Trendforscherin Christine de Panafieu: „Kommunen für Singles und Patchwork-Familien“
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Trendforscherin Christine de Panafieu„Kommunen für Singles und Patchwork-Familien“
Trendforscherinnen erklären uns den Alltag in 25 Jahren. Das Handelsblatt stellt drei Expertinnen Fragen, wie wir künftig leben. Die Soziologin Christine de Panafieu prophezeit eine Zersplitterung der Gesellschaft.
Immer mehr Menschen wohnen in „Kommunen“ – egal in welchem Alter. Dort gibt es private Rückzugsorte, aber auch Gemeinschaftsräume, in denen man zusammen kocht, isst und sich trifft.
(Foto: Getty Images)
Christine de Panafieu leitet das Trendforschungsinstitut Cosight in Paris. Die Soziologie-Professorin skizziert im Gespräch mit uns, wie wir in Zukunft leben und wohnen werden. Wie wirkt es sich auf unser Zusammenleben aus, wenn Arbeit und Freizeit immer mehr verschmelzen? Wie können Menschen in Gemeinschaft wohnen, obwohl Singles künftig in der Mehrheit sein werden? Diskutieren Sie diesen Beitrag auch in unserem Businessnetzwerk Leader.In – eine Initiative zur Vernetzung erfolgreicher Frauen und Männer aus der Wirtschaft.
Christine de Panafieu
„Singles bilden die neue Mehrheit. Und die Lebensformen werden immer vielfältiger.“
(Foto: Stephanie Fuessenich für Handelsblatt)
Frau de Panafieu, wie werden wir in 25 Jahren wohnen? In Zukunft werden noch viel mehr Menschen in der Stadt leben. Metropolen haben eine riesige Anziehungskraft, denn dort gibt es Arbeit und eine exzellente Versorgung mit Kultur, Bildung und Gesundheit. In unseren Städten wird es ganz neue Wohn- und Arbeitsformen geben. Neben vielen Single-Apartments gibt es Häuser für Patchwork-Familien, aber auch WGs von Gleichgesinnten. Immer mehr Menschen wohnen in solchen „Kommunen“ – egal in welchem Alter. Dort gibt es private Rückzugsorte, aber auch Gemeinschaftsräume, in denen man zusammen kocht, isst und sich trifft. Einige Menschen leben in Start-up-Gemeinschaften. Denn Arbeit und Freizeit verschmelzen immer mehr – ich nenne das „holi-work“ (holiday and work).
Zehn-Punkte-Plan für mehr Frauen im Management
Wer in der ersten Liga mitspielen will, muss auch bei der Frauenquote vorangehen.
Frauen an der Spitze sollten sichtbar sein. Eine Frau allein wird oft als Quotenfrau und nicht als Expertin wahrgenommen.
Das Signal: Frauen aus der Belegschaft können etwas werden. Mögliche Absicherung: Sie werden gezielt durch Mentoren gefördert.
Eine klare, ambitionierte Positionierung in der Frauenfrage setzt Signale nach innen und außen und zieht potenzielle Bewerberinnen an.
Nur wenn das Thema Frauen direkt auf Beurteilung und Vergütung durchschlägt, wird es ernsthaft angegangen. Nur dann öffnen Männer ihre Netzwerke.
Das macht Frauen als Expertinnen visibel und verschafft ihnen Netzwerke.
Frauen erhalten als Expertinnen Gehör und Respekt.
Familiäre Verpflichtungen grenzen sonst von Informationen und Entscheidungen aus.
Männlich konnotierte Begriffe wie „durchsetzungsstark“ schrecken viele Frauen von der Bewerbung ab.
„Wer sucht, der findet“, gilt auch für Personalberater.
Quelle: Marie-Claire Tietze, Senior Managerin bei KMPG und Expertin für Führungskultur und Vielfalt.
Was bringt diesen Wandel ins Rollen? In Europa werden Singles in der Mehrheit sein, in jeder Altersgruppe. Die typische Durchschnittsfamilie „Vater, Mutter, zwei Kinder“ stirbt aus. Jede zweite Mutter ist künftig alleinerziehend oder lebt trotz eines neuen Partners alleine. „Living apart together“ nennt sich das. Die meisten Singles vereinsamen nicht, sondern sind aktiv und vernetzt mit Freunden und Gleichgesinnten. Die Lebensformen werden immer vielfältiger, und gleichzeitig bilden Singles die neue Mehrheit.
Welche Folgen hat diese „Versingelung der Gesellschaft“? In der Gesellschaft vollzieht sich eine freiwillige Fragmentierung. Jeder kann seine Lebensform selbst bestimmen und sucht sich seine Nutzgemeinschaft. Allerdings haben die verschiedenen Gruppen nur wenig Kontakt miteinander. Sie wohnen isoliert in getrennten Stadtgebieten. Reiche bauen sich umzäunte Apartmentblocks mit Wachmann. Start-up-Kommunen separieren sich in Szenevierteln. Ich nenne es „Neo-Vergemeinschaftung“.Ärmere leben in Vorstadtgettos. Weil der soziale Zusammenhalt schwindet, sinkt auch das Verständnis füreinander. Die Entfremdung der Subgruppen kann zu starken sozialen Spannungen führen.
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