Mission Possible for Women in Space: Warum Deutschland eine Astronautin braucht
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Mission Possible for Women in SpaceWarum Deutschland eine Astronautin braucht
Der zwölfte deutsche Mensch im All soll eine Frau sein, fordert die Initiative „Deutschland sucht die erste deutsche Astronautin“. Eine längst überfällige Mission um die männerdominante Raumfahrt-Welt wach zu rütteln.
Claudia Kessler
01.04.2016 - 10:36 Uhr
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Astronautin gesucht!
Die Mission „Deutschland sucht die erste deutsche Astronautin“ ist keine Casting-Show, sondern eine mehr als überfällige Initiative, um die männerdominante Raumfahrt-Welt etwas wach zu rütteln.
Wie viele deutsche Frauen kennen Sie, die schon im Weltraum waren? Richtig, keine. Bisher haben es nämlich nur elf männliche Astronauten ins All geschafft. Zeit also, endlich auch eine Frau zu schicken. Dafür plädiert die Raumfahrt-Expertin Claudia Kessler mit ihrer Mission „Deutschland sucht die erste Astronautin“. Sie ist CEO einer Personalvermittlung für Spezialisten in der Raumfahrtindustrie und gründete das Netzwerk Women in Aerospace Europe (WIA), um Frauen dabei zu helfen, in der männerdominierten Branche Karriere zu machen. Für unser Businessnetzwerk Leader.In hat die Weltraum-Managerin, die selbst keine Astronautin werden konnte, diesen Gastbeitrag geschrieben.
„Hey, Himmel, nimm den Hut ab, ich bin auf dem Weg!“, das sagte die Russin Valentina Tereschkowa am 16. Juni 1963 kurz vor ihrem Flug als erste Frau ins All. Und wenn es uns gelingt in 2020 – 57 Jahre später – die erste deutsche Frau ins All zu schicken, dann sollte zumindest der deutsche Himmel seinen Hut abnehmen!
Unsere Mission „Deutschland sucht die erste deutsche Astronautin“ ist keine „Casting“-Show, sondern eine mehr als überfällige Initiative, um die männerdominante Raumfahrt-Welt wach zu rütteln. Die deutsche Bevölkerung ist zu 51 Prozent weiblich, 52 Prozent aller Abiturientinnen sind weiblich, 52 Prozent aller Studenten sind weiblich, 45 Prozent aller Doktoranten sind weiblich – alle gesellschaftspolitischen und wirtschaftspolitischen Instanzen in Deutschland sind sich einig, dass wir die Frauen brauchen und fördern müssen, um unsere Zukunft als hoch technologisches Land zu sichern.
Aber auch die deutsche Wissenschaft hat ein hohes Interesse an Daten zu physiologischen, psychologischen und sozialen Anpassungen der Frau im All. Last but not least ist Deutschland der größte Beitragszahler des europäischen Anteils an der Internationalen Raumstation ISS! Da stellt sich einem doch irgendwann die Frage: Warum ist trotzdem noch keine deutsche Frau im All gewesen? Gibt es keine Frauen in Deutschland, die dazu fähig sind?
Tiere, Menschen und Roboter erobern das Weltall
Erste Versuche, Affen ins All zu schicken, gehen bis ins Jahr 1948 zurück. Am 11. Juni startete der Rhesusaffe „Albert I“ an Bord einer Rakete in Richtung Weltraum. Bereits ein Jahr später folgte ein weiterer Versuch mit „Albert II“, der eine Höhe von mehr als 130 Kilometern erreichte. Der Affe starb beim Aufprall auf die Erde.
Seit Beginn der 1950er Jahre wurden auch Hunde ins Weltall geschickt. Das erste Lebewesen, das gezielt in eine Erdumlaufbahn gebracht wurde, war im November 1957 die russische Hündin Laika. Das Tier überlebte die Reise nicht.
Mit 26 Jahren flog die russische Kosmonautin Valentina Tereschkowa im Juni 1963 als erste Frau in den Weltraum. Sie startete mit dem Raumschiff „Wostok VI“ und umkreiste in fast drei Tagen 48 Mal die Erde.
Im August 1978 brach der DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn mit dem Raumschiff „Sojus 31“ zur Raumstation „Saljut 6“ auf. Nach 124 Erdumkreisungen und einer Flugdauer von sieben Tagen, 20 Stunden und 49 Minuten kehrte er wieder zur Erde zurück.
Der US-amerikanische Unternehmer und Multimillionär Dennis Tito reiste 2001 als erster Weltraumtourist zur Internationalen Raumstation ISS – für rund 20 Millionen US-Dollar.
Der japanische Mini-Astronaut „Kirobo“ sprach 2013 als erster zweibeiniger Roboter im All zu den Erdbewohnern. Der kleine Blechmann soll den Forschern auf der ISS Gesellschaft leisten und gilt als guter Zuhörer.
Mit der Initiative „Die Astronautin“ wollen wir verdeutlichen, dass es genügend qualifizierte deutsche Frauen gibt, die den Auswahlverfahren für Astronauten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Europäischen Raumfahrt Agentur ESA genügen. Zweitens möchten wir zeigen, wie spannend – besonders für Frauen - Berufe in den naturwissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Bereichen sind.
Seit Jahren lässt sich der Trend nicht aufhalten, dass Mädchen in den sogenannten MINT-Fächern immer weniger präsent sind. Sie zu begeistern, ist eine wichtige Aufgabe unserer Mission. China macht es uns vor! Die chinesische Astronautin Wang Yaping hat Millionen Schüler vor den Fernsehern fasziniert. Ihre Experimente wurden an rund 80.000 Schulen übertragen. Einige Schüler konnten der Astronautin direkt Fragen stellen. Unterrichtsstunden aus dem All, was kann spannender sein?
Durch „Die Astronautin“ erhalten wir den Impuls, nach dem die Wirtschaft seit Jahren sucht, um Mädchen für die „trockenen“ Fächer wie Mathematik, Chemie, Physik und technische Studienzweige zu begeistern. Nur ein Beispiel, um die Notwendigkeit zu verdeutlichen: In den Forschungsabteilungen der Autobranche sind nur acht Prozent Frauen! Der Nachwuchs in naturwissenschaftlichen und technischen Branchen wird generell dringend benötigt. Ohne die Frauen dafür zu begeistern, bekommen wir dieses Problem nicht gelöst. Schließlich sind wir in unserem Hochtechnologieland ohne Bodenschätze abhängig von der Ressource Mensch.