Gehaltsvergleich Großstadt oder angrenzender Landkreis: Wo bleibt mehr Geld zum Leben?

Nicht nur in der deutschen Hauptstadt Berlin lohnt sich der Umzug ins Umland auch finanziell.
Düsseldorf In Deutschlands Großstädten steigen Mieten und Immobilienpreise auch in der Coronakrise immer weiter. Gleichzeitig ist für viele Beschäftigte der Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden pandemiebedingt zum Alltag geworden.
Weil auch Homeoffice ein wichtiger Bestandteil der modernen Arbeitswelt bleiben dürfte, erwägen derzeit immer mehr Menschen einen Umzug – von der Stadt aufs Land. Einer Bitkom-Befragung nach würde jeder fünfte Berufstätige seinen Wohnort wechseln, wenn er künftig größtenteils daheim arbeiten könnte.
Und tatsächlich ist gerade für junge Familien das Leben in der ländlichen Idylle attraktiv. Und ein Umzug aufs Land kann sich auch finanziell lohnen. Denn Mieten, Immobilienpreise und Lebenshaltungskosten sind dort für gewöhnlich niedriger als in den Metropolen. Wer da ein gutes Gehalt mitbringt, hat jeden Monat einige Hundert Euro mehr auf dem Konto zum Sparen oder Anlegen.
Doch wo lohnt sich der Umzug aufs Land? Die Jobplattform Stepstone hat dazu für die zehn größten Städte Deutschlands eine Übersicht erstellt, die die Durchschnittsgehälter und Lebenshaltungskosten in den Metropolen mit den Gehältern und Ausgaben in den angrenzenden Landkreisen vergleicht. Die Übersicht zeigt, wo sich eine Stadtflucht besonders lohnt und wo eher nicht.
Insgesamt liegen der Auswertung 128.000 Gehaltsdaten sowie die Miet- und Lebenshaltungskosten (etwa für Transport, Nahrungsmittel und Freizeit) in knapp 400 Städten und Landkreisen zugrunde.
Hier ist die Liste mit den zehn größten Städten Deutschlands – absteigend sortiert nach ihrer Einwohnerzahl.
Berlin vs. Landkreis Oder-Spree

Arm, aber sexy – so nannte Ex-Bürgermeister Klaus Wowereit die Hauptstadt einst. Inzwischen ist das Leben in Berlin teuer geworden.
Wem der Trubel in der Hauptstadt zu viel wird, der kann im Berliner Umland nicht nur ruhiger, sondern auch deutlich günstiger leben. In Berlin kommt ein Durchschnittsverdiener auf 54.388 Euro brutto im Jahr. Das ist nicht gerade üppig, wenn man den Bundesdurchschnitt von 58.758 Euro zum Vergleich heranzieht.
Gleichzeitig ist das Leben in der Hauptstadt teuer. Nach Abzug aller Kosten bleiben einem durchschnittlich verdienenden Hauptstadtbewohner am Monatsende nur etwa 250 Euro in der Tasche.
Betrachtet man die benachbarten Landkreise, kommt der Landkreis Oder-Spree als günstigere Alternative in Betracht: Das Jahresdurchschnittsgehalt von rund 52.500 Euro brutto liegt nur minimal unter dem in Berlin. Dafür sind die Lebenshaltungskosten erschwinglicher als in der Hauptstadt.
Unterm Strich bedeutet das: Mit gut 600 Euro bleibt am Monatsende im Landkreis Oder-Spree mehr als doppelt so viel übrig wie in Berlin. Und der Kreis dürfte weiter an Attraktivität gewinnen: In der Region baut Elektropionier Tesla derzeit seine Gigafactory.
- Bruttojahresgehalt in Berlin: 54.388 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2471 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 249 Euro
- Bruttojahresgehalt im Landkreis Oder-Spree: 52.495 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2016 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 609 Euro
Hamburg vs. Landkreis Stade

Ein Umzug ins Umland kann sich finanziell durchaus lohnen. Vor allem der Landkreis Stade bietet ein gutes Verhältnis aus hohen Einkommen und niedrigen Lebenshaltungskosten.
Mit einem Gehalt von 59.111 Euro brutto im Jahr und Lebenshaltungskosten von rund 2614 Euro monatlich bleiben den Hamburgern an Ende eines jeden Monats 341 Euro zur freien Verfügung. Finanziell besser geht es da Arbeitnehmern im Landkreis Stade.
Auch wenn das Gehalt dort im Schnitt ein Zehntel niedriger ist als in der Hansestadt, bleibt einem Durchschnittsverdiener im Kreis unterm Strich mehr als einem Hamburger – und zwar genau 243 Euro mehr. In der nur eine Autostunde entfernten Region hat beispielsweise der Flugzeugbauer Airbus ein Werk.
- Bruttojahresgehalt in Hamburg: 59.111 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2614 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 341 Euro
- Bruttojahresgehalt im Landkreis Stade: 52.459 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2020 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 584 Euro
München vs. Landkreis Freising

