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Covid-Impfungen Lahmer Impfstart in Betrieben: Drei Dax-Konzerne haben noch keinen Impfstoff bekommen

Seit Montag dürfen Betriebsärzte ihre Mitarbeiter impfen. Doch die Enttäuschung ist groß: Es wurde nur wenig Impfstoff geliefert. In einigen Firmen ist bis zum Mittag immer noch nichts angekommen.
09.06.2021 - 16:44 Uhr 1 Kommentar
Einige Firmen freuen sich, dass es endlich losgeht – doch auch der Frust ist bei vielen noch groß. Quelle: dpa
Betriebsimpfungen bei Opel

Einige Firmen freuen sich, dass es endlich losgeht – doch auch der Frust ist bei vielen noch groß.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die Lieferung fiel deutlich kleiner aus als die Bestellung: Bei Bayer sind am Montag 3000 Impfdosen an die Werkstore geliefert worden. Bestellt hatte der Dax-Konzern 20.000. Dass die innerbetrieblichen Impfungen schleppend starten würden, war schon im Vorfeld klar: Zwar konnte jeder Betriebsarzt 800 Dosen ordern, so taten es auch die 25 Bayer-Doktoren.

Doch in der Regel wurden jedem Werksarzt in Deutschland mangels Impfstoff nur 102 Spritzen zugeteilt. Immerhin: bei Bayer bekam jeder Arzt am Ende 120 Dosen – ein schwacher Trost.

Große Erwartungen, kleine Lieferungen: So wie Bayer geht es allen Firmen in Deutschland. So bestellte die Allianz 12.500 Dosen und bekam 3200. Bei MTU haben die vier Ärzte zusammen 486 Dosen erhalten. „Die geringen Liefermengen sind für viele Unternehmen ein Dilemma, weil es schwierig ist, den kleinen Teil gerecht unter der Belegschaft zu verteilen“, sagt Anette Wahl-Wachendorf vom Verband der Betriebsärzte.

Sie höre von ihren Kollegen in den Unternehmen viel Unmut über die geringen Mengen, andererseits seien sie auch froh, dass es jetzt endlich losgehe.

Doch los geht es nicht überall. Manche Unternehmen warten noch immer auf Impfstoff: Bei Henkel, der Deutschen Wohnen und der Deutschen Börse sind bis Mittwochmittag gar keine der bestellten Biontech-Dosen angekommen. Den genauen Grund kennt man in den Konzernzentralen auch nicht. Henkel rechnet am Donnerstag mit einer Lieferung. Solche Fälle seien die Ausnahme, sagt Betriebsarztvertreterin Wahl-Wachendorf. „Wir wissen von einzelnen Apotheken, die Lieferschwierigkeiten haben.“  

Ein weiterer Grund: Viele Firmen bekommen ihre Vakzine über große medizinische Dienstleister zugeteilt. Denkbar ist, dass diese einzelne Firmen bei der Lieferung bevorzugt haben – und andere erst später die Impfstoffe bekommen.

Hinter vorgehaltener Hand äußern sich Konzerne enttäuscht über die Liefermengen. Doch öffentlich will sich niemand beschweren. Vonovia drückt es so aus: „Wir waren auf eine deutlich größere Impfkampagne im Unternehmen vorbereitet.“ BMW habe immerhin „mehr Impfstoff bekommen als zuletzt befürchtet“.

Und die Deutsche Wohnen teilt mit: „Umfassende und zügige Impfangebote an unsere Mitarbeiter sind uns leider nicht so schnell möglich wie erhofft – trotz monatelanger Vorbereitungen und Bemühungen unsererseits.“

Tatsächlich sind alle größeren Unternehmen schon seit Langem impfbereit. Die Allianz und BMW etwa haben an ihren großen Standorten je 30 Impfstraßen aufgebaut, Volkswagen könnte allein am Stammwerk in Wolfsburg 15.000 Mitarbeiter pro Woche impfen. Bayer wäre in der Lage, in nur drei Wochen die komplette Belegschaft einmal zu immunisieren.

Doch die Pläne lassen sich so nicht mehr umsetzen. Unternehmen können den Betrieb der Impfstraßen zwar an die gelieferten Mengen anpassen. Doch für große Firmen wird es schwierig werden, ihre Impfstraßen effizient zu betreiben.

Einige Firmen impften schon am Montag – andere erst ab Donnerstag

Zwar hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Impfstart in den Betrieben für den 7. Juni versprochen. Doch bei vielen Unternehmen kam der Impfstoff nicht direkt am Montag an. Siemens erhielt erst am Mittwoch 6000 Dosen. RWE verimpft seit Mittwoch 1800 Dosen, Adidas startet erst am Donnerstag mit rund 1000 Spritzen die Immunisierung seiner Belegschaft.

Bei Thyssen-Krupp hingegen impfen sieben Ärzte am Standort in Essen an vier Impfstraßen im Fünf-Minuten-Takt bereits seit Montagmittag. Für die 4700 Mitarbeiter gab es zunächst 850 Dosen. Auch die Allianz hat auf ihrer Impfstraße in Stuttgart am Montag mit den ersten Impfungen begonnen.

