Arbeitszeit Urlaub ohne Ende

Entspannen so oft man will? Das könnte eine neue Taktik von Unternehmen werden.
Düsseldorf Stellen Sie sich vor, Sie könnten so viel Urlaub nehmen, wie Sie wollen. Egal wann, egal warum. Das ist kein traumhaftes Szenario der Zukunft, sondern Realität – zumindest in Unternehmen wie Bransons Virgin Group oder dem Silicon Valley-Konzern Evernote.
Mitte September hat Branson auf dem Blog seiner Airline werbewirksam die frohe Botschaft verkündet, dass seine Mitarbeiter bald grenzenlos Urlaub nehmen können; auf die Idee gekommen sei er durch die Streaming-Plattform Netflix aus den USA. Dort verfolgt die Chef-Etage diese Urlaubspolitik schon seit 2004.
Branson ist nicht der einzige Nachzügler: Seit 2013 ist es auch den Arbeitnehmern des Cloud-Dienstes Evernote freigestellt, wie viel Urlaub sie nehmen. Ebenso lockern andere Unternehmen die Zügel - wenn sie auch nicht so weit gehen wie Virgin oder Evernote.
Erst am Donnerstag hat Microsoft bekannt gegeben, die internen Bürozeiten fast gänzlich abzuschaffen. BMW, die Deutsche Bank und der Software-Riese SAP setzen seit Jahren auf „Easy Economy“, was so viel heißt wie „Leichtes Arbeiten“. Sie versorgen ihre Mitarbeiter mit nötigen Geräten, statt sie im Büro festzuhalten – jeder darf arbeiten wo er will, ob im Café, zuhause auf der Couch oder doch im Büro.
Thomas Sattelberger, ehemaliger Personalvorstand der Telekom, hält die US-Entwicklungen bereits für teilweise überholt. „Das jetzt als Modell einer neuen Arbeitswelt vorzustellen, ist wie das Antiquariat der Moderne“, sagt der Botschafter der Initiative Neue Qualität der Arbeit im Gespräch mit Handelsblatt Online.
Er selbst habe die Souveränität von Führungskräften in Sachen Urlaubszeiten bereits 2005 bei Continental und 2008 bei der Telekom eingeführt. Wird der grenzenlose Urlaub in ein paar Jahren genauso selbstverständlich sein?
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.