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Der moderne Mann Das Geheimnis des Billighotels

Herr K. befindet sich für einen Workshop in Berlin und übernachtet in einem Hotel. In seinem Zimmer bemerkt er den eklatanten Unterschied zwischen einem Sternehotel und einem Billighotel – und wird leicht depressiv.
26.08.2016 - 13:54 Uhr 1 Kommentar
Herr K. schreibt auf Handelsblatt Online über den Alltag des modernen Manns. Anregungen bitte an:  herr.k@handelsblatt.com
Herr K. – der moderne Mann

Herr K. schreibt auf Handelsblatt Online über den Alltag des modernen Manns. Anregungen bitte an: [email protected]

Herr K. sitzt in einer kleinen Motel-One-Wabe und könnte zufrieden sein. Alles ist perfekt. Das Ambiente, die Zimtschnecken vorhin beim Frühstück und vor allem der Preis: 75 Euro für ein Zimmer direkt am Berliner Alexanderplatz. Eigentlich unmöglich. Und das ist das Problem, das Herrn K. jetzt in leichte Depressionen stürzt: Diese Hotel-Maschine will ja gerade Leuten wie ihm gefallen und präsentiert sich dabei in einer brutalen Effizienz, die ihm unheimlich ist.

Herrn K. stört dabei nicht, dass die Wahl einer adäquaten Übernachtungsmöglichkeit längst nicht mehr der Führungskraft obliegt, sondern einem nicht näher definierten Teamspirit. Man ist als Firma ja immer auch Familie. Deshalb darf Papa nicht feudal residieren, während Tante Käthe oder die grenzdebilen Neffen im Ibis hausen, wenn es zum gemeinsamen Workshop geht. Und diese Hotelkette beherzigt genau das: Sie gibt dem Fußvolk das Gefühl, in einem sehr okayen Domizil untergebracht zu werden und liefert dem gehobenen Management wie Herrn K. zugleich die Möglichkeit, sich als ebenso sparsam wie leutselig verkaufen zu können, ohne sich vor abgeschrappten Kunstledermöbeln oder Kleinstlebewesen ekeln zu müssen.

Um dieses Preis-Leistungs-Kunststück hinzukriegen, wird jeder unnötige Kostenfaktor weggelassen. Mülleimer, Minibar, Bügeleisen - alles weg. Reduce to the max. Was man nicht sieht, fällt einem nicht auf, wenn es fehlt. Das gilt auch für die in anderen Hotels üblichen Frühstücksspeisen wie Würstchen oder Rührei. Gibt‘s hier nicht. Kostet wahrscheinlich nur Geld und sieht ja eh oft wie schon gegessen aus. Herr K. wird den Verdacht nicht los, dass er irgendwann das Rührei auf dem Büfett der deutschen Wirtschaft werden könnte.

Schließlich ist mittlerweile überall Umbruch und Revolution. Mobilität hieß einst Pferdekutsche, bevor das Auto kam, und demnächst klatschen Google oder Tesla vielleicht VW an die Wand. Ein 16-Jähriger bastelt womöglich an einer App, die Siemens überflüssig macht. Oder ein Algorithmus, den gerade eine Kita-AG hier in Berlin-Mitte entwickelt, ersetzt schon morgen Herrn K. Weil er immer Rührei bleibt, während die anderen längst Zimtschnecke sind.

Aber bevor er jetzt zu melancholisch wird, geht er lieber nach unten. Er soll zum Abschluss des Workshops ein Impuls-Referat halten. Herr K. wird mit seinem Team diskutieren, ob sie Pferdedroschke sein wollen oder Tesla. Und dass man gelegentlich auch Rührei ist im Leben. Sie werden ihn nur so semi verstehen. Aber das finden sie ganz süß an ihm. Manchmal. Er ist so ... Achtziger.

Als Herr K. Abitur machte, waren Computer noch etwas für die komischen Typen aus der Informatik AG. Damals kriegten die kein Mädchen ab, heute kontrollieren sie Hidden Champions im Bereich Business Solutions mit Standorten auf drei Kontinenten. Es gab noch keine Smartphones, kein Internet, keine Generation Y, nur Kassettenrecorder, Wählscheibentelefone und sogar die DDR. Patchwork war allenfalls Omas Auslegeware. Herr K. ist - beruflich wie privat - bisweilen irritiert von dieser sich rasant verändernden Welt, will sich aber nichts anmerken lassen. Er ist jetzt in einem Alter, in dem es um letzte Fragen geht: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und wie viel Bonusmeilen gibt's auf dem Weg dorthin? Diese Kolumne will künftig die Antworten liefern. Anregungen für Herrn K. bitte an: [email protected] oder folgen Sie Herrn K. auf Twitter: @herrnK

Die besten Kolumnen vom modernen Mann sind am 26. August im Gabal Verlag erschienen (14,90 Euro) – samt neuen Texten und allen Hintergründen rund um Herrn K. Hier können Sie das Buch zur Kolumne bestellen: kaufhaus.handelsblatt.com/herrk.

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1 Kommentar zu "Der moderne Mann: Das Geheimnis des Billighotels"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • DER MODERNE MANN
    Das Geheimnis des Billighotels
    von:
    Herr K.
    Datum:
    26.08.2016 13:54 Uhr
    Herr K. befindet sich für einen Workshop in Berlin und übernachtet in einem Hotel.


    .....

    Bis die Bundesregierung Unterkünfte für Asylanten benötigt und solche Hotels vollens und komplett anmieten !

    :-)))

    Für Hartz4 Empfänger würde die gleiche deutsche Regierung nichts anmieten !


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