas unter ein Fünftel.

Für das Schlussquartal deutet sich nach den Worten von Co-CEO Andreas Arndt ein „solides Neugeschäftsvolumen mit hohen Margenniveaus“ an. Zur Abgabe einer Prognose zum Gesamtjahresergebnis sieht sich Arndt allerdings außerstande. Die Bücher würden typischerweise erst im Februar des Folgejahres zugemacht. „Die große Unbekannte sind die Risikokosten.“

Klar sei aus seiner Sicht jedoch, dass im kommenden Jahr der Druck auf die Immobilienwerte steigen werde. „Die strukturellen Veränderungen werden sich auf den Immobilienmärkten erst im ersten oder zweiten Halbjahr 2021 auswirken.“

Überraschend optimistisch zeigt sich dagegen Sascha Klaus, der Vorstandschef der Berlin Hyp. Er sei „sehr zufrieden“ mit dem bisherigen Geschäftsverlauf, betonte Klaus. Alle drei Quartale seien positiv verlaufen. Allerdings brach der Gewinn in den ersten neun Monaten von 43,5 Millionen Euro im Vorjahr auf nur noch 13,8 Millionen Euro ein.

Seine Zufriedenheit begründete der Bankchef damit, dass noch keine Risiken im Kreditbuch schlagend geworden seien. Aber auch Klaus räumt ein, dass die Immobilienbranche erst verzögert auf Wirtschaftskrisen reagiert. Deshalb hat er die Kreditrisikovorsorge um 65 Millionen Euro aufgestockt und weitere 52,5 Millionen Euro in den Fonds für allgemeine Bankrisiken gepackt.

Für das vierte Quartal gibt sich Klaus zuversichtlich: „Wir gehen von einem normalen Quartal ohne Überraschungen aus.“ Die Neugeschäftspipeline sei gut gefüllt. Das Gesamtjahresergebnis dürfte leicht über dem Planwert liegen.

An einen Einbruch der Immobilienmärkte 2021 glaubt der Bankchef nicht: „Es ist noch so viel Geld da, was investiert werden will. Ich bin mir sicher, dass Immobilien auch nächstes Jahr zu den Ankerinvestments zählen werden.“

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