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Karriere Arbeitspsychologe im Interview: „Dienstreisen sind auch in Zukunft nötig“

In der Pandemie hat Vieles per Video funktioniert. Der Experte Hannes Zacher erklärt, wann künftig wieder echte Treffen angebracht sind – und wann nicht.
28.04.2021 - 19:15 Uhr Kommentieren
„Dienstreisen sind auch in Zukunft nötig“, sagt Arbeitspsychologe Hannes Zacher im Handelsblatt-Interview. Quelle: mauritius images / Jozef Polc / Alamy
Flugpassagiere

„Dienstreisen sind auch in Zukunft nötig“, sagt Arbeitspsychologe Hannes Zacher im Handelsblatt-Interview.

(Foto: mauritius images / Jozef Polc / Alamy)

Düsseldorf Die Coronakrise verändert die Reiseaktivitäten der Fach- und Führungskräfte in Deutschland nachhaltig. Die Unternehmen haben Dienstreisen nicht nur während der Pandemie auf ein Minimum reduziert. Sie planen auch dauerhaft mit deutlich weniger Reisen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Handelsblatt-Umfrage unter den 30 Dax-Unternehmen.

Am Ende der Pandemie wird es trotz der gravierenden Einschnitte weiterhin Geschäftsreisen geben. „Um längerfristige Geschäftsbeziehungen aufzubauen und zu erhalten, sind persönliche Treffen in regelmäßigen Abständen unerlässlich“, sagt der Arbeitspsychologe Hannes Zacher im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Denkbar ist, dass es künftig vor allem am Anfang und am Ende von Projekten reale Treffen geben wird, so der Experte der Universität Leipzig. „Arbeitgeber sollten eine Balance finden zwischen Reisen, die wirklich notwendig sind und virtuell ersetzt werden können.“

Lesen Sie hier das komplette Interview:

Herr Zacher, wann waren Sie zuletzt auf Dienstreise?
Ich war gestern nach einem Jahr mal wieder im Leipziger Hauptbahnhof, allerdings aus privaten Gründen. Früher bin ich beruflich viel Bahn gefahren, seit Beginn der Pandemie sitze ich nur noch in Videokonferenzen.

Die Krise hat gezeigt, dass virtuelle Treffen auch in der Geschäftswelt funktionieren. Welche Bedeutung werden diese künftig haben?
Videokonferenzen werden nach der Pandemie häufiger genutzt als davor, obwohl man ja wieder reisen könnte. Viele Firmen haben erst durch die Krise die Vorteile erkannt: Beschäftigte sparen Reisezeiten, das Unternehmen Geld. Und es ist leichter, Termine zu vereinbaren. Vieles ist einfach effizienter geworden.

Also brauchen wir künftig keine Dienstreisen mehr?
Doch! Dienstreisen werden auch in Zukunft nötig und von vielen erwünscht sein, insbesondere wenn es darum geht, Kollegen, Geschäftspartner und Kunden besser kennen zu lernen. Um längerfristige Geschäftsbeziehungen aufzubauen und zu erhalten, sind persönliche Treffen in regelmäßigen Abständen unerlässlich. Gerade zu Beginn von Projekten sollten sich Beschäftigte persönlich treffen, um Vertrauen aufzubauen. Das funktioniert digital nicht so gut, weil man Emotionen per Video nur schlecht lesen kann.

„Studien zeigen, dass persönliche Treffen generell mit höherer Kreativität und Teamleistung einhergehen als Onlinemeetings“, so der Experte der Universität Leipzig. Quelle: Swen Reichhold/Universität Leipzig
Arbeitspsychologe Hannes Zacher

„Studien zeigen, dass persönliche Treffen generell mit höherer Kreativität und Teamleistung einhergehen als Onlinemeetings“, so der Experte der Universität Leipzig.

(Foto: Swen Reichhold/Universität Leipzig)

Welche Vorteile haben persönliche Treffen noch?
Studien zeigen, dass persönliche Treffen generell mit höherer Kreativität und Teamleistung einhergehen als Onlinemeetings. Per Videokonferenzen lassen sich auch Konflikte nur unzureichend lösen.

Viele Dax-Konzerne wollen ihre Reisetätigkeiten dauerhaft reduzieren, Bayer sogar um 50 Prozent. Was halten Sie davon?
Ich finde das sehr gut. Es ist wichtig, dass sich Firmen Gedanken zur hybriden Arbeitswelt machen und es eine Mischung aus virtuellen und echten Treffen gibt. Davon profitiert nicht nur die Umwelt. Dienstreisen sind auch immer mit Stress verbunden – weniger davon sind besser für das Wohlbefinden.

Firmen sollten ihren Mitarbeitern allerdings weiterhin die Möglichkeit einräumen, Dienstreisen zu machen. Für viele Beschäftigte sind sie ein interessanter Aspekt ihrer Arbeit, weil sie so mit neuen Menschen in Kontakt kommen und andere Arbeitsumgebungen kennen lernen. Arbeitgeber sollten eine Balance finden zwischen Reisen, die wirklich notwendig sind und virtuell ersetzt werden können.

Wie sieht so eine Balance aus?
Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage nach dem richtigen Verhältnis von Dienstreisen und virtuellen Treffen. Letztere eigenen sich besser für die Klärung von einfachen Fragen und Sachverhalten, bei denen es keine oder kaum Missverständnisse geben kann. In manchen Kulturen ist es allerdings förderlicher, wenn es persönliche Geschäftstreffen gibt, das sollten Firmen in ihrer Rechnung nicht vergessen.

Ich halte es für sinnvoll, wenn Beschäftigte in ihrem Reiseantrag demnächst begründen müssen, warum die Dienstreise nicht auch virtuell stattfinden kann.

Beschäftigte haben nun keinen Jetlag mehr, verbringen aber viel Zeit in Videokonferenzen. Was ist Ihr Ratschlag?
Man sollte kritisch hinterfragen, ob jede Videokonferenz auch wirklich nötig ist. Ich rate Firmen zu einem Entscheidungsbaum: Brauchen wir überhaupt ein Meeting oder lässt sich das Problem per Mail lösen? Und falls dann ein Treffen nötig ist: Muss es persönlich stattfinden, oder kann es nicht auch ein virtuelles Meeting sein?

Mehr: Video statt Flug: Unternehmen verzichten dauerhaft auf Dienstreisen

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