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Equal Pay Day „Teilzeit ist ein Gehaltskiller“

Frauen verdienen in Deutschland immer noch weniger als Männer. Für den Vergütungsexperten Sebastian Pacher von Kienbaum liegt das aber nur selten an Diskriminierung. Das niedrigere Gehalt beruhe auf ganz anderen Dingen.
19.03.2016 - 12:57 Uhr
In Berlin machen Sozialverbände aufmerksam auf die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Quelle: dpa
Equal Pay Day

In Berlin machen Sozialverbände aufmerksam auf die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Am 19. März ist Equal Pay Day in Deutschland. Entstanden ist der Tag für gleiche Bezahlung von Männern und Frauen Ende der 80er-Jahre in den USA. Hierzulande verdienen Frauen unbereinigt im Schnitt etwa 21 Prozent weniger als Männer, das hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Im europäischen Vergleich ist die Lücke nur in Estland (28,3 Prozent) und Österreich (22,9 Prozent) noch größer. Vergütungsexperte Sebastian Pacher vom Female Desk der Beratung Kienbaum erklärt die tieferen Hintergründe der auf den ersten Blick ungerechten Entlohnung von Frauen.

Herr Pacher, Frauen arbeiten in Deutschland 79 Tage umsonst im Jahr. Daran erinnert der Equal Pay Day. Nach Ihren Gehälteranalysen ist die dramatische Lücke zwischen dem Verdienst von Männern und Frauen gar nicht so eklatant. Warum?
Die Lücke von 21 Prozent sagt nicht sehr viel darüber aus, was Männer und Frauen verdienen, wenn sie eine vergleichbare Tätigkeit in vergleichbaren Unternehmen ausüben. In unserer Studie haben wir Frauen und Männer auf vergleichbaren Hierarchieebenen und Jobfamilien wie Marketing, Controlling oder Produktion miteinander verglichen, bei 8000 Positionen in 30 Unternehmen. Nicht zu leugnen ist: In einem Großteil der untersuchten Firmen gibt es Gehaltsunterschiede. Die bereinigte Gehaltslücke liegt aber bei rund fünf Prozent. Die Differenz ist also immer noch da, aber sie ist wesentlich kleiner.

Der Vergütungsexperte arbeitet am Female Desk der Managementberatung Kienbaum in Düsseldorf. Quelle: PR
Sebastian Pacher

Der Vergütungsexperte arbeitet am Female Desk der Managementberatung Kienbaum in Düsseldorf.

(Foto: PR)

Wo haben Sie die größte Gehaltslücke festgestellt?
In unserer Studie zeigt sich ein klares Bild: Je höher die Hierarchie umso geringer sind die Gehaltsunterschiede. Bei Sachbearbeitern und Spezialisten liegt die Differenz bei sieben respektive neun Prozent. Zwischen Männern und Frauen im Management jedoch sind so gut wie keine Unterschiede bei der Vergütung festzustellen. Das ist auch nicht verwunderlich.

Wieso nicht?
Wer oben in der Hierarchie angekommen ist, hat eine sehr ähnliche Arbeitshaltung und Lebenseinstellung. Wenn eine Frau die Entscheidung für einen Job trifft, der von ihr sehr hohen zeitlichen Einsatz, Flexibilität und Durchsetzungsstärke verlangt, dann verdient sie in der Regel auch genauso viel wie ihre männlichen Kollegen.

In den Führungsetagen sind Frauen aber immer noch Exoten…
Im Schnitt fällt Frauen der Weg nach oben deutlich schwerer. Neben der sprichwörtlichen „gläsernen Decke“ ist es vor allem das klassische Rollenbild, das Frauen auch unbewusst beeinflusst. Familie hat Vorrang vor Karriere – diese Einstellung ist bei Frauen immer noch deutlich stärker ausgeprägt als bei Männern. Auch weil die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach wir vor nicht optimal sind.

Alter schützt vor Lohnerhöhung
Demografischer Wandel
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Immer mehr Alte, immer weniger Junge: Der demografische Wandel bleibt ein gesellschaftspolitisches Thema. Doch nicht nur für Staaten, sondern auch für Unternehmen ist die Frage nach der Altersstruktur interessant. Nicht selten nämlich richtet sich das Gehalt eines Mitarbeiters nach seinem Alter und seiner Betriebszugehörigkeit, wie das Portal „Gehalt.de“ in seiner Studie „Gehaltsbiografie 2016“ herausfand.