Nicht nur die bayerische Landeshauptstadt ist teuer – auch im Münchener Umland sind die Lebenshaltungskosten vergleichsweise hoch.
Die bayerische Landeshauptstadt ist als teures Pflaster bekannt. Aber auch im Münchener Umland ist das Leben nicht gerade günstig. Ein Umzug lohnt sich laut der Stepstone-Auswertung nur bedingt.
So ist das Verhältnis aus Einkommen und Ausgaben im benachbarten Landkreis München sogar so schlecht, dass rechnerisch gerade einmal acht Euro im Monat zum Sparen übrig bleiben. Am besten kommen Umziehwillige noch im Landkreis Freising weg. Dort bleiben Arbeitnehmern im Schnitt immerhin 490 Euro vom Monatslohn.
- Bruttojahresgehalt in München: 67.404 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 3123 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 248 Euro
- Bruttojahresgehalt im Landkreis Freising: 59.003 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2460 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 490 Euro
Köln vs. Rhein-Kreis Neuss

Eine günstige Alternative zur Domstadt ist der benachbarte Rhein-Kreis Neuss.
In Nordrhein-Westfalens größter Stadt bleiben Durchschnittsverdienern am Monatsende rund 597 Euro – bei einem Bruttojahresgehalt von 60.761 Euro. Im Vergleich dazu steht der Rhein-Kreis Neuss deutlich besser da. Obwohl Arbeitnehmer hier weniger verdienen, bleiben ihnen am Ende des Monats 234 Euro mehr als in Köln – den günstigen Lebenshaltungskosten sei Dank.
- Bruttojahresgehalt in Köln: 60.761 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2441 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 597 Euro
- Bruttojahresgehalt im Rhein-Kreis Neuss: 58.326 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2086 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 831 Euro
Frankfurt am Main vs. Main-Kinzig-Kreis

Die hessische Bankenmetropole ist die deutsche Großstadt mit den höchsten Gehältern.
Mit einem Bruttojahresgehalt von 70.974 Euro führt die hessische Finanzmetropole zwar die Top Ten der deutschen Großstädte an. Und auch trotz der happigen Mieten in Frankfurt bleibt den Arbeitnehmern in der Bankerstadt mit rund 700 Euro monatlich mehr Geld zur Verfügung als in vielen anderen Großstädten.
Im Main-Kinzig-Kreis sieht das Verhältnis von Gehalt und Lebenshaltungskosten jedoch noch etwas besser aus. Hier verdienen die Menschen zwar jährlich gut 10.000 Euro weniger als in Frankfurt – dafür bleibt monatlich aber auch fast ein Viertel mehr im Portemonnaie übrig.
- Bruttojahresgehalt in Frankfurt: 70.974 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2849 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 700 Euro
- Bruttojahresgehalt im Main-Kinzig-Kreis: 60.273 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2104 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 910 Euro
Stuttgart vs. Landkreis Böblingen

Raus aufs Land? Das lohnt sich finanziell gesehen für Bewohner der Landeshauptstadt Baden-Württembergs nur bedingt.
Aufs Land ziehen ist in der Region um Stuttgart finanziell gesehen nur bedingt attraktiv. Ein Durchschnittsverdiener in Baden-Württembergs Landeshauptstadt kommt brutto auf 66.444 Euro im Jahr. Das ist ordentlich. Doch die Lebenshaltungskosten schlagen in Stuttgart stark zu Buche, allen voran die Mietpreise.
Im Umland ist die Lage allerdings nicht viel besser. Der Landkreis Böblingen etwa ist zwar etwas günstiger zum Leben, aber das Einkommen ist im Schnitt mit 62.827 Euro Bruttojahresgehalt auch niedriger als in Stuttgart. Am Monatsende hat man in Böblingen nicht einmal 100 Euro mehr in der Tasche. Ob allein dafür ein Umzug lohnt, ist fraglich.
- Bruttojahresgehalt in Stuttgart: 66.444 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2700 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 623 Euro
- Bruttojahresgehalt im Landkreis Böblingen: 62.872 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2425 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 716 Euro
Düsseldorf vs. Kreis Mettmann

Gehälter und Lebenshaltungskosten stehen in einem günstigen Verhältnis in NRWs Landeshauptstadt – doch im Umland lässt es sich noch einmal deutlich günstiger leben.
856 Euro bleiben den Bewohnern der Rheinmetropole im Schnitt jeden Monat übrig – damit liegt die Landeshauptstadt Düsseldorf vor dem großen Nachbarn Köln. Wer über einen Umzug in angrenzende ländliche Regionen nachdenkt, könnte der Stepstone-Auswertung zufolge im Kreis Mettmann glücklich werden. Mit einem nur leicht geringeren Durchschnittsgehalt bleibt Arbeitnehmern dort jeden Monat etwa ein Sechstel mehr vom Gehalt als in Düsseldorf.
- Bruttojahresgehalt in Düsseldorf: 63.700 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2329 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 856 Euro
- Bruttojahresgehalt im Landkreis Mettmann: 60.322 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 2014 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 1002 Euro
Leipzig vs. Landkreis Nordsachsen

