Standardisierung Auf der Suche nach dem Spotify der Immobilienbranche
Daten sind zurzeit in der Immobilienwirtschaft ein begehrtes Gut, und mindestens genauso sehr Datenstandards, mit denen Immobilien und Gebäudeportfolios auf ESG-Tauglichkeit analysiert und miteinander verglichen werden können.
Für Sebastian Kreutel, Director Real Asset Financial Services bei PwC Deutschland, besteht die große Herausforderung der Immobilienbranche daher in der Datenerfassung und -nutzung. „Bei unseren Beratungsprojekten sehen wir noch viel manuelle Interaktion zwischen Mietern, Vermietern sowie Facility- und Property-Managern, inklusive der Diskussion, wie man an die Daten herankommt und welche überhaupt genutzt werden dürfen“, sagte Kreutel auf dem ZIA-Innovationskongress vergangene Woche.
Um die Herausforderung zu meistern, sieht er neben Smart Metering als weiteren Baustein die Innovationskraft von Proptechs. „Die müssen wir fördern und dazu auffordern, mit den etablierten Unternehmen zusammenzuarbeiten, um tolle Lösungen zu entwickeln, angefangen bei einem einheitlichen Standard, um den Weg dorthin zu bereiten.“
Der Wunsch nach einem einheitlichen Industriestandard ist nach Ansicht von Nikolas Samios, Managing Partner von Proptech1 Ventures, zwar nachvollziehbar. Er empfiehlt jedoch, das ohne Druck zu vollziehen. „Wenn sich eine Branche zusammentut, um einen Standard für alle zu erarbeiten, blockieren sich die beteiligten Unternehmen in der Regel über Jahre selbst, machen viele ,politische’ Meetings und zum Schluss kommt nichts dabei raus.“
Als Beispiel nennt Samios die Allianz deutscher Unternehmen gegen Facebook und Google, um den Log-in auf Onlineangeboten zu vereinfachen. Die Idee des Single-Sign-On, also die Anmeldung mit einem Benutzernamen und Passwort für mehrere Dienste, sei nach langen Diskussionen wieder in der Schublade verschwunden, „weil alle beteiligten Parteien ein Vetorecht wollten“, weiß Samios.
Der bessere Weg, einen Standard zu entwickeln, sei im Grunde ein ganz natürlicher: „In der Praxis entstehen Standards, weil Start-ups aus Eigeninteresse mit großen Kunden zusammenarbeiten, sich danach für andere öffnen und somit einen De-facto-Standard setzen“, sagt Samios. Ein gutes Beispiel seien die Streamingdienste: „An Spotify und Netflix sind alle wichtigen Content Player beteiligt. Das sind eigentlich digitale Genossenschaften. Aber der Startpunkt war in beiden Fällen ein Start-up mit Mut zu Veränderungen.“
Samios sieht derzeit nicht nur eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen jungen Proptechs und etablierten Immobilienunternehmen, auch die Proptechs untereinander beginnen, Allianzen zu schmieden. „Die Konsolidierung geht bereits los und wird weiter zunehmen.“
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