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„Caring Companies“ Von Werkswohnung bis Betriebskita: Was Arbeitnehmer wissen sollten

Mit dem Ruf als fürsorgliche Firmen wollen deutsche Unternehmen Fachkräfte für sich gewinnen. Die Kehrseite spüren Beschäftigte oft erst zu spät.
20.02.2020 - 18:59 Uhr Kommentieren
Immer mehr Unternehmen locken mit Goodies wie Extra-Elternzeit statt mit Boni. Quelle: mauritius images/Andrey Yan, Handelsblatt/Pascal Zahn [M]
Corporate Kamelle

Immer mehr Unternehmen locken mit Goodies wie Extra-Elternzeit statt mit Boni.

(Foto: mauritius images/Andrey Yan, Handelsblatt/Pascal Zahn [M])

Düsseldorf Zwei, drei Jahre wollte sie nur bleiben, dann zur nächsten Karrierestation wechseln. Inzwischen lebt Valerie Andre seit 29 Jahren in Ludwigshafen. Die Französin ist beim dortigen Chemiekonzern BASF aufgestiegen und gehört heute zum Management-Team des Bereichs Materialphysik. Nach der Uni hatte die promovierte Akademikerin für ihren Job die Wahl zwischen Amsterdam und eben Ludwigshafen.

„Hier hat es für mich einfach gestimmt“, erinnert sich die Managerin. Ein Grund für das gute Gefühl war auch, dass sie von BASF bei der Suche nach einem Domizil unterstützt wurde – und eine Werkswohnung beziehen konnte. Erst ein Appartement in der Nähe des Labors, später ging es mit der Familie in einen tollen Altbau. Alles organisiert von der Firma. „Es war schon eine enorme Erleichterung, mich darum nicht kümmern zu müssen“, sagt die 58-Jährige.

BASF setzt noch immer auf die werkseigenen Wohnungen – auch weil wertvolle Mitarbeiter mittlerweile auch aus Amerika, Asien oder Osteuropa zuziehen. Dazu gibt es eine gezielte Einführung mit erfahrenen Paten und Veranstaltungen, um im Kollegenkreis Kontakte zu knüpfen. Die Managerin Andre sagt: „Das alles kann zwar keine Familie ersetzen. Aber es zeigt die starke Fürsorgephilosophie des Arbeitgebers.“

Das Beispiel BASF führt eindrücklich vor Augen, wie aufwendig Unternehmen heute Talente vom Bleiben überzeugen. Lockten Personalabteilungen früher mit Aktienpakten, Boni oder Dienstwagen, muss es für Bewerber heute schon die Edelkita mit Fremdsprachenkursen oder das Betreuungsangebot für pflegebedürftige Eltern sein.

Deutschlands Firmen entwickeln sich zunehmend zu „Caring Companies“, zu Fürsorge-Firmen also, die sich um immer mehr Lebensbedürfnisse von Mitarbeitern und deren Angehörigen kümmern. Gerade große Konzerne und Firmen im ländlichen Raum versuchen verstärkt, Bindungen in das soziale Umfeld des Mitarbeiters zu knüpfen.

Bewerber schauen sehr genau hin, wie familienfreundlich eine Firma ist. Für sie ist eine Caring Company ein sehr attraktiver Arbeitgeber. Immo Futterlieb (Russell Reynolds)

„Bewerber schauen sehr genau hin, wie familienfreundlich ein Unternehmen ist. Für sie ist eine Caring Company ein sehr attraktiver Arbeitgeber“, sagt Immo Futterlieb, Managing Director bei der Unternehmensberatung Russell Reynolds.

Uneigennützig ist das Rundum-sorglos-Paket dabei keineswegs. „Die Caring Companies machen das sicherlich nicht allein aus karitativen Zwecken“, sagt Berater Futterlieb. Angesichts von 1,4 Millionen offenen Stellen ist der Druck groß, qualifizierte Fachkräfte zu finden.

