Petrus Advisers Till Hufnagel: „Einige Aareal-Aktionäre konnten nicht über ihren Schatten springen“

Till Hufnagel will dem neuen CEO der Aareal Bank die Gelegenheit bieten sich einzuarbeiten.
Quelle: Petrus Advisers
Der aktivistische Investor Petrus Advisers gibt der Aareal Bank eine Atempause. Bis sich Jochen Klösges als Nachfolger von Ex-Aareal-Chef Hermann J. Merkens eingearbeitet hat, will Hufnagel die Füße still halten. „Jetzt muss sich der neue CEO erst mal einarbeiten, um eine Chance zu bekommen, sich zu positionieren“, sagt Hufnagel im Interview mit Handelsblatt Inside Real Estate. Mitte September 2021 soll Klösges sein Amt antreten.
In den Monaten vor der Hauptversammlung der Bank, die am 18. Mai 2021 stattfand, hatte Petrus öffentlichkeitswirksam das Management kritisiert und unter anderem mehr Kostendisziplin sowie eine Aufspaltung des Konzerns in einen Bank- und einen Softwareteil gefordert. Außerdem hatte der Investor, der rund zehn Prozent der Aareal-Anteile hält, für einen Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats geworben. Die Vorsitzende Marija Korsch sollte durch den früheren Hypovereinsbank-Manager Heinz Laber ersetzt werden.
Petrus scheiterte mit dem Vorstoß, zum Ärger von Hufnagel: „Wie sich hier einige große deutsche Aktionäre verhalten haben, ist enttäuschend.“ Dabei hätten einige Vertreter aus dem Aktionärskreis ausdrücklich die von Petrus vorgeschlagenen Kandidaten gelobt. „Sie waren offenbar nicht in der Lage, über ihren eigenen Schatten zu springen.“
Immerhin obsiegte Petrus mit der Forderung, das Vergütungssystem des Vorstands anzupassen. „Und das ist kein kleiner Punkt. Die Bank muss jetzt bestehende Verträge ändern.“
Lesen Sie hier das vollständige Interview:
Herr Hufnagel, seit der Hauptversammlung der Aareal Bank Mitte Mai hat sich Petrus nicht mehr öffentlich zu Wort gemeldet. Haben Sie aktuell nichts mehr zu beanstanden oder haben Sie sich einfach damit abgefunden, dass Sie nicht mit allen Forderungen durchdringen?
Nein, unsere Forderungen stehen natürlich noch. Die geben wir auch nicht auf, das ist klar. Da der neue CEO sein Amt erst Mitte September antreten wird, müssen wir jedoch abwarten, wie er auf unsere Forderungen reagieren wird.
Worauf pochen Sie?
Wir sind weiterhin fest davon überzeugt, dass sich die Softwaretochter Aareon unabhängig von der Bank besser entwickeln wird. Zusammen im Konzern ergeben sich aus beiden Gesellschaften netto keine positiven Synergien. Aareon soll nicht verkauft, sondern an die Aareal-Aktionäre in Form eines Spin-offs abgegeben werden. Außerdem hat die Bank aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar kommuniziert, woher die angepeilte Eigenkapitalrendite von acht bis zehn Prozent nach Steuern kommen soll. Da werden wir die Bank also weiter challengen, bis wir einen Plan präsentiert bekommen. Und wir sind nach wie vor nicht happy, was das Thema Hauptquartier angeht. Da steckt immer noch ein enormer Werthebel drin. Jetzt muss sich der neue CEO aber erst mal einarbeiten, um eine Chance zu bekommen, sich zu positionieren.
Sind Sie zufrieden mit der Wahl des Nachfolgers von Herrn Merkens?
Das werden wir erst beurteilen können, wenn wir hören, was er vorhat.
Aber Sie werden ihn ja bestimmt kennen. Ist er einer der Wunschkandidaten von Ihnen gewesen?
Klar kennen wir Herrn Klösges. Aber die Suche nach einem neuen CEO fiel ja nicht in unser Aufgabenspektrum. Deswegen kann ich Ihnen auch nicht sagen, ob er zu unseren Wunschkandidaten gehört hat, weil wir gar keine Short-List aufgestellt hatten.
Immerhin ist er ein Externer und wurde nicht aus dem Kreis der amtierenden Vorstände auserkoren, denen Sie allesamt die CEO-Fähigkeiten abgesprochen haben.
