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Corona-Bekämpfung Skepsis bei den Schnelltests – Wie Firmen ihre Mitarbeiter testen wollen

Unternehmen müssen ihren Beschäftigten Testmöglichkeiten anbieten. Viele Firmen fürchten einen großen Aufwand und geringen Nutzen.
05.03.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Unternehmen in Deutschland sollen „als gesamtgesellschaftlichen Beitrag“ ihren Beschäftigten, die weiter regelmäßig zur Arbeitsstätte kommen, pro Woche „das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest machen“. Quelle: dpa
Corona-Schnelltest

Unternehmen in Deutschland sollen „als gesamtgesellschaftlichen Beitrag“ ihren Beschäftigten, die weiter regelmäßig zur Arbeitsstätte kommen, pro Woche „das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest machen“.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Noch während die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten tagten, preschte BASF mit Kritik vor. Regelmäßige Tests beschwerdefreier Mitarbeiter würde „einen unüberschaubaren personellen und organisatorischen Mehraufwand verursachen“, teilte der Chemiekonzern am Mittwochmittag mit.

Am Abend bestätigte die Bund-Länder-Runde: Unternehmen in Deutschland sollen „als gesamtgesellschaftlichen Beitrag“ ihren Beschäftigten, die weiter regelmäßig zur Arbeitsstätte kommen, pro Woche „das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest machen“.

Genauere Details stehen in dem Beschlusspapier nicht. Erst am Freitagnachmittag wollen sich die Sozialpartner mit der Regierung besprechen. So äußern sich viele Dax-Konzerne auf eine Umfrage des Handelsblatts zurückhaltender als der Ludwigshafener Chemieriese. Das mag daran liegen, dass die Corona-Taskforces sich erst einmal ein Bild der Beschlüsse machen.

Auch Volkswagen sieht noch Klärungsbedarf. Personalvorstand Gunnar Kilian sagt: „Wir werden die weiteren Gespräche mit unseren Partnern in Bund und Land abwarten und setzen darauf, dass wir gemeinsam Lösungen finden.“ Eon will genauere Schritte erst prüfen, „sobald die Anforderungen an Schnelltestungen konkret festgelegt wurden.“

Die Immobilienfirma Vonovia ist mit ihren Planungen schon weiter und will ein Testzentrum einrichten, was zu einem betriebsinternen Impfzentrum umfunktioniert werden könnte.

Zustimmung zu den Maßnahmen kommt vom Triebwerkshersteller MTU: „Grundsätzlich unterstützen wir zielgerichtete Maßnahmen zur Verringerung der Infektionsgefahr.“ Und für die Deutsche Telekom sind „ausgeweitete Selbsttests eine sinnvolle Ergänzung unseres Hygienekonzepts.“

„Wir werden die weiteren Gespräche mit unseren Partnern in Bund und Land abwarten und setzen darauf, dass wir gemeinsam Lösungen finden.“ Quelle: dpa
Gunnar Kilian, Personalvorstand von Volkswagen

„Wir werden die weiteren Gespräche mit unseren Partnern in Bund und Land abwarten und setzen darauf, dass wir gemeinsam Lösungen finden.“

(Foto: dpa)

Schon lange vor dem aktuellen Beschluss wollte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für umfangreichere Corona-Tests in Büros und Werkshallen sorgen. Doch auch auf Druck der Wirtschaft verschwand die Passage wieder aus der Ende Januar in Kraft getretenen Arbeitsschutzverordnung, die vor allem die Homeoffice-Pflicht regelt.

Getestet wird nur freiwillig

Die Kritik an den Schnelltestungen bleibt. BASF befürchtet, dass bei Schnelltests mit „einer hohen Anzahl falsch positiver Testergebnisse zu rechnen“ sei. Tatsächlich sind Schnelltests nicht so genau wie PCR-Tests. Fällt ein Schnelltest positiv aus, muss das Ergebnis durch einen PCR-Test bestätigt werden. BASF rechnet mit „einer zusätzlichen Belastung der Testzentren“.

Der Versicherer Allianz sorgt sich vor Ergebnissen, die negativ ausfallen, obwohl der Beschäftigte tatsächlich infiziert ist. Deshalb sei es trotz Tests wichtig, dass Mitarbeiter weiter Abstand halten oder gleich im Homeoffice arbeiten würden. So argumentiert auch BASF, dass die bisherigen Hygienebestimmungen bereits einen guten Schutz böten. „Massentests bringen keinen zusätzlichen Nutzen.“

Der Chemiekonzern sieht seine Beschäftigten durch bestehende Hygienebestimmungen gut geschützt. Quelle: AFP
BASF-Flaggen

Der Chemiekonzern sieht seine Beschäftigten durch bestehende Hygienebestimmungen gut geschützt.