Mit dem Ruf als fürsorgliche Firma soll das einfacher gelingen. Und ist der Mitarbeiter mit jeder Menge Extrabonbons angefüttert, bleibt er womöglich auch länger. Auch Futterlieb sagt: „Wenn Manager ihre Kinder in der Betriebskita um die Ecke abgeben können und vielleicht noch in einer Werkswohnung leben, überlegen sie sich dreimal, ob sie den Arbeitgeber wechseln und diese Vorteile aufgeben wollen.“

Der Kölner Karrierecoach Bernd Slaghuis sieht genau darin aber auch ein Problem: „Je mehr Annehmlichkeiten Manager haben, desto größer ist die Gefahr, im Job zu verharren, selbst wenn die Arbeitsbedingungen schlecht sind.“

So entlastend der Komfort sein kann, so bitter ist die Situation nach eigener Kündigung oder gar Entlassung. Dann ist nämlich nicht nur der Job weg, sondern gleich auch die Betreuung für die gesamte Familie – ein Liebesentzug mit weitreichenden Folgen. Mitarbeiter und Manager sollten die Fallstricke bei den wichtigsten Incentives kennen. Ein Überblick.

Werkswohnung

Immer mehr Arbeitgeber sind auch am Immobilienmarkt aktiv. Sie wollen ihren Mitarbeitern Werkswohnungen anbieten. Quelle: dpa
Wohnungsbau

Immer mehr Arbeitgeber sind auch am Immobilienmarkt aktiv. Sie wollen ihren Mitarbeitern Werkswohnungen anbieten.

(Foto: dpa)

Werkswohnungen erleben derzeit ein Revival. Laut Studie des Berliner Instituts Regio Kontext sind allein 2019 rund 60 neue Projekte entstanden. Neben BASF sind auch Audi, VW, Bosch und die Deutsche Bahn am Immobilienmarkt aktiv. So beläuft sich die Zahl der unternehmenseigenen Wohnungen speziell für die eigenen Mitarbeiter laut Branchenverband GdW mittlerweile wieder auf rund 100.000.

Das ist weit entfernt von Spitzenzeiten, in denen es rund 460.000 Wohnungen für Angestellte gab, davon etwa die Hälfte im Ruhrgebiet. Doch in den 90er-Jahren kam der große Ausverkauf. Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbunds, sagt: „Die Unternehmen wollten sich auf ihre Kernaufgaben beschränken. Heute wissen wir, das war ein Fehler.“

Das merkte auch die Deutsche Bahn. Nur noch ein geringer Teil der einst zahlreichen Eisenbahnerwohnungen gehört Eisenbahnergenossenschaften. Zwar werden hier Bahn-Mitarbeiter als Mieter bevorzugt. Sind die Wohnungen aber erst einmal vergeben, will der Konzern damit nichts mehr zu tun haben.

Das soll bei einem neuen Wohnprojekt der Bahn in München anders sein. Um den händeringend gesuchten Lokführern und Fahrdienstleitern eine günstige Unterkunft zu verschaffen, hat die Bahn sich Nutzungsrechte für 74 neue Wohnungen in der Nähe des Ostbahnhofs gesichert. Die Miete soll dort nur zwölf Euro pro Quadratmeter kosten – ein Schnäppchen in der teuren bayerischen Landeshauptstadt.

Die Nachfrage nach Werkswohnungen dürfte weiter steigen, weil sie auch steuerlich attraktiver werden: Falls die verbilligte Miete der Mitarbeiterwohnung mindestens zwei Drittel der ortsüblichen Vergleichsmiete beträgt, sollen Mieter diesen Vorteil nicht mehr versteuern müssen.

Wissenswert: „Geschasste Mitarbeiter stehen nicht von heute auf morgen auf der Straße, sondern in aller Regel erst nach Ende der gesetzlichen Kündigungsfrist“, sagt Claudia Posluschny, Arbeitsrechtlerin bei der Kanzlei Norton Rose Fulbright in München. Es kommt jedoch auf vertragliche Details an. Wenn es sich bei der Wohnung um eine sogenannte „Werksdienstwohnung“ handelt, muss man diese mit Ende des Arbeitsverhältnisses räumen und ausziehen – innerhalb der gesetzlichen Kündigungsfrist von drei Monaten. Es sei denn, im Arbeitsvertrag steht etwas anderes.