Das ist richtig und das freut uns auch. Allerdings hat es viel zu lange gedauert, bis die Nachfolge von Herrn Merkens geklärt war. Bis sich Herr Klösges eingearbeitet hat, wird Aareal ein Jahr lang ohne echten CEO und somit nicht entscheidungsfähig sein. Interessant finden wir, dass mehr oder weniger zeitgleich mit der Ernennung von Herrn Klösges der Abschied von Herrn Ortmanns bekannt gegeben wurde. Ortmanns ist im Vorstand zuständig für das Software-Thema und sein Verantwortungsbereich wird auf Herrn Klösges übergehen. Das Thema Zukunft der Beteiligung an Aareon wird damit von Anfang an zur Chefsache.
Mit der Chefin des Aufsichtsrats liegen Sie seit Längerem im Clinch. Ihr Antrag auf eine Ablösung von Frau Korsch fand auf der Hauptversammlung keine Mehrheit bei den Aktionären. Wie sehr schmerzt Sie diese Niederlage?
Wie sich hier einige große deutsche Aktionäre verhalten haben, ist natürlich enttäuschend. Als Begründung hieß es, dass es für sie nicht üblich sei, gewählte Direktoren abzuwählen. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Genauso wenig das Verhalten nach der Abstimmung: Investoren wie die Allianz haben direkt danach einen signifikanten Teil ihrer Anteile verkauft, nachdem sie kurz zuvor die Führungsmannschaft gestützt hatten.
Vielleicht hatten Ihre Gegenkandidaten für den Aufsichtsrat die Aktionäre einfach nicht überzeugt?
Nein, das kann ich definitiv ausschließen. Einige Vertreter aus dem Aktionärskreis hatten uns ausdrücklich gelobt für unsere Kandidaten, auch solche, die gegen sie gestimmt haben. Sie waren offenbar nicht in der Lage, über ihren eigenen Schatten zu springen.
Dafür haben Sie sich beim Thema Vorstandsvergütung durchgesetzt. Die Gehälter sollen gekürzt und erfolgsabhängiger werden.
Und das ist kein kleiner Punkt. Die Bank muss jetzt bestehende Verträge ändern. Und es müssen auch die Verträge der Führungsebenen unterhalb des Vorstands angepasst werden, weil die sonst besser vergütet würden als die Vorstände.
Es muss jetzt einiges passieren. Das hat übrigens auch der Kapitalmarkt deutlich signalisiert. Der Aktienkurs ist eine Woche vor der Hauptversammlung bis heute um fast 20 Prozent gesunken. Das ist ein klares Votum. Die Bank muss endlich ihre strukturellen Probleme lösen und die Aareon als Softwaretool frei schalten und walten lassen.
Was meinen Sie mit strukturellen Problemen?
Wie viele andere Finanzinstitute ist die Aareal nicht in der Lage, mit ihrem kapitalintensiven Kreditgeschäft und den existierenden hohen Personalkosten, ihre Eigenkapitalkosten zu verdienen. Das geben die Kreditmargen einfach nicht her. In einem guten Jahr wie 2015 lag der Return on Equity des Bankteils gerade mal bei fünf Prozent. Wenn Sie nicht die erforderlichen Eigenkapitalrenditen erzielen, verlieren Sie als Bank die Überlebensberechtigung. Deswegen hat die Aareal Bank eine Marktkapitalisierung, die deutlich unter dem Eigenkapital der Bank liegt. Der Vorstand muss dafür sorgen, die Kosten in den Griff zu bekommen und ein Geschäftsmodell aufzubauen, das weniger Eigenkapital verbraucht. Wir erwarten einige Impulse und hoffen, dass Herr Klösges uns glaubwürdig erklären wird, wie der Bankteil auf eine nachhaltige Profitabilität kommen soll.
Wie viel Zeit werden Sie der neuen Führung der Bank geben?
Wir haben zurzeit zehn große Investments, die wir intensiv bearbeiten. Die Aareal Bank gehört dazu. Unser Investitionshorizont liegt in der Regel zwischen vier und zehn Jahren. Wir haben also nicht vor, unser Engagement kurzfristig zu reduzieren.
Also wird sich auch Frau Korsch auf weitere Seitenhiebe von Ihnen einstellen müssen?
Unsere Forderungen haben wir konsequent kommuniziert, auch diejenigen Punkte, bei denen Dissens herrscht. Frau Korsch hat übrigens die Zusammenarbeit mit uns im November 2020 beendet. Daher sind wir gezwungen worden, uns öffentlich zu äußern, wenn wir fehlenden Fortschritt monieren wollen. Ich denke aber nicht, dass wir hier verbrannte Erde hinterlassen. Wir versuchen immer direkt zu kommunizieren, dabei aber auch fair zu sein. Die Kommunikation mit dem Vorstand und Investor Relations empfinden wir jedenfalls als gut.
Herr Hufnagel, vielen Dank für das Gespräch.
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