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Interview Headhunter Christoph Trah: „Können Klienten deutlich schneller Kandidaten präsentieren“

Der Berater spricht über die Personalsuche in der Pandemie – und erklärt, warum allzu lässige Kleidung beim Video-Interview die Jobchancen schmälert.
27.03.2021 - 12:17 Uhr Kommentieren
„Wir können unseren Klienten deutlich schneller Kandidatenprofile präsentieren“, sagt der Personalberater über die Personalsuche in der Pandemie. Quelle: Interconsilium
Headhunter Christoph Trah

„Wir können unseren Klienten deutlich schneller Kandidatenprofile präsentieren“, sagt der Personalberater über die Personalsuche in der Pandemie.

(Foto: Interconsilium)

Düsseldorf Früher fuhr Headhunter Christoph Trah durch die halbe Republik, um für Familienunternehmen geeignete Top-Manager zu finden. Seit einem Jahr funktioniert das in 80 Prozent der Fälle per Webcam und Telefon. „Die Prozesseffizienz hat sich dramatisch verbessert“, sagt er im Handelsblatt-Interview. Früher habe es Wochen gedauert, bis man mit Kandidaten einen passenden Termin gefunden hätte, virtuell gelinge das in wenigen Tagen.

So prognostiziert der geschäftsführende Gesellschafter der Personalberatung Interconsilium, dass auch nach dem Ende der Pandemie das Erstinterview per Video stattfinden werde. Doch „wenn sich das Kandidatenfeld auf zwei oder drei Favoriten verengt hat, kann ein virtuelles Gespräch die persönliche Begegnung nicht mehr ersetzen – gerade dann nicht, wenn wir von Vorstandspositionen sprechen“.

In den virtuellen Treffen beobachtet er, „dass sich selbst Top-Manager im Homeoffice sehr leger kleiden“. Für Trah ist das ein Minuspunkt. „Wenn wir über eine Top-Position reden, ist es auch eine Frage des Respekts, dass man sich angemessen kleidet.“

Lesen Sie hier das komplette Interview:

Herr Trah, Sie arbeiten in einer Branche, in der es besonders auf vertrauensvolle Begegnungen ankommt. Was war in der Pandemie die skurrilste Situation, die Sie in Ihrer Profession erlebt haben?
Das war bei einem der vielen Videointerviews, als während des Gesprächs mit einem Kandidaten dessen Hund bellend ins Bild lief und eine besondere Führungsstärke von meinem Gesprächspartner gefragt – und auch sichtbar wurde.

Und? Wie fanden Sie das?
Authentisch. Das gilt auch, wenn ich Kindergeschrei im Hintergrund höre. Wir erfahren jetzt viel mehr private Dinge aus dem Leben der Kandidaten – von Hunden mal ganz abgesehen. Es ist schon interessant, ob die Möbel und Bilder im Arbeitszimmer eher altbacken und düster oder modern wirken. Eine Menge lässt sich auch daran ablesen, wie die Kandidaten sich kleiden.

Ist das wichtig?
Wichtig wäre vielleicht übertrieben ausgedrückt. Aber ob jemand ein kariertes, kurzärmeliges Freizeithemd oder zumindest ein ordentliches Jackett trägt, sagt schon etwas über dessen Persönlichkeit aus. Ich habe jetzt schon oft festgestellt, dass sich selbst Top-Manager im Homeoffice sehr leger kleiden.

Der bellende Hund geht, aber das karierte Hemd nicht?
Bei der Kleiderordnung bin ich der Meinung, dass man bei Vorstellungsgesprächen vom Homeoffice aus, dieselben Maßstäbe anlegen sollte, wie man es auch in einem persönlichen Gespräch machen würde. Wenn wir über eine Top-Position reden, ist es insbesondere gegenüber dem Klienten auch eine Frage des Respekts, dass man sich angemessen kleidet.

Die erste Runde machen wir derzeit in vielen Fällen per Video. Vor Corona wäre das gerade bei Familienunternehmen undenkbar gewesen. Christoph Trah

Lassen sich die Videotools auch derart gewinnbringend einsetzen, dass persönliche Treffen grundsätzlich an Bedeutung verlieren?
Zumindest die Prozesseffizienz hat sich dramatisch verbessert. Wir können unseren Klienten deutlich schneller Kandidatenprofile präsentieren. Wenn ich Kandidaten anspreche, habe ich heute binnen weniger Tage ein Videogespräch mit ihnen. Bei persönlichen Interviews mit global tätigen Kandidaten dauerte es vorher manchmal Wochen, bis wir einen passenden Termin für ein Treffen gefunden hatten. Insbesondere das Erstinterview lässt sich für uns wunderbar per Video realisieren.