In Leipzig sind die Gehälter so niedrig wie in keiner anderen Großstadt. Aber: Das Leben in der sächsischen Metropole ist so günstig, dass selbst ein Umzug ins Umland finanziell gesehen keinen Sinn ergibt.
Leipzig ist unter den Metropolen das Schlusslicht in Sachen Gehalt. Nur rund 47.911 Euro im Jahr verdienen die Leipziger im Durchschnitt. Mit 760 Euro im Monat bleibt dennoch vergleichsweise viel Geld am Ende des Monats zur freien Verfügung.
Das zeigt sich auch im Vergleich zum Umland: Sowohl im Landkreis Nordsachsen als auch im Burgenlandkreis ist das Gehalt deutlich geringer – und die Lebenshaltungskosten sind sogar höher. In der sächsischen Metropole schlägt die Großstadt also das Umland.
- Bruttojahresgehalt in Leipzig: 47.911 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 1635 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 760 Euro
- Bruttojahresgehalt im Landkreis Nordsachsen: 43.479 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 1664 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 510 Euro
Dortmund vs. Landkreis Unna

Ein Umzug in einen benachbarten Landkreis lohnt sich für Bewohner der Ruhrgebietsstadt finanziell gesehen kaum.
Auch in Deutschlands neuntgrößter Stadt Dortmund lohnt sich ein Umzug ins Umland aus finanzieller Sicht kaum. Denn in der Ruhrgebietsstadt ist das Verhältnis von Gehalt und Lebenshaltungskosten sehr gut. Von den rund 57.373 Euro brutto Durchschnittsgehalt bleiben jeden Monat rund 950 Euro übrig.
Im benachbarten Landkreis Unna ist das Verhältnis von Gehalt und Lebenshaltungskosten auf einem ähnlichen Niveau wie in Dortmund. Ein Umzug aus finanzieller Sicht lohnt daher eher nicht.
- Bruttojahresgehalt in Dortmund: 57.373 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 1919 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 950 Euro
- Bruttojahresgehalt im Landkreis Unna: 54.202 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 1732 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 978 Euro
Essen vs. Ennepe-Ruhr-Kreis

So günstig wie in der Ruhrmetropole lebt es sich selbst im Umland nicht.
Die Ruhrmetropole bietet unter den deutschen Großstädten das beste Einnahmen-Ausgaben-Verhältnis. Ein Durchschnittsverdiener kommt in Essen jährlich auf 61.836 Euro brutto. Dem stehen geringe Lebenshaltungskosten von etwas mehr als 1800 Euro gegenüber.
Das führt am Ende dazu, dass die Essener im Schnitt nach Abzug aller wichtigen Ausgaben fast 1300 Euro pro Monat übrighaben. Günstiger lebt es sich auch im Umland nicht.
- Bruttojahresgehalt in Essen: 61.836 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 1812 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 1280 Euro
- Bruttojahresgehalt im Ennepe-Ruhr-Kreis: 55.245 Euro
- Lebenshaltungskosten (monatlich): 1810 Euro
- Das bleibt am Monatsende übrig: 953 Euro
Was das Ranking für Arbeitgeber bedeutet
Ein Blick auf das Ranking zeigt: Unternehmen und Personalverantwortliche müssen herausfinden, was ihren Mitarbeitern besonders am Herzen liegt und ihre Talentstrategie daraufhin anpassen. „Während der eine einen möglichst kurzen Arbeitsweg sucht und zentral in der Stadt nahe seines Arbeitgebers wohnen möchte, ist für den anderen auch ein weiter entfernter Arbeitgeber attraktiv – flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Möglichkeiten und Jobtickets oder Dienstwagen sei Dank“, sagt Arbeitsmarkt-Experte Tobias Zimmermann von Stepstone.
Für Unternehmen sei es daher wichtig, diese Vorteile von Beginn an zu benennen, um direkt die richtigen Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen und für sich zu gewinnen.
Mehr: Interaktive Karte – In diesen Regionen bleibt Ihnen das meiste Geld zum Leben
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Abschreiben ist halt leichter als sich eigene Gedanken zu machen! Dass auf dem Lande bei einem Unfall oder Herzinfarkt kein Sanka innerhalb von 6 Minuten vor der Tür steht und kein Großklinikum der Stufe 1 da ist, sondern man 30-50 Minuten alleine ist und dann ein zufällig diensthabender Orthopäde den Notfall im "Kleinstkrankenhaus" behandelt wird nicht bewertet. Daß die C02 Steuer die tausende Fahrten von un zum Kindergarten, Sport und sonstigen Aktivitäten der Kinder über die Maßen belastet - von dem nötigen Zweitwagen ganz abgesehen...............