Klischee auf dem Prüfstand Macht ein BWL-Studium wohlhabend? Das denken unsere Instagram-Fans
Berlin Ein BWL-Studium ist der Karrieregarant schlechthin und verspricht Absolventen ein hohes Einkommen. So lautet zumindest ein gängiges Klischee. Immerhin sind im aktuellen Wintersemester 2017/2018 mehr als 240.000 Studenten für Betriebswirtschaftslehre eingeschrieben. Viele von ihnen haben jedoch mit Vorurteilen zu kämpfen. Auch auf dem Instagram-Kanal des Handelsblatts wurde kontrovers diskutiert, nachdem dort eine Statistik mit den beliebtesten Studienfächern in Deutschland gepostet wurde.
So meinte der User @arndtruhe: „Wenn du nicht weißt, was du werden willst außer wohlhabend, studierst du BWL.“
Zeit, die Vorurteile auf ihren Realitätsgehalt abzuklopfen. Was treibt BWL-Studenten wirklich an? Die Aussicht auf einen schicken Dienstwagen, fachliches Interesse oder pure Ahnungslosigkeit bei der Berufswahl? Vielleicht ist es aber auch eine Mischung aus mehreren Beweggründen?
Die Handelsblatt-Leser antworteten und erklärten, was sie dazu motiviert hat, ein BWL-Studium aufzunehmen.
Was folgte war eine Welle an Kommentaren. Interesse an Wirtschaft und Zahlen gaben die einen als Motiv an oder aber einfach die Leidenschaft für das Fach, wie @onurbuyukgok kommentierte. Einige entschieden sich für ein BWL-Studium, nachdem sie bereits eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatten. „Nach der Schule wusste ich nicht, was ich machen wollte. Also absolvierte ich eine kaufmännische Ausbildung als Grundlage und zur Orientierung. Nach dem Abschluss war mir sofort klar, dass das BWL-Studium folgen muss, da mich die Unternehmensführung einfach interessiert. Nach dem Master habe ich hervorragende Karriereaussichten und somit Spaß und Erfolg kombiniert“, meinte User @jz9294.
Userin @annkme fügte hinzu: „Nach meiner kaufmännischen Ausbildung fand ich ein BWL-Studium naheliegend. Die Vorurteile kennt man natürlich – aber da stehe ich drüber. Wer BWL nach dem Motto 'sonst fällt mir nichts ein' studiert, merkt ohnehin schnell, dass er falsch ist und bricht früher oder später ab.“
Die Grundstimmung ist eindeutig: die meisten BWL-Studenten sind es leid, ständig mit Klischees und Vorurteilen konfrontiert zu werden. So ärgerte sich User @mxmsmstrmnn über den Verfasser des Kommentars, der die Diskussion losgetreten hatte: „@arndtruhe sollte sich solche pseudo-kritischen Aussagen in meinen Augen sparen.“ Darauf konterte @arndtruhe: „Fahr dich runter, ich habe selber BWL studiert.“ Beendet hat er sein Studium nach eigener Auskunft aber nicht. Nach vier Semestern brach er ab. Inzwischen steht @arndtruhe kurz vor seinen Abschlussprüfungen als Industriekaufmann. „In der Ausbildung habe ich mein Interesse am Bereich Human Resources entdeckt. Jetzt wünschte ich, ich hätte es genau andersherum gemacht: erst Ausbildung, dann Studium.“
Was viele User eint, ist das Argument, nach einem BWL-Studium die Möglichkeit zu haben, eine Vielzahl an unterschiedlichen Berufen ergreifen zu können. Also entgegen des Vorurteils sind BWL-Studenten nicht planlos, sondern halten sich viele Optionen offen. Bei der Berufswahl haben sie einen Plan B. Das sieht auch User @oc_audios so: „In erster Linie habe ich das Studium gewählt, weil ich mir sicher war, dass mir kein anderes Studium die Kompetenz vermittelt, komplexe Sachverhalte analytisch anzugehen und zu lösen. Wichtig ist dazu, dass mich das Studium rein fachlich nicht zu schnell 'einengt'.“
Das BWL-Studium mag oft komplex und abstrakt sein, bietet den Studierenden aber auch je nach Interessenlange vielfältige Spezialisierungsmöglichkeiten. „Man lernt konzeptionell zu denken, zu strukturieren und sich zu organisieren“, erklärt Matthias Meyer-Schwarzenberger vom Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte. „Generell ist das Studium für jeden geeignet, der Interesse an wirtschaftlichen Fragestellungen im weitesten Sinne hat und Verantwortung übernehmen möchte - das Spektrum reicht dabei vom internationalen Steuerexperten über kreative Strategieberater bis hin zu Wirtschaftspädagogen, die die Weiterentwicklung von Mitarbeitern oder Teams organisieren.“
So motivierte auch Userin @miss.beezlebub.candygram die Aussicht auf Freiheit und große Auswahl an beruflichen Möglichkeiten nach dem Studium. Doch sie fügte hinzu: „Wohlstand ist mit BWL nicht unbedingt vorprogrammiert. Es kommt ganz darauf an, was man aus sich macht.“
Tatsächlich reicht das reine BWL-Studium oft allein nicht aus, um den Traumjob zu ergattern. Es ist auch wichtig, neben dem Studium (fachliche und berufliche) Kompetenzen zu erwerben, Praktika zu machen und sich beruflich zu orientieren. Daneben spielen auch Arbeitserfahrungen im Ausland und gute Sprachkenntnisse, vor allem in Englisch, eine große Rolle.
„Prinzipiell sind die Jobaussichten momentan exzellent, aber das kann man bei einem so breit gefächerten Studiengang wie BWL nicht pauschalisieren. In der Wirtschaftsprüfung werden derzeit sehr viele Einsteiger gesucht, im Controlling ist es deutlich schwieriger und im Personalbereich werden kaum Leute gesucht“, sagt Matthias Meyer-Schwarzenberger. Auch wenn einzelne Beratungs- und Industrieunternehmen dafür bekannt seien, dass sie ausschließlich Masterabsolventen einstellen: Oft reiche schon ein Bachelor für den Einstieg.
BWL-Absolventen werden in den unterschiedlichsten Branchen gesucht – vom Einzelhandel bis hin zur Autoindustrie. Dementsprechend variiert auch das Einkommen. Laut einer Studie von gehalt.de lassen sich die höchsten Einstiegsgehälter in der Unternehmensberatung und im Controlling erzielen: Absolventen verdienen hier über 50.000 Euro im Jahr.
Die Reaktionen der Leser zeigen, dass sie viele Vorbehalte gegenüber BWLern für ungerechtfertigt halten. Es sei nicht verwerflich, einen gut bezahlten Job anzustreben. Zudem gaben viele an, sich aus fachlichem Interesse für das Studium entschieden zu haben.
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