Und dann?
Wenn sich das Kandidatenfeld auf zwei oder drei Favoriten verengt hat, kann ein virtuelles Gespräch die persönliche Begegnung nicht mehr ersetzen – gerade dann nicht, wenn wir von Vorstandspositionen sprechen. In den fortgeschrittenen Gesprächen geht es ja auch stark um die jeweilige Persönlichkeit, um deren Haltung und Werteverständnis. Da, das zeigt meine Erfahrung, muss man sich persönlich sehen – derzeit eben mit Abstand und Maske.

Gilt diese Vorgehensweise auch bei der Präsentation der Kandidaten beim Auftraggeber?
Ja, da ist das ähnlich. Die erste Runde machen wir derzeit in vielen Fällen per Video. Vor Corona wäre das gerade bei Familienunternehmen undenkbar gewesen. Die finalen Runden laufen dann wieder persönlich ab – schließlich würde kein Aufsichts- oder Beirat einen Top-Manager einstellen, ohne ihn persönlich getroffen zu haben. Generell gilt: Je höher die Position ist, desto intensiver sollte auch der persönliche Austausch sein.

Geht durch das Video nicht auch etwas verloren?
Sicher macht das die Bewertung des Gegenübers anspruchsvoller. Manche Kandidaten können sich per Video viel prägnanter darstellen, andere schaffen es nicht so gut, ihre Persönlichkeit herüberzubringen. Ein vollständiges und fundiertes Bild habe ich erst nach einem echten Treffen.

Wird diese hybride Arbeitsweise aus anfänglichen virtuellen und finalen persönlichen Gesprächen auch nach der Pandemie bleiben?
Davon gehe ich aus. Sich per Video zu treffen ist mittlerweile völlig akzeptiert. Und die gesteigerte Effizienz ist ein gewichtiges Argument. Aber: Ich schätze, dass wir unseren Klienten die passenden Kandidaten nach der Krise wieder vermehrt persönlich vorstellen werden – insbesondere bei Unternehmernachfolgen und wenn wir von Top-Führungspositionen sprechen.

Einige Unternehmen haben während der Pandemie gemerkt, dass ihre Führungskräfte mit den Belastungen überfordert sind – und benötigen einen Wechsel. Christoph Trah

Gibt es eigentlich Klienten, die die Kandidatensuche bewusst auf die Zeit nach der Pandemie verschieben, weil sie auf persönliche Treffen nicht verzichten wollen?
Nein, das kann ich so nicht bestätigen. Als es vor einem Jahr den ersten Lockdown gab, liefen die bereits begonnenen Aufträge allesamt weiter. Im zweiten Quartal 2020 kam so gut wie nichts Neues hinzu – die Unternehmen waren wie in Schockstarre. Im dritten Quartal hat sich mit den sinkenden Infektionszahlen die Auftragslage wieder normalisiert. Heute kann ich sagen, dass wir durch Corona sogar zusätzliche Aufträge bekommen haben.

Ihr Geschäft hat nicht gelitten?
Unter dem Strich nicht. Einige Unternehmen haben während der Pandemie gemerkt, dass ihre Führungskräfte mit den Belastungen überfordert sind – und benötigen einen Wechsel. Die Krise zeigt bekanntlich wie unter einem Brennglas, welche Manager großen Aufgaben gewachsen sind und wer dies nicht schafft. Und da gibt es einige, für die wir nun Nachfolger suchen.

Wie oft kommt es bei Ihren Personalsuchen kurz vor dem Ziel zu unerwarteten Abbrüchen? Denken Sie nur an Ex-BMW-Chef Harald Krüger, der als Telekom-Aufsichtsrat sicher schien und dann doch abgesagt hat.
Erst letztens hatte ich einen Fall, bei dem der Kandidat kurz nach der Unterschrift umgedreht wurde, weil sein altes Unternehmen ihm ebenfalls eine Vorstandsposition unterbreitet hat. Dann gibt es zwar einen fertigen Vertrag, aber was machen Sie mit jemandem, der gar nicht kommen will? So etwas passiert sehr selten – aber es lässt sich auch bei sorgsamem Vorgehen nicht vollends vermeiden.

Herr Trah, vielen Dank für das Gespräch.

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