Eine Ausnahme: Leben noch andere Familienangehörige in der Wohnung oder ist diese größtenteils mit eigenen Möbeln bestückt, wird die Dienstwohnung rechtlich als sogenannte „Werksmietwohnung“ behandelt. Der Mietvertrag einer solchen Wohnung besteht unabhängig vom Arbeitsvertrag.

Die Kündigung des Arbeitsplatzes bedeutet in diesem Fall also nicht direkt das Ende des Mietvertrags. Vielmehr gilt das allgemeine Mietrecht. Wichtig: Als Vermieter kann das Unternehmen immer klarmachen, dass die Werkswohnung für einen anderen Arbeitnehmer benötigt wird – und den Mietvertrag unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen.

Extra-Elternzeit

Unternehmen wie SAP, Hewlett Packard oder Nestlé haben eine neue Regelung für eine längere Elternzeit. Doch es gibt Bedingungen. Quelle: dpa
Elternzeit mit Unterstützung des Arbeitgebers

Unternehmen wie SAP, Hewlett Packard oder Nestlé haben eine neue Regelung für eine längere Elternzeit. Doch es gibt Bedingungen.

(Foto: dpa)

Immer mehr Unternehmen tendieren dazu, das staatliche Elterngeld aufzustocken oder die Elternzeit zu verlängern. So macht SAP seinen Vätern seit Jahresanfang ein Geschenk: Alle Mitarbeiter, die Papa werden, dürfen ihre Arbeitszeit in den ersten acht Wochen nach der Geburt um 20 Prozent reduzieren – ohne Gehaltseinbußen. „Diese Zeit ist für die Familie eine prägende und emotionale Zeit“, sagt Personalchef Cawa Younosi.

Mit seiner neuen Väterzeit orientiert sich der Softwarekonzern am gesetzlich geregelten Mutterschutz. Dieser endet für gewöhnlich acht Wochen nach der Entbindung. Für Väter gibt es solche Regelungen nicht. Da 70 Prozent der SAP-Angestellten männlich sind, zeigt die Softwarefirma, wie Unternehmen zusehends in soziale Bereiche vordringen, die vom Staat nicht abgedeckt werden.

Deutlich weiter als das Walldorfer Unternehmen geht der IT-Konzern Hewlett Packard Enterprise (HPE): Mütter und Väter können nach der Geburt sechs Monate in Familienzeit gehen – bei vollem Gehalt. Und die Lebensmittelfirma Nestlé führt in den kommenden Monaten hierzulande eine 18-wöchige bezahlte Elternzeit ein.

Wissenswert: Die Unternehmensfürsorge ist nicht grenzenlos. Mitarbeiter, die auf die Unterstützung des Arbeitgebers setzen, müssen das Kleingedruckte lesen, sonst gehen sie unter Umständen leer aus. Bei SAP dürfen Väter, die ab Geburt die gesetzliche Elternzeit beantragen, das neue SAP-Angebot zum Beispiel nicht nutzen. Es ermöglicht den Vätern auch nicht, komplett freizunehmen.

Auch HPE- und Nestlé-Angestellte sollten die staatlichen Leistungen erst für die Zeit nach der Firmenunterstützung beantragen. Wenn Eltern Zusatzleistungen vom Arbeitgeber erhalten und gleichzeitig staatliche Gelder beantragt haben, „müssen sie sich die Arbeitgeberleistungen auf das Elterngeld anrechnen lassen“, erklärt Arbeitsrechtsexpertin Posluschny.

Außerdem sind die Zusatzleistungen teilweise an Bedingungen gebunden: Bei HPE etwa muss der Mitarbeiter zuvor ein Jahr für die Firma gearbeitet haben. Und die Nestlé-Familienzeit gibt es nur im ersten Jahr nach der Geburt.

