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Business-Schools in OsteuropaGanz naher Osten
Die University of New York in Prague bildet Führungskräfte für die boomende Wirtschaft in Tschechien aus. Die Studenten kommen aus mehr als 60 Ländern, auch Deutschland. Und das nicht nur wegen der niedrigen Gebühren.
Prag Die Touristen in Prag lassen das zentrumsnahe Stadtviertel Vinohardy – auf Deutsch Weinberg – meist links liegen. Völlig zu Unrecht, denn das Quartier mit seinen vornehmen Bürgerhäusern aus der Zeit der Jahrhundertwende ist eine Augenweide. In einem der repräsentativen Domizile residiert die private University of New York in Prague. Schon von weitem ist der Eingang der privaten Hochschule durch die roten Coca-Cola-Sonnenschirme des Cafés im Souterrain zu erkennen.
Erst seit wenigen Jahren ist die Privatuniversität hier zu Hause. Die Anfänge in der tschechischen Hauptstadt vor 18 Jahren waren bescheidener. Doch das hat sich nicht zuletzt wegen der boomenden Volkswirtschaft in der Tschechischen Republik geändert. Das Mitgliedsland der Europäischen Union verzeichnet ein hohes Wirtschaftswachstum, im Ballungsraum Prag gibt es praktisch keine Arbeitslosigkeit, die Binnenkonjunktur brummt. Deshalb haben die Absolventen der University of New York in Prague keine Probleme, gute Jobs zu finden.
„Die University of New York in Prague ist eine angesehene Hochschule in Tschechien“, sagt Bernard Bauer, Geschäftsführer der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer. Sie bereichere „die Weiterbildungslandschaft um eine internationale Komponente, aber sie ist nicht die einzige Managementschule, die einen hochwertigen Master of Business Administration (MBA) anbietet“. Denn zwischen Budapest und Moskau boomt das Geschäft mit der praxisnahen Managementausbildung nach amerikanischem Vorbild. Es gibt die Bled School of Management im gleichnamigen slowenischen Touristenort, die Central European University Business School in Budapest, die European Higher School of Economics and Management in Sofia und eine Reihe von Wirtschaftshochschulen in den baltischen Ländern.
Selfie von Studenten vor der University of New York in Prague
Kaum Probleme, Jobs zu finden.
Quelle: PR
Die private Hochschule in Prag zählt zu den internationalsten in der Region. Die Studenten kommen aus mehr als 60 Ländern, nur ein Viertel stammt aus Tschechien und weitere zehn Prozent aus dem Nachbarland Slowakei. Unterrichts- und Umgangssprache ist Englisch. Die meisten Professoren sprechen ohnehin kein Wort Tschechisch.
„Wir sind die größte englischsprachige Universität des Landes“, sagt Rektor Andreas Antonopoulos mit einem gewissen Stolz. Dennoch ist die Privathochschule überschaubar. Insgesamt studieren annähernd 800 Menschen an der University of New York in Prague, die Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor, Master und MBA anbietet. 500 junge Menschen sind im Bachelor und 150 im Master eingeschrieben. Im MBA lernen hingegen nur 50 Teilnehmer.
Im Vergleich zu westeuropäischen Managementhochschulen sind die Studiengebühren von 13.000 Euro im Jahr eher wenig. Doch in Tschechien, wo das Durchschnittseinkommen rund 1000 Euro im Monat beträgt, sind die Gebühren schon nah an der Obergrenze. „Unsere Preise richten sich nach den lokalen Gegebenheiten“, sagt Geschäftsführer Sotiris Foutsis.
Konsequenter Ausbau
Die University ist seit ihrer Gründung im Besitz des griechischen Bildungsunternehmers Elias Foutsis. Der heute 68-Jährige hatte in den späten 1970er-Jahren ein Vermögen mit Sprachschulen in Griechenland verdient. Foutsis, der als Präsident für die auf Südosteuropa spezialisierte NYC Educational Group fungiert, hob schließlich 1998 die private Hochschule in Prag aus der Taufe – in Kooperation mit der State University of New York at New Paltz und der State University of New York Empire State College. Die Geschäfte der Prager Hochschule leitet seit Jahren sein 40-jähriger Sohn Sotiris Foutsis. Auch seine Schwester Olga Foutsis hat als Finanzvorständin eine Schlüsselposition inne.
Seit ihrer Gründung durch die griechische Besitzerfamilie wurde die private Hochschule konsequent ausgebaut. „Wir bieten unseren Studenten einen kompletten Service an“, sagt Foutsis. Ganz in der Nähe der Managementhochschule hat er zwei nebeneinanderliegende Bürgerhäuser erworben, die in diesem Jahr als Studentenwohnhäuser eröffnet wurden.
MBA in Osteuropa
Durch die EU-Osterweiterung ist in den vergangenen Jahren der Bedarf an Führungskräften gestiegen. Davon profitieren die Managementhochschulen in Osteuropa, insbesondere in den EU-Ländern Slowenien, Tschechien, Ungarn, Polen und in den baltischen Ländern. Denn viele MBA-Anbieter sehen sich als Kaderschmieden der freien Marktwirtschaft nach westlichem Vorbild. Internationale Konzerne setzen daher auf die Absolventen vor Ort.
