Frauen im Vorstand „Entwicklung gleicht einem Ritt auf der Schnecke“

Beim Frauen-Anteil in Vorständen und Aufsichtsräten gibt es kaum Fortschritte.
Berlin Der Frauenanteil in den Spitzengremien großer deutscher Unternehmen steigt weiterhin nur langsam. Das ergab das neue „Managerinnen-Barometer“ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Demnach erhöhte sich der Frauenanteil in den Vorständen der 200 umsatzstärksten Firmen und Konzerne im vergangenen Jahr um weniger als einen Prozentpunkt auf sechs Prozent. Besser sah es in den Aufsichtsräten aus. Aber auch dort lag der Anteil der mit Frauen besetzten Positionen nur bei 20 Prozent.
„Die Entwicklung gleicht einem Ritt auf der Schnecke“, erklärte Elke Holst, Forschungsdirektorin für Gender Studies am DIW. Wenn die Frauenanteile weiterhin in dem Tempo der vergangenen zehn Jahren stiegen, werde es noch 86 Jahre dauern, bis genauso viele Frauen wie Männer in den Vorständen der Top-200-Unternehmen säßen. In den Aufsichtsräten wäre das immerhin in 25 Jahren geschafft.
Die Autorinnen der im DIW-Wochenbericht veröffentlichten Untersuchung betonten, dass nicht alle Unternehmen dabei über einen Kamm geschoren werden könnten. Einige seien deutlich ambitionierter als andere. So habe ein nicht unerheblicher Teil der in den Börsenindices Dax, Mdax, Sdax und Tecdax gelisteten Firmen sowie der Unternehmen mit Bundesbeteiligung zumindest in ihren Aufsichtsräten bereits einen Frauenanteil von 30 Prozent oder mehr.
Das gilt allerdings nicht für den Finanzsektor, dem die Expertinnen mit Blick auf die Ausgewogenheit in ihren Chefetagen ein schlechtes Zeugnis ausstellten. In den Vorständen von Banken und Versicherungen lag der Frauenanteil demnach im vergangenen Jahr nur bei acht beziehungsweise neun Prozent, in den Aufsichtsräten bei gut 21 beziehungsweise 19 Prozent.