(Foto: AFP)

Hinzu kommt, dass Beschäftigte nicht ohne konkreten Anlass zu Schnelltests gezwungen werden können, sondern nur dann, wenn Beschäftigte etwa Symptome einer Infektion zeigten, erklärt der Viersener Arbeitsrechtler Sebastian Schröder.

Viel Aufwand, wenig Nutzen – so sieht das auch der Unternehmer Arndt Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen. „Gerade kleine und mittlere Betriebe werden Schnelltests durch Dritte weder personell noch organisatorisch stemmen können.“ Daher müsse insbesondere der Mittelstand auf Selbsttests setzen.

Ob Beschäftigte von geschultem Personal getestet werden müssen oder sich auch selbst testen können, ist dem Beschluss nicht zu entnehmen. Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Familienunternehmerverbands, geht davon aus, dass Selbsttests ausreichend sind.

Er begrüßt die Reglungen. Tests könnten einen Beitrag dazu leisten, dass potenzielle Infektionsträger frühzeitig erkannt werden. Der Manager hätte es besser gefunden, wenn Unternehmen sogar zwei Mal pro Woche Tests anbieten müssten. Zumindest in seinem eigenen Chemiebetrieb in Hamburg will von Eben-Worlée das ermöglichen.

Auch Vonovia will seinen Mitarbeitern in der Bochumer Konzernzentrale zwei Schnelltests pro Woche anbieten. Bei Mitarbeitern an anderen Standorten sei die Organisation komplizierter, räumt ein Sprecher ein. Dafür werde man Konzepte entwickeln. Vonovia hat bereits bei mehreren Anbietern größere Testkapazitäten bestellt.

Mehrkosten für die Unternehmen

Auch der Familienbetrieb Worlée hat schon 2000 Schnelltests über den Großhandel geordert – für unter vier Euro pro Stück. Von Eben-Worlée rechnet damit, dass Betriebe selbst für diese Kosten aufkommen müssen. Die Politik will jedem Deutschen zwar etwa über Apotheken wöchentlich einen kostenlosen Schnelltest zur Verfügung stellen. Die Unternehmen hingegen würden auf den Kosten ihrer Tests sitzen bleiben.

Tests könnten einen Beitrag dazu leisten, dass potenzielle Infektionsträger frühzeitig erkannt werden, sagt der Unternehmer. Quelle: Anne Grossmann Fotografie
Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Familienunternehmerverbands

Tests könnten einen Beitrag dazu leisten, dass potenzielle Infektionsträger frühzeitig erkannt werden, sagt der Unternehmer.

(Foto: Anne Grossmann Fotografie)

„Das ist durchaus ein Beitrag, den gesunde Firmen zur Pandemiebekämpfung leisten können“, meint von Eben-Worlée. In seinem Betrieb rechnet er für alle Corona-Hygienemaßnahmen mit monatlichen Extrakosten von 10.000 Euro.

Nach der Arbeitsschutzverordnung können Betriebe durchaus dazu gezwungen werden, solche Kosten zu tragen. Firmen sind schon jetzt dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten etwa Schutzmasken zur Verfügung zu stellen. Das Arbeitsministerium veranschlagte in seinem ursprünglichen Entwurf für die Planung und Vorbereitung der Schnelltests einmalig Lohnkosten von knapp 2700 Euro je Firmenstandort.

Bislang spielen Selbsttests in Firmen nur eine geringe Rolle – schließlich waren sie hierzulande bislang auch nur in geringen Mengen verfügbar. Bei der Telekom wurden Schnelltests vor allem bei Technikern eingesetzt, die Einsätze in Pflegeheimen hatten. Der Autobauer Daimler setzt diese „bisher anlassbezogen ein“ – etwa wenn in einzelnen Abteilungen Infektionshäufungen zu verzeichnen seien. VW setzt seit August 2020 gezielt auf PCR-Tests.

Weiterhin Homeoffice-Pflicht

Betriebe sind laut neuem Beschluss auch weiterhin dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice zu ermöglichen. Für die meisten Dax-Konzerne ist mobile Arbeit seit Ausbruch der Pandemie Standard. So teilt etwa Siemens mit, dass sich in dem Konzern durch die Homeoffice-Verlängerung vorerst nichts verändere.

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Die Homeoffice-Pflicht hat offenbar Wirkung gezeigt: So arbeiteten Ende Januar 24 Prozent der Erwerbstätigen vorwiegend oder ausschließlich von zu Hause, wie eine nicht-repräsentative Erhebung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Im November hatte die Quote mit 14 Prozent noch deutlich niedriger gelegen.

Doch die Zahlen zeigen auch: Viele Beschäftigte gehen weiterhin regelmäßig zum Arbeitsplatz. Der neue Testzwang für die Unternehmen könnte weiterhelfen, die Pandemie zu bekämpfen – allen Bedenken zum Trotz.

Mitarbeit: Frank Specht, Stefan Menzel, Anja Müller

Mehr: Schnelltests und Homeoffice – Was Firmen und Beschäftigte jetzt wissen müssen

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