Uns unterscheiden nur 1,6 Prozent unserer Gene vom Schimpansen. Patrick van Veen hat sich das genauer angesehen. Der studierte Biologe und Unternehmensberater war auch langjähriger Projektleiter bei einer Versicherung. In seinem Buch „Hilfe, mein Chef ist ein Affe“ (Knaus Verlag) zieht er spannende Parallelen. Einige Beispiele.
Bei den Bonobos haben ausnahmslos Weibchen das Sagen. Woran das liegt? Weil Sie extrem stark zusammenhalten und so die Männer von der Macht verdrängen. Bei den Menschen verbünden sich Männer untereinander sehr viel häufiger als Frauen. Vielleicht gibt es deshalb so wenige weibliche Führungskräfte?
Auch wenn sie nicht aufgeschrieben werden: In einer Affengruppen gibt es klare Regeln, ohne die nichts funktionieren würde. Kein anderes Tier ist uns da so ähnlich. Verstöße werden in beiden Fällen geahndet.
Was zu Stressreaktionen führt, ist bei Menschen und Affen ziemlich ähnlich. Genau wie auch die Methode, um allzu große Belastung abzubauen: mit Kampf oder Flucht. Was uns mit unseren nächsten Verwandten verbindet ist die Fähigkeit, nach Stressreaktionen verzeihen zu können.
Eine Gruppe Affen braucht einen starken Führer, der Ruhe ausstrahlt und ein Gefühl der Sicherheit verbreitet. Dabei sind die Kriterien, die an Leader gestellt werden, in einer Affengruppe erstaunlich ähnlich wie in einem Unternehmen.
Für einen erfolgreichen Machterhalt ist sowohl bei Managern als auch bei Affen eine Eigenschaft von größter Bedeutung: das Gefühl für nahende Bedrohungen. Gorilla-Alphatiere reagieren auf alles, was ihre Gruppe oder die eigene Stellung gefährden könnte. Und auch erfolgreiche Manager haben diese Eigenschaft, ohne es damit allerdings zu übertreiben.
Ein groß gewachsener Chef mit feinem Zwirn und makellosem Äußeren hat es einfacher, sich Respekt zu verschaffen. Alphatiere in einer Affengruppe leben genauso von ihren äußerlichen Attributen inklusive des Imponiergehabes.
Alphatiere scharen Freunde um sich, um die eigene Position zu festigen. Auch hier gibt es eine auffällige Parallele zwischen Managern und Affen. Wenn ein externer Chef kommt, bringt er oft alte Weggefährten mit ins Unternehmen und setzt sie auf wichtige Positionen, weil er ihnen blind vertrauen kann.
Affen können wie auch Menschen die Folgen ihres Verhaltens abschätzen. Wenn der Affe etwas scheinbar Selbstloses tut, macht er das nur, weil er sich einen Vorteil davon verspricht.
Affen lausen sich gegenseitig. Menschen erfüllen diese soziale Funktion auch – aber natürlich auf andere Art und Weise: Wir lausen mit Komplimenten und zeigen unser Interesse á la „Wie war es im Urlaub?“.
Auch das Essen ist sowohl in einer Affengruppe als auch im Betrieb ein wichtiges Momentum. Wer seine Nahrung teilt, bekommt Unterstützung. Der Gang in die Kantine, die Auswahl der Tischpartner und überhaupt die Sitzordnung sagt hier wie da eine Menge über die Gruppe aus.
Affen können sich schneller als fast alle anderen Tierarten an Veränderungen in ihrer Umgebung gewöhnen und sich anpassen. Und auch in einem Unternehmen ist diese Fähigkeit von größter Wichtigkeit.
Wenn neue Mitarbeiter in ein Unternehmen kommen, müssen sie sich beweisen und werden – mal mehr, mal weniger – kritisch beäugt. Wenn in eine Affengruppe ein neues Mitglied eintritt, was vor allem in Zoos passiert, ist es sehr ähnlich: Auch hier vollzieht sich die Eingewöhnung sehr behutsam.
Aber natürlich gibt es auch elementare Unterschiede im Verhalten zwischen arbeitenden Menschen und Affen. Dazu gehört vor allem die Tatsache, dass Affen ihren Tag immer in derselben Gruppe verbringen. Wir Menschen dagegen wechseln zwischen Familie und Arbeitskollegen. Umso schwieriger ist es für uns manchmal, beide Seiten gleichermaßen zufriedenzustellen.