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Homeoffice

Jobsuche „Nein, ich bin keine Extremistin“: So stark werden Bewerber mit Migrationshintergrund noch immer diskriminiert

Diskriminierung ist und bleibt Alltag im Berufsleben vieler Menschen mit Zuwanderungsgeschichte – vor allem bei der Jobsuche, zeigt eine neue Studie. Unternehmen steuern gegen.
24.08.2021 - 02:00 Uhr 1 Kommentar
Viele Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich bei der Bewerbung auf offene Stellen diskriminiert. Quelle: picture alliance / Westend61
Szene aus einem Bewerbungsgespräch

Viele Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich bei der Bewerbung auf offene Stellen diskriminiert.

(Foto: picture alliance / Westend61)

Düsseldorf Manchmal ist Diskriminierung im Bewerbungsprozess sehr einfach zu erkennen. „Sind Sie eigentlich extremistisch?“ wollte der Mitte-50-jährige Professor von einer Studentin wissen, die sich auf eine Stelle in seinem Institut bewarb. Die junge Frau hatte in ihren Unterlagen angegeben, Hindu zu sein.

„Ich war baff“, erzählt die Betroffene heute. Sie habe dann einfach gesagt: „Nein, ich bin keine Extremistin.“ Als sie die Stelle angeboten bekam, lehnte sie ab.

So krass solche Fälle klingen und so arbeitsrechtlich tabu Fragen nach Religion, Ethnie und Herkunft im Bewerbungsprozess sind: Diskriminierung ist und bleibt Alltag im Berufsleben von vielen der insgesamt gut 20 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Zu diesem Schluss kommt eine Befragung der Online-Stellenbörse Indeed, die dem Handelsblatt vorab vorlag.

Danach geben 16 Prozent der Befragten an, dass sie häufig das Gefühl haben, bei der Arbeitssuche diskriminiert zu werden. 26 Prozent fühlen sich manchmal benachteiligt, weitere 12 Prozent haben selten diesen Eindruck.

Unterm Strich lässt sich somit festhalten, dass mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Befragten schon einmal Ungleichbehandlungen bei der Jobsuche gespürt hat. Für die Indeed-Umfrage hat das Meinungsforschungsunternehmen Yougov insgesamt 502 erwerbstätige Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland befragt.

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Am häufigsten fühlten sich Betroffene demnach aufgrund ihres Namens (37 Prozent) diskriminiert. Dahinter folgen Faktoren wie Staatsangehörigkeit (31 Prozent), Geburtsort (27 Prozent) oder – wie im Fall der hinduistischen Studentin – Religion (26 Prozent).

Und: Zur Ungleichbehandlung aufgrund der Herkunftsgeschichte kommt in vielen Fällen noch geschlechterspezifische Diskriminierung hinzu. So gab bei den Männern mit Migrationshintergrund rund ein Drittel an, unfair behandelt worden zu sein. Bei den Frauen lag die Zahl der Diskriminierungen bei fast der Hälfte.

„Viele Bewerbungsverfahren sind nicht neutral. Sie sind ausgerichtet auf Männer der mittleren und oberen Gesellschaftsschicht“, sagt Martha Dudzinski, Gründungsmitglied der Swans-Initiative. Das Netzwerk aus Berlin will hochqualifizierten Frauen mit Zuwanderungsgeschichte beim Berufseinstieg helfen und bietet dafür Workshops, Webinare, Mentorings und einen Bewerbungscheck an. Auch arbeitet Swans mit mehreren großen Unternehmen zusammen.

Dudzinski sagt: „Arbeitgeber dürfen sich nicht hinter der Ausrede verstecken, es hätte sich niemand mit Zuwanderungsgeschichte beworben.“ Vielmehr sollte die Frage lauten: Wieso bewirbt sich eigentlich niemand mit Migrationshintergrund bei uns?

Namen von GmbH-Geschäftsführern: Ali erst auf Platz 69

Dabei ist eine facettenreiche Belegschaft auch für die Firmen von Vorteil. „Wir sind als ein globales Unternehmen auf Diversität und Vielfalt geradezu angewiesen, denn wir haben Geschäftsverbindungen in alle Welt“, betont Cawa Younosi, Deutschland-Personalchef bei SAP, wo Menschen aus mehr als 100 verschiedenen Nationen arbeiten.

Tatsächlich zeigen Studien immer wieder, dass sich kulturelle und internationale Vielfalt positiv auf viele Unternehmenskennzahlen und die Innovationskraft auswirken. Trotzdem schaffen es nur wenige Menschen mit Migrationshintergrund im Berufsleben bis ganz nach oben. So hatte Indeed bereits im Februar die häufigsten Vornamen von GmbH-Geschäftsführern in Deutschland veröffentlicht. Unter die ersten 70 schafften es nur zehn Frauennamen. Auf Platz 69 taucht mit Ali der erste Vorname auf, der auf einen Migrationshintergrund schließen lässt.

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Besonders große Unternehmen steuern im Bewerbungsprozess deshalb gegen. Bei den Dax-Konzernen Allianz und BASF etwa erhalten Recruiter und Führungskräfte beispielsweise spezielle Trainings, um unbewussten Vorurteilen vorzubeugen und eine objektivere Personalauswahl treffen zu können.

Die Allianz will ab Ende Oktober zudem ein neues Online-Bewerbungssystem für alle Gesellschaften der Versicherung einführen. Dieses sieht keine Angabe mehr von Geschlecht, Nationalität oder Alter vor. „Wir haben diese Felder gestrichen, weil sie schlicht keine Rolle spielen und auch nicht spielen sollen“, sagt Dominik Hahn, weltweit zuständig für Employer-Branding bei der Allianz. Beim Lebensmittelhändler Rewe wird diese Praxis in einer ähnlichen Weise schon gelebt.

Viele Befragte der Indeed-Umfrage stimmen Hahn offenbar zu. So sagte ein gutes Drittel, dass strukturierte Bewerbungsgespräche, gleiche Fragen an alle Kandidaten und Bewerbungen ohne persönliche Angaben wie Name, Geschlecht oder Nationalität helfen könnten, Diskriminierungen bei der Jobsuche entgegenzuwirken.

Mehr: Weniger Gehalt wegen Homeoffice – könnte das auch in Deutschland passieren?

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1 Kommentar zu "Jobsuche: „Nein, ich bin keine Extremistin“: So stark werden Bewerber mit Migrationshintergrund noch immer diskriminiert"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • ??? Die Hinduistin hat den Job doch angeboten bekommen??? Ganz offensichtlich will der Professor nicht Hindus, sondern nur religiöse Extremisten diskriminieren, was vollkommen in Ordnung ist.
    Der ganze Artikel klingt, als lägen hier Fakten zugrunde. Die ganze Statistik besteht aber auch "x % *fühlen* sich diskriminiert". Also alles nur realitätsferne Behauptungen. Und nein, ein Unternehmen ist nicht dafür verantwortlich, dass sich niemand mit kulturfremden Migrationshintergrund bewirbt - diese Verantwortungszuweisung ist nur eine politische Doktrin.

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