(Foto: dpa)
Auszubildende
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Demnach verdienen Berufsanfänger im Alter von 20 Jahren mit einem Durchschnittsgehalt von 28.822 Euro am wenigsten. Im Durchschnitt verdiente ein Mitglied der Untersuchungsgruppe (etwa 215.000 Fach- und Führungskräfte) im Gesamtjahr 2015 rund 49.400 Euro. Überdurchschnittliche Verdienste sind laut Studie branchenübergreifend erst ab dem 35. Lebensjahr zu erwarten.

(Foto: dpa)
Fach- und Führungskräfte
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Unterscheidet man zwischen Fach- und Führungskräften, zeigt sich der erste gravierende Unterschied: Altersunabhängig verdienen Führungskräfte mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von rund 105.000 Euro mehr als doppelt so viel wie die untersuchten Fachkräfte (etwa 45.000 Euro). Im Vergleich zum Vorjahr stieg ihr Gehalt damit um 14 Prozent (Fachkräfte 3,8 Prozent).

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Gender-Pay-Gap wird größer
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Dass Frauen in der Regel weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, ist weit bekannt – und ebenso oft gescholten. Laut Studie beginnt die Entgeltlücke bereits mit dem Berufseinstieg im Alter von 20 Jahren und weitet sich im Laufe der Zeit aus – bei Führungskräften übrigens weit stärker als bei den Fachkräften. So erreichen weibliche Führungskräfte ein Maximalgehalt von rund 90.800 Euro jährlich im Alter von 50 Jahren (Steigerungsrate 227 Prozent). Bei männlichen Führungskräften dagegen steigt der Lohn im gleichen Zeitraum um 266 Prozent – und erreicht einen Höhepunkt von 131.000 Euro im Alter von 55 Jahren.

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Fachkräfte nach Geschlecht
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Auch bei den Fachkräften zeigt sich die Einkommensspreizung zwischen Mann und Frau, wenn auch unerheblich weniger dramatisch. So bleibt der Lohn bei weiblichen Fachkräften durchgehend auf unterdurchschnittlichem Niveau und stagniert ab einem Alter von 35, während sich die Männer zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr noch über geringe Gehaltszuwächse freuen dürfen – auf konstant überdurchschnittlichem Niveau.

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Akademiker
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Laut Studie ist ein akademischer Abschluss nach wie vor ein Garant für einen überdurchschnittlichen Verdienstverlauf. Dabei gilt: „Je besser der höchste Ausbildungsabschluss, desto größer die prozentualen Zuwächse des Gehaltes“, so die Studienautoren. Alle Fachkräfte ohne Studienabschluss müssen auf üppige Gehaltserhöhungen verzichten und verdienen insgesamt unterdurchschnittlich. Die besten Gehaltsaussichten besitzen Führungskräfte mit Uni-Diplom oder Master-Abschluss – kaum einen Mehrwert bietet dagegen die Weiterqualifikation zum Meister beziehungsweise Fachwirt.

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55+
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In den Alterstgruppen ab 50 Jahre lässt sich ein durchschnittlicher Rückgang der Gehälter um drei Prozent feststellen. Dieser hängt laut Studie vermutlich mit dem gleichzeitig gestiegenen Frauenanteil innerhalb dieser Alterskategorie zusammen.

(Foto: dpa)

Und viele Väter machen lieber Karriere als frische Windeln…
Das ist sicher häufig der Fall. Aber das ist auch ein Grund dafür, warum Lohnungleichheit nicht immer Ungerechtigkeit bedeutet. Ein recht großer Teil der Gehaltslücke ist durch persönliche Präferenzen erklärbar. Diskriminierung spielt bei der Gehaltsdifferenz in der Regel nur eine geringe Rolle. Etwa dann, wenn der Chef eine Mitarbeiterin nur deshalb bei Beförderung und Gehalt kleinhält, weil er davon ausgeht, dass sie noch Kinder bekommen will.

Ohne Kinder würden Frauen also gleich viel verdienen?
Studien zeigen, dass Frauen und Männer am Anfang des Berufslebens praktisch gleich bezahlt werden. Die Gehaltslücke entsteht erst im Laufe der Jahre, wird dann größer und verfestigt sich. Wenn Mütter im Beruf länger aussetzen und danach in Teilzeit arbeiten, ist der Karrierezug oft ohne sie abgefahren. Denn zwischen 30 und 40 Jahren werden die entscheidenden Weichen gestellt.

„Altersarmut ist oft weiblich“
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