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Deutsche MBA-Anbieter Lieber ins Ausland

Renommierte Business-Schools, die international mitspielen, gibt es mittlerweile auch in Deutschland. Für die großen Konzerne hierzulande sind sie aber nicht immer die erste Wahl, wie eine Umfrage zeigt.
29.07.2016 - 16:44 Uhr Kommentieren
Annemarie Heyl, Gründerin von Kale & me  Quelle: Pressebild
Annemarie Heyl

Eigenes Unternehmen statt Beraterjob.

(Foto: Pressebild)

Düsseldorf Annemarie Heyl ist Tochter eines Familienunternehmers und hat nach dem Bachelor drei Jahre im väterlichen Unternehmen gearbeitet, bevor sie für ihr Managementstudium mit Abschluss Master of Business Administration (MBA) nach Leipzig zog. Nach ihrem Abschluss an der HHL Leipzig Graduate School of Management 2015 wollte sie eigentlich in eine Restrukturierungsberatung gehen und später „nach Hause“, sprich in die Firma des Vaters in Thüringen. „Im Familienunternehmen – damals in einer Schieflage – hatte ich erlebt, wie schwierig die Kommunikation zwischen Beratern und Mittelständlern oft ist“, sagt die 29-Jährige. Es kam anders. Heyl wurde Unternehmerin – allerdings im eigenen Start-up.

Seit einem Jahr vertreibt sie zusammen mit zwei ehemaligen Kommilitonen unter dem Label Kale & Me kalt gepresste Säfte und Saftkuren. Nicht in Thüringen, sondern in Hamburg. Sie hatte kurz damit geliebäugelt, für den MBA ins Ausland zu gehen. Dann aber wurde ihr klar: „Für mich ist es unglaublich wichtig, ein Netzwerk in Deutschland zu haben. Was bringt mir dann ein Studium in den USA an einer Hochschule mit einem tollen Titel, wenn ich mich dafür aber immens verschulden muss und Freunde finde, die später in der ganzen Welt zu Hause sind?“

Nicht nur deshalb fiel die Wahl auf die HHL. Sie gehört zu einer Handvoll Business-Schools im Land, die zu den besten der Welt aufschließen wollen. Mannheim Business School, ESMT in Berlin, WHU – Otto Beisheim School, Frankfurt School, ESCP Berlin und eben die HHL setzen auf internationale Gütesiegel, Platzierungen in den globalen Rankings und Studenten aus aller Welt. Seit kurzem will auch die Universität Köln in dieser Liga mitspielen. Lange hatten diese Anbieter ein Wahrnehmungsproblem. Denn der MBA hat in Deutschland keine Tradition, erst seit 1990 gibt es das praxisnahe Managementstudium hier überhaupt. Hinzu kommt: Immer mehr Hochschulen haben auf den Abschluss gesetzt, 130 sind es laut dem „Report MBA Studium 2016“. 260 MBA-Studiengänge gibt es im Land – viele an Fachhochschulen und so spezialisiert, dass die Frage erlaubt sein muss, ob das wirklich MBA-Programme sind, die generalistisches Managementwissen vermitteln.

Immer wieder ist daher von einer Entwertung des Abschlusses die Rede. Wie etabliert also ist der MBA in der Wirtschaft? Das Handelsblatt hat die 30 Dax-Konzerne und weitere große Unternehmen gefragt, ob und wenn ja von welchen Hochschulen sie Absolventen einstellen. Nicht alle konnten oder wollten diese Frage beantworten. Bei denen, die es taten, zeigt sich: In vielen Konzernen ist der MBA angekommen, auch wenn sich Stellenausschreibungen in der Regel allgemein an Masterabsolventen und nicht speziell an MBAler richten. Gegen die Konkurrenz aus Europa und den USA kommen die hiesigen Business-Schools aber nicht immer an. Manchmal nicht einmal gegen die Fachhochschule vor Ort.

Der Chemieriese Bayer etwa stellt hierzulande jährlich 20 bis 30 MBA-Absolventen ein, Computerhersteller Fujitsu um die zehn, beim Autozulieferer Continental waren es 2015/2016 90 neue Kollegen, die mal einen MBA gemacht haben. Etliche Firmen betonen, sie hätten keine bevorzugten Hochschulen. Besonders hoch ist der Anteil traditionell in den Beratungen. Jeder zehnte Einsteiger bei McKinsey in Deutschland hat den Abschluss. Die Beratung ist am französischen Insead, der Harvard Business School, der spanischen IESE, der London Business School, der HHL und der WHU sehr aktiv, um Talente zu finden.