Betriebskita

In Deutschland gibt es rund 740 Betriebskitas, die komplett von den Unternehmen finanziert werden. Quelle: dpa
Betreuungsangebot für Kinder

In Deutschland gibt es rund 740 Betriebskitas, die komplett von den Unternehmen finanziert werden.

(Foto: dpa)

Schwimmunterricht, Englisch und viel Platz auf dem Dachgarten – die Söhne und Töchter der Bayer-Mitarbeiter in Berlin werden in der betriebseigenen Kita gut versorgt. Die Einrichtung ist eine von gut 740 Betriebskitas in Deutschland, die komplett von Unternehmen finanziert werden. Firmenkitas machen zwar nur gut ein Prozent aller Kitas hierzulande aus. Doch ihre Zahl hat sich in der vergangenen Dekade laut Statistischem Bundesamt fast verdoppelt.

Die meisten Unternehmen wählen aber nicht die komplett firmeneigene Kita, sondern ein weniger aufwendiges Modell. Sie finanzieren den Bau der Kita mit, lassen diese aber von einem Träger betreiben, bei dem sie für die Kinder ihrer Belegschaft ein Kontingent an Plätzen kaufen.

So wie der Technologiekonzern Jenoptik. Direkt vor den Werkstoren in Jena baute das Unternehmen eine Edelkita mit bilingualer Spracherziehung und Kindersauna. 70 Prozent der Plätze sind für Mitarbeiterkinder vorgehalten, den Rest können auch andere Interessenten nutzen. Außergewöhnlich ist auch die Kita der Berliner Charité: Weil die Schichten der Mediziner oft früh beginnen oder lange dauern, hat die Kita schon um 5.30 Uhr geöffnet und schließt erst um 19.30 Uhr.

Wissenswert: „In vielen Betriebskitas ist die Betreuung des Kindes an das Arbeitsverhältnis gebunden“, sagt Arbeitsrechtlerin Posluschny. Heißt: Der Arbeitgeber kündigt nicht nur den Arbeitsvertrag, sondern in der Regel auch den Kita-Betreuungsvertrag. Für das Kind kann der unfreiwillige Wechsel in eine andere Kita sehr belastend sein – sofern sich auf die Schnelle überhaupt ein Platz findet.

In Kitas, die nicht vom Arbeitgeber betrieben werden, sei die Chance größer, dass das Kind bleiben kann, so Posluschny. Da es keine festen gesetzlichen Regelungen gibt, empfiehlt sie, in den Vertrag mit der Kita zu schauen, um die Folgen der Jobkündigung abschätzen zu können. Mitarbeiter müssen den Kitaplatz nicht als geldwerten Vorteil versteuern, weil die Unterbringung und Betreuung von nicht schulpflichtigen Kindern laut Gesetz steuerbefreit ist.

Pflege

Sich neben dem Job um die eigenen Eltern kümmern: Viele Berufstätige sind deswegen unter hohem zeitlichen, emotionalen und finanziellen Druck. Quelle: dpa
Immer mehr Pflegebedürftige

Sich neben dem Job um die eigenen Eltern kümmern: Viele Berufstätige sind deswegen unter hohem zeitlichen, emotionalen und finanziellen Druck.

(Foto: dpa)

Pflege ist ein besonders lohnendes Thema für Arbeitgeber, die sich um ihre Mitarbeiter kümmern wollen: In den nächsten zwanzig Jahren soll die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland von aktuell 2,7 Millionen auf 3,3 Millionen steigen. Immer mehr Menschen sind mit Pflegeaufgaben konfrontiert, und immer mehr von ihnen müssen die Betreuung der Eltern und den Beruf unter einen Hut bringen. Aktuell sind über die Hälfte der pflegenden Angehörigen berufstätig – Tendenz steigend.

„Aufgrund des demografischen Wandels ist für einige Arbeitgeber das Thema Pflege der Eltern brisanter als die Kinderbetreuung“, sagt Oliver Schmitz vom Dienstleister „Beruf und Familie“, der regelmäßig besonders familienfreundliche Arbeitgeber in Deutschland auszeichnet.