Noch immer sind Korruption, Vetternwirtschaft und Bürokratie große Hindernisse für die Volkswirtschaften Osteuropas. Die Hochschulen versuchen in der MBA-Ausbildung gegenzusteuern. In der slowenischen Bled School of Management etwa müssen alle Absolventen eine Ethik-Erklärung unterschreiben.
In einem der Häuser befindet sich auch ein angesagtes Studentenrestaurant. In der Mittagspause laben sich dort etliche Studenten vor schiefergrauen Wänden mit Formeln und Buchstaben an der hausgemachten Paella. Der Name des Lokals „Summa cum laude“ ist ein Hinweis mit einem Augenzwinkern auf die Ausweitung des akademischen Programms. Schließlich darf die University of New York in Prague nicht nur den MBA verleihen, sondern auch den Ph.D., den amerikanischen Doktortitel.
Seit vielen Jahren ist die Universität mit der Freiheitsstatue im Emblem vom tschechischen Bildungsministerium als Hochschule für den Bachelor sowie den Master in Psychologie anerkannt. Das Hochschulnetzwerk International Assembly for Collegiate Business Education hat zudem den MBA akkreditiert. Eines der drei internationalen Top-Gütesiegel für Business-Schools und MBA-Programme trägt die Hochschule nicht.
Viele offene Stellen
Dennoch findet sie in der Business-School-Szene große Anerkennung. „Die Fakultät besteht aus führenden akademischen und Industrie-Experten mit unterschiedlicher internationaler Erfahrung. Das garantiert eine enge Verbindung zur Praxis und zu den neuesten theoretischen Grundlagen von Management-Disziplinen“, sagt Danica Purg, Präsidentin des Hochschulverbundes Ceeman und Gründerin der Bled School of Management. Dass die etablierte Bildungsinstitution ein Wirtschaftsstudium in englischer Sprache anbiete, sei ohne Zweifel ein großer Vorteil für die Studenten.
Die Mehrheit der Teilnehmer im MBA-Programm ist berufstätig, daher studieren viele auch länger als die 19 Monate, die das Studium offiziell dauert. Der Unterricht findet an jeweils zwei Wochenenden im Monat statt, dieser Blockunterricht erlaubt es auch Studenten, die nicht in Prag wohnen, für die Zusatzausbildung an die Hochschule zu pendeln.
Unter den Studenten sind daher auch Deutsche, Österreicher und Niederländer, die zu den Kursen in die Moldaumetropole kommen. Viele Studenten im MBA-Programm sind für große internationale Unternehmen wie den Logistiker DHL, die Mobilfunkanbieter T-Mobile und Vodafone, die Beratung und Prüfungsgesellschaft KPMG, den Konsumgüterriesen Nestlé oder Coca-Cola tätig. Deutsche Absolventen kamen laut der Hochschule bisher etwa von Unternehmen wie dem Softwarekonzern SAP, der Handelskette Globus oder dem IT-Unternehmen Hewlett-Packard.
Der Arbeitsmarkt vor Ort ist aufnahmefähig. In Prag gibt es einen Wettbewerb um die besten Köpfe. „In Prag herrscht quasi Vollbeschäftigung, und Unternehmen suchen immer gute Nachwuchsmanager, insbesondere wenn dies auch mit Fremdsprachenkompetenz einhergeht“, sagt Handelskammer-Geschäftsführer Bauer. Den Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte kennen internationale Firmen nur zu gut. Die Volkswagen-Tochter Skoda, eines der größten Unternehmen in der Tschechischen Republik, setzt auf eigene Fort- und Weiterbildung. Andere Arbeitgeber spendieren ihren Nachwuchstalenten eine MBA-Ausbildung an einer der Business-Schools.
Im Herzen Europas
Für die Managementhochschule spielt der Standort eine wichtige Rolle. „Die Attraktivität von Prag hilft uns zweifellos“, sagt Rektor Antonopoulos. „Prag liegt im Herzen Europas. Auch die Sicherheit in der tschechischen Hauptstadt ist für unsere Studenten sehr wichtig“, ergänzt Geschäftsführer Foutsis.
Ob das auch weiterhin so bleibt, darüber macht man sich zunehmend Sorgen in der Stadt. „Noch vor zehn Jahren war in Prag keine Fremdenfeindlichkeit zu spüren. Das hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert“, sagt ein Amerikaner, der seit mehr als anderthalb Jahrzehnten in der knapp 1,3 Millionen Einwohner großen Stadt lebt und nicht namentlich genannt werden möchte. Wie auch in anderen Teilen Osteuropas ist die Ausländerfeindlichkeit seit der Flüchtlingskrise gestiegen. Und das, obwohl der Ausländeranteil in Tschechien im EU-Vergleich sehr niedrig ist. Ohnehin lehnt das Land ebenso wie die Slowakei, Polen und Ungarn die Aufnahme von Flüchtlingen nach dem EU-Verteilungsplan ab.
Geschäftsführer Foutsis hat dennoch viel in Prag vor. So wie die tschechische Wirtschaft brummt, so soll auch seine Privatuniversität weiter wachsen. „Wir wollen neue Disziplinen ins Programm aufnehmen wie zum Beispiel Wirtschaftsinformatik“, sagte der gebürtige Grieche.
Zu Umsatz und Gewinn will der Manager aber keine detaillierten Angaben machen. Nur so viel verrät er: „Wir sind profitabel.“ Eine wichtige Grundlage für eine weitere Expansion in der Moldaumetropole.
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