Mehr als ein Auslandssemester

Kommen deutsche Anbieter für Berater also so gut wie nicht infrage? Comatch, ein Marktplatz für selbstständige Berater, hat sich die 1000 Experten in seinem Pool mal genauer angeschaut. Mehr als 17 Prozent der Berater haben einen MBA, bei den Hochschulen sind Deutschland und die USA fast gleichauf, gefolgt von Großbritannien und der Schweiz.

Etliche Unternehmen unterstützen aber auch talentierte Mitarbeiter, die einen MBA anstreben – meist in berufsbegleitenden Programmen. Einige Konzerne setzen dabei auf Fachhochschulen. Der Pharmahersteller Merck etwa fördert aktuell 14 Mitarbeiter in Deutschland, an der Hochschule Darmstadt, der Graduate School Rhein-Neckar und der privaten Hochschule AKAD. „Grundsätzlich empfehlen wir, die Angebote unserer Kooperationspartner zu nutzen, weil wir von deren Qualität überzeugt sind“, sagt ein Sprecher. Beim Executive MBA für erfahrene Führungskräfte setzt Merck auch auf renommierte internationale Anbieter. 2016 gibt es Verträge mit der britischen Ashridge, der London Business School, der Schweizer Universität St. Gallen, aber auch mit Mannheim und der WHU.

Die Bahn hat ebenfalls engere Beziehungen zu Anbietern in Deutschland. Eine Sprecherin nennt die Fachhochschule ESB Reutlingen sowie die ESMT in Berlin, die 25 Unternehmen und Verbände gegründet haben. Bei BASF-Mitarbeitern wiederum, die einen MBA oder EMBA anstreben, stehen vor allem Hochschulen im Rhein-Neckar-Raum im Fokus: die Mannheim Business School, die Hochschule Ludwigshafen sowie die Graduate School Rhein-Neckar. Die drei sind von ihrer Ausrichtung her allerdings kaum vergleichbar.

Bayer arbeitet für den MBA, den die Absolventen eines eigenen dualen Studienprogramms erwerben können, mit der School of Management im britischen Bradford, der Nanyang Business School in Singapur, der Katz School in Pittsburgh, dem spanischen IE in Madrid sowie der CEIBS in Schanghai zusammen. Beim Executive MBA (EMBA) kooperiert der Chemie- und Pharmakonzern etwa mit dem IMD in Lausanne, der ESADE in Barcelona und der Harvard Business School. Man arbeite aber auch mit der ESMT und der Uni Köln zusammen, die einen EMBA mit der holländischen RSM anbietet, so ein Sprecher.

„Deutsche Business-Schools wie WHU und HHL sind attraktiv, beim MBA entscheiden sich unsere Mitarbeiter aber oft für das Ausland“, sagt auch Carsten Baumgärtner, Partner und Chefrecruiter bei der Beratung BCG. Das französische Insead, die spanische ESADE, die britische LSE, die US-Universitäten Harvard, Columbia oder Stanford seien sehr beliebt. Sie hätten eine längere Historie und seien internationaler.

Exportschlager ohne Heimvorteil

Wer aber studiert dann im Vollzeit-MBA an den international renommierten Business-Schools in Deutschland? Es sind vor allem Menschen aus dem Ausland. An der HHL hatten zuletzt 70 bis 90 Prozent der Vollzeit-MBA-Jahrgänge keinen deutschen Pass, an der ESMT waren es meist um die 90 Prozent.

Und wo kommen diese Absolventen unter? Wer für den MBA vom Chef unterstützt wurde, geht meist zurück in die alte Firma. Um die anderen muss man sich in der Regel auch keine Sorgen machen: Sieben bis neun von zehn Vollzeit-MBA-Studenten finden in weniger als drei Monaten einen Job. Und das zum Großteil in Deutschland. An der Mannheim Business School haben 2011 bis 2015 im Schnitt nur 34 Prozent der Studenten vor dem MBA in Deutschland gearbeitet, nach Abschluss waren es 75 Prozent.

Es gibt Firmen, die immer wieder an den Business-Schools rekrutieren. In Mannheim sind das etwa der Softwarekonzern SAP, Bosch, der Pharmakonzern Roche, die Beratung Accenture und der Autobauer GM. An der HHL haben der Versicherer Allianz, der Start-up-Förderer Hit-Fox, Puma und Bertelsmann bisher die meisten Absolventen eingestellt, an der WHU waren es im Jahr 2015 Accenture, Bayer und BCG. Michael Szadurski hat in seinem MBA an der ESMT die Erfahrung gemacht: „Die Unternehmen kommen zu den Studenten, nicht die Studenten zu den Unternehmen.“ Ihn betraf das nicht, er ging zu seinem alten Arbeitgeber Eon zurück.

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