Allianz-Chef Oliver Bäte schrieb dazu auf LinkedIn: „Das ist eine Entwicklung, die uns am Ende zu einem Punkt bringt, auf den wir lange gewartet haben: Wir können unsere Ideen wieder mit den Kollegen persönlich austauschen.“

In den meisten Firmen ist aber weiter Geduld gefragt: Bei SAP etwa waren die 1100 Impftermine binnen Sekunden vergeben. Die SAP-Mitarbeiter konnten sich online um einen Termin bemühen. Wer erst nach zehn Minuten durchkam, musste sich schon mit einem vierstelligen Warteplatz begnügen.

Viel besser sieht es auch im deutschen Mittelstand nicht aus: Beim Autozulieferer Mubea im sauerländischen Attendorn waren die Termine nach zwei Stunden ausgebucht. Wie bei vielen Familienunternehmen organisieren Arbeitsmedizinische Zentren (AMZ) die Impfungen gleich für mehrere Betriebe. Im Kreis Olpe zählt das AMZ 320 Mitgliedsunternehmen. Jeder der fünf Betriebsärzte dort hat 102 Dosen bekommen.

Nächste Woche dürfte noch weniger Impfstoff kommen

In der kommenden Woche dürften die Lieferungen an die Betriebsärzte noch geringer ausfallen. Betriebsärzte durften nur bis zu 300 Dosen bestellen. Viele Unternehmen haben auch diese Höchstmenge geordert. Das AMZ im Sauerland und andere Firmen rechnen allerdings damit, dass nur 84 Dosen pro Arzt auch tatsächlich ankommen werden. Das würde die Impfkampagne in den Firmen weiter bremsen.

Für die 25. Kalenderwoche (ab dem 21. Juni) ist die Bestellmenge auf 350 Dosen begrenzt, steht in einem Informationspapier des Arbeitgeberverbands BDA. Darunter sind dann auch 50 Dosen des Vakzins von Johnson & Johnson (J&J), welche die Betriebsärzte erstmals ordern können.

Bislang wird an die Betriebsärzte nur das Präparat von Biontech/Pfizer geliefert. Der J&J-Impfstoff hat den Vorteil, dass er nur einmal verimpft werden muss. Dieses Vakzin wird hierzulande nur für Über-60-Jährige empfohlen, kann nach Beratung mit dem Betriebsarzt aber auch an jüngere Mitarbeiter verabreicht werden.

Die Betriebsärzte erwarten erst zum Monatsende mehr Lieferungen an die Firmen. Bis dahin müssen sie intern priorisieren, obwohl die allgemeine Impfpriorisierung seit Montag aufgehoben ist. Die meisten Firmen, etwa der Intralogistik-Spezialist Jungheinreich und der Heizungsbauer Viessmann, wollen mit den je 500 Dosen, die diese Woche angekommen sind, zuerst ihre Produktionsmitarbeiter impfen. Bei der Lufthansa sollen zunächst Piloten und Flugbegleiter immunisiert werden. Die Airline hat 2000 Dosen erhalten.

Doch nicht alle Firmen geben eine Reihenfolge vor: Beim Energieversorger RWE etwa lautet die Devise: Wer zuerst einen Termin ergattern konnte, wird zuerst geimpft. Und beim Wohnungsriesen Vonovia entscheidet ein Zufallsgenerator unter Mitarbeitern mit Kundenkontakt darüber, wer zuerst geimpft wird.

Wo die Impfungen gestartet sind, herrscht vor allem Erleichterung, teilt etwa BMW mit. Und auch bei Viessmann ist man weiter zuversichtlich: Impfungen seien das „wesentliche Mittel“ gegen die Pandemie. Doch alle Beteiligten brauchen weiterhin vor allem eines: Geduld.

Mehr: Antworten auf die wichtigsten Fragen: Was Firmen und Beschäftigte zum Impfen im Betrieb wissen müssen

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1 Kommentar zu "Covid-Impfungen: Lahmer Impfstart in Betrieben: Drei Dax-Konzerne haben noch keinen Impfstoff bekommen"

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  • Die Impfungen in den Betrieben werden genau so wie schon Anfang des Jahres die Impfungen durch die Impfzentren und vor ein paar Wochen die Impfungen durch die Hausärzte lahmen.

    Der Hintergrund ist einfach, es gibt einfach nicht genug Impfstoff. Mit den Kapatzitäten der Impfzentren bzw. Hausärtze hätten man schon längst das Land impfen können. Aber es gibt einfach zu wenig Impfstoff bzw. auch Impfstoff den teils verständlicherweise niemand will.

    Der Politiker lacht natürlich da er mit jeder Ankündigung wir machen jetzt dies und wir machen jetzt das vom eigenen Fehler ablenkt, Zeit gewinnt sein Versagen zu korrigieren in der Hoffnung man findet andere Schuldige.

    Hätte man aber Größe gehabt, die Karten von vorne an auf den Tisch gelegt, "wir haben nicht genug Impfstoff besorgt weil wir die Sache falsch eingeschätzt haben..., bitte helft zusammen und bleibt geduldig" hätte man keine Hoffnungen, Ärger, Enttäuschungen geschürt. Aufbau, Betrieb, Organisation von uneffektiven Impfstrategien, die nach 4 Wochen wieder über den Haufen geworfen wurden weil das Basisproblem (zu wenig Impfstoff) sich nicht verändert hat, hätte viel Geld gespart.

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