Sich neben dem Job um die Pflege von Angehörigen kümmern zu müssen, oftmals bis zu deren Tod, setzt viele Berufstätige unter einen hohen Druck – zeitlich, emotional und finanziell. Schmitz meint: „Wem der Arbeitgeber bei dieser äußerst belastenden Aufgabe verständnisvoll beigestanden hat, kehrt sicher lieber und motivierter an seinen Arbeitsplatz zurück.“

Manche Arbeitgeber reagieren auf diese Erkenntnis mit Beratungsangeboten und flexiblen Arbeitszeitmodellen für Mitarbeiter, die nebenbei Angehörige zu pflegen haben. Einige Unternehmen gewähren darüber hinaus auch finanzielle Hilfe. So etwa der Autohersteller Porsche: Erleidet ein Elternteil eines Mitarbeiters zum Beispiel einen Herzinfarkt oder erkrankt an Demenz, kann der Angestellte sich für bis zu drei Monate von der Arbeit freistellen lassen. In diesem Zeitraum erhält der Mitarbeiter weiterhin 75 Prozent seines Bruttomonatsgehalts. Mit dieser finanziellen Regelung ist Porsche großzügiger, als es der Gesetzgeber vorschreibt.

Der Automobilzulieferer Brose in Coburg bezuschusst seit 2015 einen Platz in einer Tagespflegestätte. Dort kann ein Angestellter, ob Kollege in der Produktion oder Spitzenmanager, seine Mutter oder seinen Vater betreuen und verköstigen lassen, wenn zum Beispiel die reguläre Betreuung einmal ausfällt.

Je mehr Annehmlichkeiten Manager haben, desto größer ist die Gefahr, im Job zu verharren, selbst wenn die Bedingungen schlecht sind. Bernd Slaghuis (Karrierecoach)

Weil jedoch ältere Familienmitglieder oft von heute auf morgen zum Pflegefall werden, überlegt der Konzern derzeit, wie sich in solchen Fällen am besten helfen lässt. So sollen ab Herbst zwei Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung stehen. Der Kooperationspartner Caritas soll sich verpflichten, einen plötzlich pflegebedürftigen Senior spätestens nach zehn Tagen für jeweils drei Wochen stationär aufzunehmen.

Gleichzeitig gewährt der Arbeitgeber dem betroffenen Angestellten eine sofortige unbezahlte Freistellung für diese ersten zehn Tage, um Vater oder Mutter zunächst selbst zu betreuen oder die dauerhafte Unterbringung zu organisieren.

Hinter diesem ungewöhnlichen sozialen Engagement des fränkischen Arbeitgebers steckt ein klares ökonomisches Kalkül. Martin Schneider, Leiter Personaladministration der Brose-Gruppe, sagt: „Wir wollen, dass Mitarbeiter trotz ernster familiärer Probleme schnell wieder einsatzbereit sind.“

Wissenswert: Weil es mit Blick auf geeignete Räume, die technische und medizinische Ausstattung sowie Fachpersonal sehr viel anspruchsvoller ist, eine Tagesstätte für Senioren als für Kinder zu führen, kooperieren die meisten Arbeitgeber mit erfahrenen Trägern wie der Caritas. Eigene Einrichtungen für pflegebedürftige Eltern seiner Mitarbeiter betreibt noch kein Industrieunternehmen in Deutschland.

Ob nun Tages- oder stationäre Kurzzeitpflege: In der Regel finanziert der Arbeitgeber in den Einrichtungen der Spezialisten nur das Bereitstellen des Belegplatzes für den Fall der Fälle. Nutzt ihn der Angehörige eines Mitarbeiters tatsächlich, sollte die Krankenkasse des Seniors die anfallenden Kosten übernehmen – je nach bewilligtem Pflegegrad.

Wird der Mitarbeiter entlassen oder kündigt er selbst, muss ein alternativer Pflegeplatz für Vater oder Mutter gefunden werden. Weil die meisten Unternehmensangebote „nur“ Tagespflegeplätze umfassen, sind die Folgen aber überschaubar.

Mehr: Liebe unter Kollegen – Was in den USA tabu ist, gilt in Japan als Tradition

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