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Reiner Braun Die Einfamilienhaus-Debatte ist blanker Unsinn!

Die aktuelle Debatte um das Einfamilienhaus ist nach Ansicht von Reiner Braun, Vorstandsvorsitzender des Forschungsinstituts Empirica, überflüssig, oft unredlich und zuweilen faktenfreies Wortgeschleuder.
  • Reiner Braun
25.02.2021 - 16:21 Uhr Kommentieren
Der Autor ist Vorstandsvorsitzender des Forschungsinstituts Empirica.Quelle: Empirica, Urheberin: Heidi Scherm
Reiner Braun

Der Autor ist Vorstandsvorsitzender des Forschungsinstituts Empirica.

Quelle: Empirica, Urheberin: Heidi Scherm

Der Bezirk Hamburg-Nord will keine Einfamilienhäuser mehr genehmigen. Das hat eine emotionale Diskussion in der Politik und der Öffentlichkeit ausgelöst.

Die Debatte ist aus meiner Sicht überflüssig, weil Eigenheime ohnehin in der Minderheit sind, der Geschosswohnungsbau sowieso überwiegt und im Gegenteil immer mehr Selbstnutzer auf der Etage wohnen – in den Städten sogar die Mehrheit.

Die Debatte ist auch unredlich, weil viele Argumente entweder falsch sind oder auch für Mieter gelten. Eigenheime sollen angeblich Energieverschwender sein. Der Neubau bietet Plus-, Null- und Niedrigenergiehäuser. Der Bestand ist Vorreiter bei regenerativen Energien. Energieeffizienz hängt weniger am Bautyp, sondern vielmehr an Dämmung und Heizverhalten. Statt Flugreisen macht der Eigenheimer Urlaub in Gardenia. Auf diese Weise minimiert er seinen ökologischen Fußabdruck und spart mehr fürs Alter.

Eigenheime sind auch nicht schlecht für die Altersvorsorge, wie behauptet wird. Die Masse der Leerstände betrifft Geschosswohnungen. Und im Gegenteil haben Eigentümer kurz vor dem Ruhestand dank schuldenfreier Immobilie das sechsfache Vermögen vergleichbarer Mieter. Selbst bei hälftigem Wertverlust bliebe das Dreifache. Derzeit steigen die Preise aber flächendeckend!

Bewirken Eigenheime eine soziale Spaltung? Auf mehr und damit preiswerterem Bauland wird kostengünstig für alle gebaut. Und über Mietkaufmodelle schaffen auch Schwellenhaushalte den Sprung ins Eigentum. Im Gegenteil würde erst ein Verbot zur Spaltung führen.

Noch ein unredliches Argument: Eigenheime produzieren mehr Verkehr und werden oft nur von Witwen bewohnt. Falsch: Zu den Pendlern zählen auch Mieter aus Geschosswohnungen. Und alte Bäume lassen sich auch als urbane Mieterin nur ungern verpflanzen.

Und zu guter Letzt: Es gibt kein „Anrecht auf ein bestimmtes Baurecht an einem bestimmten Ort“. Natürlich nicht. Wohl aber gibt es ein moralisches Recht auf familiengerechte Wohnformen. Das bieten ebenerdige Zugänge zu Garten oder ein großer Balkon – auch in urbanen Stadtvillen oder vertikalen Townhäusern. Neue Eigenheime sind ohnehin nur selten frei stehend, sondern meist gereiht, gedoppelt oder vertikal. Daher verbrauchen sie kaum mehr Fläche oder Energie als Geschosswohnungen.

Die Debatte ist ebenfalls faktenfrei, wenn etwa behauptet wird „Wohneigentum sediert“ und sei ein Bollwerk gegen „das Neue“. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller stolzen Eigenheimer mit Solardach, Wärmepumpe oder Blockheizkraft.

Wenn hier jemand Nebelkerzen wirft, sind es nicht konservative Eigenheimer, sondern Apologeten einer stadtzentrierten Diskussion. Sie wollen die Menschen mit zugepflasterten Hinterhöfen beglücken und halten einen glyphosatverseuchten Acker für ökologisch wertvoller als einen blühenden Frühlingsvorgarten. Wer die Wünsche der Masse ignoriert, provoziert die Abstimmung mit Spachtel und Kelle.

Die Irrtümer, Nebelkerzen und Phrasen zeigen daher eines: Eine Diskussion ist wohl doch erforderlich. Aber wer überzeugen will, sollte dann auch die richtigen Argumente nutzen. Sonst ist es nur Rechthaberei.

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