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Der moderne Mann Sie Dödel oder du Dödel?

Die unternehmensinterne Kommunikation kann eine Herausforderung sein. Herr K. meint die Stolperfallen zu kennen, doch manchmal überfordert auch ihn der zwischenmenschliche Kontakt – dem Kulturwandel sei Dank.
10.06.2016 - 16:17 Uhr
Herr K. schreibt auf Handelsblatt Online über den Alltag des modernen Manns. Anregungen bitte an:  herr.k@handelsblatt.com
Herr K. – der moderne Mann

Herr K. schreibt auf Handelsblatt Online über den Alltag des modernen Manns. Anregungen bitte an: [email protected]

Wer duzt wen in der Firma und warum? Diese Frage wird umso dringlicher, als das „Du“ mittlerweile zum sehr angesagten „Kulturwandel“ gehört, den jede Firma braucht ... Sei es im Bereich Maschinenbau, Finanzdienstleistungen oder Spiralnudel-Import aus sicheren Herkunftsländern.

Kulturwandel bedeutet, dass Herr K. gerade mit einem Dutzend Mitarbeitern auf gelben, blauen und roten Pezzibällen in einem fensterlosen Konferenzraum sitzt und sich unter dem Motto „Alles muss raus!“ von einer patenten Mittfünfzigerin mit Doppelnamen in die hohe Kunst innerbetrieblicher Kommunikationsdefizite einweisen lässt.

Koslowski ist bereits eingenickt. Dafür redet gerade der Generation-Y-Vertreter Lasse. Er redet und redet, dass Herr K. dem gedanklichen Kalauer verfällt: Nu lasse mal gut sein. Aber dann kommt Lasse zum Ende seines Kurzvortrags (es ging um fehlende Transgender-Toiletten), und Herr K. hört gerade noch: „... was Stefan ja auch findet?“

Wahrscheinlich wissen die meisten hier gar nicht, dass Herr K. Stefan heißt. Aber da er der einzige Stefan in diesem Therapie-Zirkel zu sein scheint, hat dieser Nachwuchs-Dödel ihn offenbar gerade geduzt. Einfach so. Lasse könnte sein Sohn sein, wenn Herr K. sehr früh und ... gut, lassen wir das. Aber was soll er nun tun?

Den Neuling zurechtweisen? Auf Umgangsformen pochen? Wie uncool wäre das denn!! Dabei glaubt Herr K. fest daran, dass grundsätzlich der Ältere oder Ranghöhere das „Du“ anbieten muss. Wahrscheinlich gibt es solche Gesten auch bei Wölfen oder Berggorillas, wobei sich Herr K. andererseits nicht vorstellen kann, dass die sprachlich derart ausdifferenziert sind.

Weil zum Beispiel Frau Doktor Schwielow aus dem Vorstand deutlich jünger ist als Herr K., wird das nie was zwischen den beiden ... also jetzt rein platonisch gemeint. Er darf ihr das „Du“ nicht anbieten. Und sie ... warum sollte sie?

Dafür gibt es auf tieferen Hierarchieebenen – man kann es leider nicht anders nennen – ein paar versoffene Loser, die Herrn K. in Grund und Boden duzen. Weil sie einst miteinander in der Firma angefangen haben. Weil man auf der letzten Betriebsfeier einen zu viel gemeinsam getrunken hat. Weil die Frau von Smetek mit Herrn K.s Frau ... es gibt tausend Gründe für ein „Du“, das man irgendwann bereut. Später ähnelt das persönliche Sie-du-Mosaik oft einem sehr bunten Flickenteppich, dessen Prinzip man niemandem mehr erklären kann, nicht mal sich selbst.

Er könnte jetzt hanseatisch antworten: „Sie wissen ja, Lasse ...“ Aber das käme ihm dann auch wieder so unentschlossen vor. Also sagt Herr K. endlich: „Klar, Lasse, da bin ich fein mit“ (noch so eine Kulturwandels-Floskel), worauf Lasse ihn anschaut und stammelt: „Äh, ich hatte eigentlich von meinem Freund Stefan gesprochen. Aber dass du dich für Transgender-Toiletten aussprichst, find ich jetzt mal krass geil.“

Flickenteppich. Man kann’s niemandem erklären. Am wenigsten sich selbst.

Als Herr K. Abitur machte, waren Computer noch etwas für die komischen Typen aus der Informatik AG. Damals kriegten die kein Mädchen ab, heute kontrollieren sie Hidden Champions im Bereich Business Solutions mit Standorten auf drei Kontinenten. Es gab noch keine Smartphones, kein Internet, keine Generation Y, nur Kassettenrecorder, Wählscheibentelefone und sogar die DDR. Patchwork war allenfalls Omas Auslegeware. Herr K. ist - beruflich wie privat - bisweilen irritiert von dieser sich rasant verändernden Welt, will sich aber nichts anmerken lassen. Er ist jetzt in einem Alter, in dem es um letzte Fragen geht: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und wie viel Bonusmeilen gibt's auf dem Weg dorthin? Diese Kolumne will künftig die Antworten liefern. Anregungen für Herrn K. bitte an: [email protected] oder folgen Sie Herrn K. auf Twitter: @herrnK

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